Köln – Bei den “Münchener AIDS-Tagen”, die vom 14. bis 16. März 2008 in Berlin stattfinden, steht die Diskussion über Diagnostik, Therapie und Prävention von HIV/Aids im Mittelpunkt der Fachdiskussion. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist mit Nachdruck darauf hin, dass Prävention durch “Safer Sex” die tragende Säule innerhalb der gesamten Aidspräventionsstrategie bleibt.
Die erfolgreiche Aidsprävention in Deutschland hat dazu geführt, dass die Infektionszahlen in Deutschland im europäischen Vergleich sehr niedrig geblieben sind. Verglichen zu anderen westeuropäischen Ländern liegt die Bundesrepublik im unteren Bereich.
Bei Menschen, die HIV-infiziert sind, führt die in Deutschland verfügbare HIV-Medikation zu einer Verbesserung der Lebenssituation. Das bedeutet aber keineswegs, dass auf Schutz verzichtet werden kann, denn Nebenwirkungen der Therapie und Resistenzentwicklungen dürfen nicht unterschätzt werden. Die BZgA warnt ausdrücklich davor, die bessere Behandelbarkeit als Entwarnung für die Prävention misszuverstehen.
Auch die kürzlich von der Schweizer Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen (EKAF) veröffentlichte Studienanalyse zur Infektiosität HIV-infizierter Menschen, die unter einer wirksamen antiretroviralen Therapie stehen, wird zur Zeit international wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Bislang liegen dazu international keine wissenschaftlich abgesicherten Empfehlungen vor. Es ist insbesondere zu befürchten, dass diese Veröffentlichung fälschlich als Entwarnung missverstanden wird und dadurch Menschen sich oder ihren Partner dem Risiko einer HIV-Infektion aussetzen.
“Nach wie vor ist es eine ganz wichtige Aufgabe der Aidsprävention, darauf hinzuweisen, dass trotz verbesserter medizinischer Behandlungserfolge Safer Sex, also vor allem Kondomnutzung, der entscheidende Schutz vor HIV ist und dass Kondome das Übertragungsrisiko für andere sexuell übertragbare Erreger deutlich senken”, betont Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. “Deshalb ist gerade jetzt die nationale Aidsprävention mit der Aufforderung zum Schutz durch Kondome unverzichtbar.”
Die aktuelle Kampagne zur Aidsprävention “Gib Aids keine Chance” Die Botschaften der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stützen sich auf wissenschaftlich begründete Erkenntnisse, die für die unterschiedlichen Gruppen in der Kampagne “Gib Aids keine Chance” zielgruppengerecht aufbereitet werden.
Spezielle Zielgruppenansprache: Hierzu gehören Jugendliche, die in eine Welt mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten hineinwachsen und entsprechend darauf vorbereitet werden müssen. Weitere zentrale Zielgruppen für HIV-Prävention sind Männer mit homosexuellen Kontakten, Freier und andere Menschen mit wechselnden Sexualpartnern. Diese Zielgruppen werden über Massenmedien wie Plakate, Kino- und Fernsehspots und Anzeigen angesprochen und darüber informiert, dass trotz besserer Behandelbarkeit auch heute noch HIV/Aids eine gefährliche Krankheit ist, vor der man sich schützen muss. Darüber hinaus entwickelt die BZgA regelmäßig individuelle Informationsangebote auf Internetportalen, in Informationsbroschüren und bietet direkte persönliche Kommunikation, z.B. über die Telefonberatung zur Aidsprävention.
Verstärkte Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten: Bei Vorliegen von sexuell übertragbaren Krankheiten ist das Risiko einer Infektion mit HIV deutlich erhöht. Deswegen werden schon seit einigen Jahren die Aufklärungsmaßnahmen zu sexuell übertragbaren Krankheiten kontinuierlich intensiviert und erweitert. Sie finden sich in allen Plakat-, Anzeigen- und Spotangeboten der BZgA. Außerdem stehen die komplexen Informationen verständlich aufbereitet unter http://www.stdinfo.de bereit.
Sensibilisierung und Qualifizierung der Ärzteschaft: HIV- Ärztinnen und Ärzte spielen bei der Prävention eine zunehmend wichtige Rolle. Zur Unterstützung ihrer Präventionsaufgaben in Verbindung mit der Diagnostik und Behandlung von HIV-Patienten entwickelt die BZgA deswegen zusammen mit der Deutschen AIDS-Hilfe, dem Kompetenznetz HIV/Aids und der Universität Bayreuth ein Curriculum.
Verstärkung der Prävention in der Hauptriskiertengruppe MSM (Männer, die Sex mit Männern haben): Etwa zwei Drittel der Neuinfektionen finden in der Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben, statt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung trägt mit ihrer langfristigen und umfangreichen finanziellen Förderung der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) dazu bei, dass derzeit eine neue, speziell an MSM gerichtete Kampagne entwickelt und erprobt wird.
“Wissenschaftliche Studien zur Effizienz von HIV-Prävention belegen, dass die in Deutschland praktizierte Aufklärung einer differenzierten Ansprache der verschiedenen Zielgruppen mit breit gestreuten, leicht verständlichen Informationen und Schutzbotschaften, ergänzt um jeweils spezifische Gesprächs- und Beratungsangebote, wirksam und erfolgreich ist. Dieses Modell ist für viele andere Länder in Europa ein Vorbild”, so Prof. Dr. Elisabeth Pott.