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Wirklichkeit der Psychotherapie in Deutschland – aktuelle Umfrageergebnisse von therapie.de

Überfordert und unterversorgt? Umfrageergebnisse über Seelische Gesundheit und Psychotherapeutische Versorgung in Deutschland

München – Die zweite Studie von Pro Psychotherapie e.V. zeigt, wie es um die Seelische Gesundheit der Deutschen steht und wie sie die Qualität der psychotherapeutischen Versorgung (PTV) einschätzen. Für 91% der befragten Menschen ist die seelische Gesundheit wichtig oder sehr wichtig für das eigene Wohlbefinden. Als sehr stark belastet und dringend hilfsbedürftig schätzen sich rund 6% der Befragten ein. Richtig zufrieden mit der PTV in Deutschland sind nur 25% der Befragten.

Frauen und Männer haben unterschiedliche Prioritäten. Während drei Viertel der Frauen die seelische Gesundheit für sehr wichtig halten, ist es bei den Männern nur die Hälfte.

Die Hälfte der Umfrageteilnehmer hält sich für psychisch belastet. Dies ist im ländlichen Raum mit 56% größer als bei Stadtbewohnern (47%) und Großstädten (49%). Zwischen 40 und 60 Jahren ist der Anteil der Belasteten am größten, fällt aber nach dem 60. Lebensjahr deutlich. Damit scheint die Erwerbstätigkeit ein bestimmender Faktor bei psychischen Problemen zu sein. Sehr stark psychisch angegriffen fühlen sich 6% der Befragten. Zwei Drittel von ihnen streben einen Therapiebeginn innerhalb eines Jahres an. Hier sind Leidensdruck und Bedarf an einem raschen Therapiebeginn sehr groß und die fehlende zeitnahe Hilfe besonders problematisch.

Etwa 35 % aller Umfrageteilnehmer haben bereits einmal selbst nach einem Therapeuten gesucht oder waren gerade dabei. Rund 28% der Suchenden finden den benötigte Therapieplatz nicht: Jeder Zehnte hat die Recherche abgebrochen, jeder Fünfte schaut noch. Menschen, die zum ersten Mal einen Therapeuten suchen, sind bezüglich ihrer Erfolgsaussichten zurückhaltend und halten zu 24% einen schnellen Therapiebeginn für sehr wahrscheinlich. Diese niedrige Quote wird vor allem auf die bei der Suche erfahrenen Schwierigkeiten zurückgeführt.

Genau 31% der Befragten verfügen Therapieerfahrung. Die Einschätzung, dass eine Therapie geholfen oder sehr geholfen hat, ist gegenüber 2008 um 17% auf 65% gestiegen. Am hilfreichsten waren Therapeuten, die die Klienten über das Internet (40%) oder über eine persönliche Empfehlung (42%) gefunden haben. Darüber hinaus geben 20% der Betroffenen, die eine Therapie durchgeführt oder zumindest begonnen haben an, dass ihnen die Therapie (bisher) nicht geholfen habe.

Trotz aktiver Bemühungen finden 42% der Hilfesuchenden also keinen Therapeuten. Diese Erfahrungen zeigen, dass die PTV in Deutschland nach wie vor verbesserungsbedürftig ist: Laut Betroffenen gibt es vor allem zu wenige freie Therapieplätze oder Therapeuten und häufig unzureichende oder verwirrende Informationen. Suchdauer und Wartezeiten werden als zu lang empfunden. Die erfahrenen Schwierigkeiten spiegeln sich in der Zufriedenheit mit der PTV: Nur ein Viertel aller Befragten ist „zufrieden“(21%) oder „sehr zufrieden“ (4%) mit der PTV. Fühlen sich die Betroffenen durch die Therapie geholfen sind immerhin ein Drittel von ihnen zufrieden (25%) oder sehr zufrieden (8%). Der Ruf der PTV ist allerdings noch schlechter als die Wirklichkeit: lediglich 22% der Menschen, die selbst noch keine Erfahrungen mit Psychotherapie oder einer Therapeutensuche gemacht haben, sind zufrieden oder sehr zufrieden mit der PTV.

Zur Studie: Die erste Befragung erfolgte im Herbst 2008. Die Umfrage 2011 wurde internetbasiert durch die researchnow GmbH im Oktober durchgeführt und ist nach Alter und Geschlecht bevölkerungsrepräsentativ. An den Interviews nahmen 338 Personen, die älter als 16 Jahre sind, teil.

Mehr Umfrageergebnisse hier: www.therapie.de/psyche/info/fragen/psychotherapie-umfrage-2011/