Wirbelsäulenverletzungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Erst recht nicht, wenn Betroffene nach erfolgreicher Therapie wieder Sport treiben wollen. Bei den 15- bis 30-Jährigen ist der jeweils intensiv betriebene Sport selbst zu rund 14 Prozent die Ursache schwerer Wirbelsäulenverletzungen. Um welche es sich meist handelt und wie sie therapiert werden – darüber referierte Dr. med. Markus Pietrek, Wirbelsäulenchirurg und Leitender Arzt der Klinik für Spinale Chirurgie an der Schön Klinik Hamburg Eilbek auf dem 15. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie. Der Kongress versorgt Experten jedes Jahr mit hochkarätigem Wissen.
Schwere Wirbelsäulenverletzungen entstehen u.a. häufig beim Skifahren, im Kampfsport, beim Reiten und bei Kontaktsportarten wie American Football und Rugby. Im Fußball und Basketball dagegen gibt es sie nicht so häufig.
Überwiegend sind es Wirbelbrüche, seltener auch traumatische Bandscheibenschäden, wenn der Sportler eine genetische Veranlagung dafür hat. In letzterem Fall reicht schon eine falsche Bewegung vor allem in den Rotations-Sportarten, wie z.B. Golf oder Tennis, und schon kann eine Bandscheibe funktionsuntüchtig werden.
Bei stabilen Brüchen der Halswirbelsäule, unteren Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule reichen eine konservative Therapie mit vorübergehender Sportkarenz und Schonung, und nachfolgend einem Training ohne Belastung der Wirbelsäule. Nach 8 Wochen kann das Training erhöht werden, nach 10 bis 12 Wochen kann der Sportler meist wieder in das sportartspezifische Training einsteigen.
„Stärkere Brüche hingegen sind meist eine OP-Indikation“, so Dr. Pietrek, „Hier kommt es darauf an, in welchem Winkel, also wie schräg der Wirbel steht, und welche Anteile betroffen sind.“ Bei über 15 bis 20 Grad sollte der Patient möglichst schnell, das heißt binnen 2 bis 4 Tagen operiert werden. Es handelt sich um einen kleinen Eingriff mit vier Schrauben, die nach einem dreiviertel Jahr wieder entfernt werden. Bereits am Tag nach der OP gibt es schon eine physiotherapeutische Mobilisation, 14 Tage nach der OP kann der Betroffene langsam wieder mit einem leichten Training beginnen. Pietrek: „Meist erreichen die Sportler nach einem Jahr das Level, was sie vorher hatten – auch wenn die OP an der Halswirbelsäule stattfand.“
Bei Berstungsbrüchen, wo ein Großteil des Wirbels komplett „kaputt ist“, wird es schon schwieriger und langwieriger. Hier muss für einen Wirbelkörper-Ersatz gesorgt werden, der lange einheilen muss.
Wirbelbrüche mit Rückenmarksverletzungen sind der Worts Case: meist gibt es dann kein Zurück mehr in den ursprünglichen Sport.
Die sehr individuell gestalteten Trainingstherapien nach den Operationen umfassen ein breites Spektrum. Entscheidend für den Erfolg ist ein stetes Begleiten der Behandlung durch das gesamte Team von Physiotherapeuten, Sporttherapeuten, behandelnden Ärzten und natürlich den Trainern. In Hamburg wurde dazu ein spezielles Programm („Return to Activity“) entwickelt, welches Patienten nach ihrer Wirbelsäulen-OP im eigenen großen Trainings- und Therapiezentrum durchlaufen.