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Wohnen im Alter – Visuelle Barrierefreiheit in Altenheimen und Privatwohnungen

Wohnen im Alter – Visuelle Barrierefreiheit in Altenheimen und Privatwohnungen

Senioren brauchen Farbkontraste

Ober-Ramstadt – In Altenheimen haben gezielt eingesetzte Farben eine wichtige Funktion: Sie schaffen nicht nur eine behagliche Atmosphäre, sondern helfen Dementen und Sehbehinderten auch bei der räumlichen Orientierung und warnen sie optisch vor Barrieren. Außerdem verbessern sie die Stimmung des Personals.

Junge Leute finden Räume mit weißen Wänden und hellem Holzboden schick. Aber für ältere und in der Regel oft auch sehbehinderte Menschen seien sie „der reine Horror“, sagt Imme Bode. Die für wissenschaftliche Recherchen zuständige Mitarbeiterin im Caparol FarbDesignStudio (Ober-Ramstadt) erklärt den Grund: „Sie sehen eine undefinierte helle Masse, weil sie die einzelnen Raumelemente nicht voneinander unterscheiden können“.

Die Designerinnen im FarbDesignStudio haben einige Dutzend Altenheime in Deutschland besucht und glauben, dass vor allem bei den älteren Einrichtungen die Umgebungs- und Raumqualität ohne großen Aufwand mit geeigneten Farben verbessert werden könnte. Alle zehn Jahre ist ohnedies eine Renovierung fällig. Im Auftrag von Caparol hat Imme Bode Erfahrungswissen aus der Altenpflegepraxis und Studien über das Wohnen im Alter ausgewertet, darunter Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt „Demenz und Architektur“ der Technischen Universität Dresden. Dort wurde untersucht, welche baulichen und gestalterischen Maßnahmen in der Architektur dazu beitragen können, die Selbstständigkeit älterer Menschen und ihre sinnliche Ansprache zu fördern.

Zusammen mit 12 Architekten hat das Ober-Ramstädter Unternehmen Caparol Farbkonzepte für „Wohlbefinden, Orientierung und Anregung“ im Alter entwickelt. Da die Wohnraumgestaltung ganzheitlich sein soll, arbeitet die Firma gewerbeübergreifend mit Forbo zusammen. Demnächst sollen auch Beleuchtungs- und Textilhersteller miteinbezogen werden.

Das Team in FarbDesignStudio hat sich über Bedürfnisse, Kompetenzen und Defizite alter Menschen informiert. Sie wissen, dass über Achtzigjährige die fünffache Lichtstärke brauchen, dass ab dem 70. Lebensjahr Farben blasser wahrgenommen und Nuancen im blau-grün-Bereich schlechter voneinander unterschieden werden. Ausgerecht Blau, die Lieblingsfarbe vieler Menschen, werde nicht mehr gut erkannt, weil die Pupille vergilbt.
Visuelle Barrierefreiheit wird durch Farbkontraste erreicht. Diese fördern die Wahrnehmung und helfen bei der Orientierung in den Fluren der Altenheime, aber auch im privaten Bereich, wenn zum Beispiel auf Stützen im Innenraum geachtet werden muss. Stühle und Mobiliar sollten zur besseren Unterscheidung nicht Ton in Ton ausgewählt werden.

Farblich besonders stark von der Umgebung hervorgehobene Stufen und Barrieren verringern die Sturzgefahr. Bode: „Die räumliche Umgebung muss sich besonders Menschen mit demenziellen Einschränkungen erklären, da diese das nicht mehr kognitiv leisten können“. Die Umgebung kann ihnen durch die Kontraste also Informationen vermitteln

Andreas Gradinger, Bereichsleiter für „Health Care“ bei den Deutschen Amphibolin Werken von Robert Murjahn, weist noch auf einen anderen positiven Aspekt hin, auf den er von Heimleitern hingewiesen wurde: Auch die Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen empfinden eine gute Farbgestaltung als wohltuend und aufmunternd. Sie sei eine unterstützende Maßnahme, um das Personal bei der Stange zu halten.

Farben können aufregen, anregen, beruhigen. Deshalb wurden unterschiedliche Konzepte für die verschiedenen Funktionsbereiche in einem Heim oder einer Wohnung konzipiert. In den Zimmern, in denen sich die Senioren am häufigsten aufhalten, sollte eine ruhige Atmophäre geschaffen werden; dort dürfen die Kontraste schwächer sein. Außerhalb ihrer vier Wände aber sollten sie durch kräftige Akzenttöne sinnlich animiert werden.

Mit den Konzepten des Programms „Lebensräume“ können sich ältere Menschen die Farben aus der Natur in ihre Umgebung holen. Die jeweils zehn aufeinander abgestimmten Nuancen tragen die poetischen Namen „Sommerfrische“, „Rosengarten“, „Meeresbrise“, „Landpartie“ und „Frühlingswiese“.

Caparol hat seine „Lebensräume-Konzepte“ ab 2013 auf Fachmessen vorgestellt und dafür mehrere Auszeichnungen gewonnen.

Wo und was: Wer sich – auch für den privaten Bereich – für Farbkonzepte für ältere Menschen interessiert, kann sich im Internet unter www.caparol.de/service/health-care/lebensraeume.html informieren.