Berlin – Anlässlich des International Overdose Awareness Day (IOAD) am 31. August plädieren Experten erneut für eine Reform der ärztlichen Vergütung in der Drogenersatztherapie. „Wir könnten bei besonders stabilen Patienten die Kontakte in der Substitutionstherapie deutlich reduzieren und die Mediziner vom Erfordernis der täglichen Einbestellung der Patienten entlasten. Das Problem ist jedoch ein veraltetes Vergütungssystem, das Ärzte und Patienten eng aneinander kettet, und eine tägliche Einbestellung der Patienten im Vergleich zu anderen, im Einzelfall besseren therapeutischen Versorgungsansätzen ökonomisch deutlich überbewertet“, sagt der Facharzt für Allgemein- und Substitutionsmedizin, Dr. Konrad Cimander, in einem aktuellen Video-Gespräch zusammen mit dem Geschäftsführer des IGES Instituts, Hans-Dieter Nolting, und der iX-Media. Dabei erläutern die beiden Fachleute das Vergütungssystem ZamS (Zukunftssicherung der ambulanten Substitutionstherapie). ZamS wurde am IGES Institut in Kooperation mit einer Arbeitsgruppe von Substitutionsmedizinern entwickelt.
„Wir haben mit dem Konzept ‚ZamS‘ versucht, die Wahl des therapeutisch richtigen Weges weitgehend frei von Anreizen – und Fehlanreizen – der gegenwärtigen EBM-Vergütung in der Substitutionstherapie zu stellen“, erläutert Hans-Dieter Nolting die Ansätze des IGES-Instituts. Grundlage sei dabei eine andere Verteilung der Vergütungen, wobei das Vergütungsvolumen insgesamt etwa gleichbleiben würde. Erklärtes Ziel sei es, die drohende Mangelversorgung in der Substitutionstherapie in Deutschland zu verbessern, die aus einer abnehmenden Zahl von Substitutionsärztinnen und -ärzten bei gleichzeitig steigender Patientenzahl resultiert. Der IGES-Ansatz sei darauf ausgerichtet, die individuelle therapeutische Entscheidung zwischen Arzt und Patient zu stärken und ärztliche therapeutische Entscheidungen weitgehend EBM-neutral zu stellen.
ZamS adressiert die aktuellen Mängel auf drei Ebenen und setzt entsprechend neue Anreize:
- Bei der Versorgungsqualität – unter anderem durch eng an die Anzahl und Dauer der Gespräche zwischen Arzt und Patient gekoppelte Vergütung sowie die weitgehende Unabhängigkeit der Vergütung von der Vergabeform.
- Bei der Wirtschaftlichkeit – indem unter anderem die Vergütung an die zentralen Elemente einer qualitativ hochwertigen und erfolgreichen Substitutionstherapie gekoppelt wird.
- Beim Zugang der Patienten zur Versorgung – durch eine Stärkung der Attraktivität von Kooperationsvereinbarungen von Suchtmedizinern mit anderen Fach- und Hausärzten, die eine wohnortnahe Versorgung der Patienten ermöglichen und somit lange Anfahrtswege für die Patienten vermeiden.
„Wir hoffen damit, die therapeutischen Vielfalt in der Substitutionstherapie – tägliche Vergabe, Take home oder die neuen Möglichkeiten der Depot-Substitution – von ökonomischen Anreizen und Zwängen neutral zu stellen und auf diese Weise mehr ärztliche Ressourcen für den wachsenden Behandlungsbedarf freisetzen zu können“, so Hans-Dieter Nolting und Dr. Konrad Cimander zusammenfassend.
Das Video-Gespräch zum ZamS-Konzept kann bei der iX-Media (www.ix-media.de/spotlight/) nachgesehen werden. Für weitere Informationen besuchen Sie gern www.iges.com/substitution oder wenden sie sich direkt an Sandra Jessel, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim IGES Institut, unter der Mailadresse presse@iges.com.