Neue Technologien, zukunftsweisende Programme, Behandlungsvorteile und ökologische Aspekte der Dialyse zu Hause standen beim 14. Kölner Heimdialysekongress des KfH am 26./27. April im Mittelpunkt. Der vom gemeinnützigen KfH ausgerichtete Fachkongress mit 16 Vorträgen, einem Workshop-Block und einer Podiumsdiskussion ist der einzige seiner Art in Europa, der sich ausschließlich mit Heimdialyseverfahren befasst. Über 370 Fachleute aus der Nephrologie, Berufsgruppen und Patientenvertretungen aus Europa und Singapur nahmen vor Ort teil, weitere digital; noch nie hatten so viele Menschen den Kongress seit seiner Gründung besucht.
Neu-Isenburg/Köln – Die Idee zum Heimdialysekongress entstand vor rund 30 Jahren durch Dr. med. Michael Nebel, stellvertretender Vorsitzender im KfH-Präsidium, früher leitender Arzt im KfH-Nierenzentrum Köln-Merheim. Inzwischen zeige der weltweit größte Kongress für Heimdialyse mit internationaler Besetzung, so der KfH-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. med. Dieter Bach, „wie aus kleinen Gedanken große Dinge entstehen können“. Bach verwies in Köln auf die vielen Argumente pro Heimdialyse, unterstrich die Bedeutung von Innovationen sowie die Notwendigkeit von industrieller Unterstützung und leitete damit den Hauptvortrag des Kongresses ein.
Selbstbestimmte, energiesparende Dialysebehandlung mit mobilen Geräten
Der in Singapur ansässige Chemiker Dr. Christian Blüchel stellte erstmals öffentlich die von ihm entwickelte Sorbent-Technologie vor, die kleinere wasser- und damit energiesparende Dialysemaschinen möglich macht. Mit 10 Kilogramm Gewicht passt das von Blüchel entwickelte Gerät sogar im Flugzeug ins Handgepäck. Zentrales Element der neuen Methode ist eine sogenannte Sorbent-Kartusche, welche die verbrauchte Dialysatlösung reinigt, sodass sie in der laufenden Behandlung wiederverwendet werden kann. Dr. med. Benno Kitsche, Geschäftsleiter Heimdialyse im KfH und einer der wissenschaftlichen Leiter des Kongresses, sieht mit der neuen Technologie für mobile, kleine und ökologische Geräte „eine Zeitenwende“ kommen: „Es wird die Welt der Nierenersatztherapie verändern, wenn nicht mehr 350 bis 600 Liter Trinkwasser pro Dialysebehandlung verbraucht werden, sondern nur fünf Liter.“ Blüchel sagt: „Anstelle von Maschinen, die Zeit und Ort der Dialyse bestimmten, könnten dann Patientinnen und Patienten über Zeit und Ort ihrer Dialysebehandlung entscheiden.“ Der Entwickler schätzt, dass schon in anderthalb Jahren die Zulassung für die Geräte vorliegen kann.
Mit Dialyse zu Hause den wachsenden Herausforderungen begegnen
Heimdialyseverfahren wie die Peritonealdialyse und die Heimhämodialyse sind in Deutschland im internationalen Vergleich unterrepräsentiert, obwohl sie die bestmögliche Lebensqualität bei gleichwertiger Qualität der Behandlung ermöglichen und auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit Vorteile mit sich bringen. Nur knapp sieben Prozent der dialysepflichtigen Menschen in Deutschland behandeln sich selbst zu Hause, unter den rund 18.000 KfH-Patientinnen und -Patienten sind es zehn Prozent. Kitsche sieht hohen Bedarf für alternative Konzepte wie der Heimdialyse, damit die drei großen Herausforderungen für die Dialyse der Zukunft bewältigt werden könnten: die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, den Wasser- und Energiebedarf der Dialyse zu reduzieren sowie genügend Personal vorzuhalten.
„Selbstbestimmte Heimdialyse ist das Nonplusultra“
Für mehr Heimdialyse sprach sich aus eigener Erfahrung auch Jörg Rockenbach, Vorsitzender des deutschlandweiten Netzwerks Heimdialyse Patienten e.V., aus. Er berichtete von seiner inzwischen 21jährigen Heimhämodialyse mit sechs dreistündigen Behandlungen pro Woche: „Die selbstbestimmte Dialyse ist das Nonplusultra für mich.“ Rockenbach fährt rund 4.000 Kilometer im Jahr mit dem Rad und hat 2023 das Deutsche Sportabzeichen in Gold absolviert. Er appellierte an die Ärztinnen und Ärzte, ihre Patientinnen und Patienten durch eine gute Aufklärung und Beratung über alle Dialyseverfahren zu informieren und geeignete Betroffene zum eigenverantwortlichen Heimverfahren zu ermutigen.
Hintergrundinformation:
Das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. steht für eine qualitativ hochwertige und integrative nephrologische Versorgung nierenkranker Patientinnen und Patienten. Es wurde im Oktober 1969 gegründet und ist damit zugleich der älteste und größte Dialyseanbieter in Deutschland. In mehr als 200 KfH-Zentren werden rund 18.000 Dialysepatientinnen und -patienten sowie aktuell mehr als 73.000 Sprechstundenpatientinnen und -patienten umfassend behandelt.