Neuherberg – Warum Menschen in ihrer Körpergröße stark variieren, beginnen Wissenschaftler immer besser zu verstehen. Eine internationale genomweite Studie unter Beteiligung von Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München entdeckte zehn neue Gene, die die Körperlänge beeinflussen. Sie lieferte gleichzeitig überraschende Einblicke in biologische Netzwerke, die für das Größenwachstum wichtig sind.
Die in der neusten Ausgabe von Nature Genetics veröffentlichte Meta-Analyse basiert auf Daten von mehr als 26 000 Personen. Sie verifizierte einige schon bekannte Gene, lieferte aber auch zehn neu entdeckten Gene, die zusammen mit zwei bereits bekannten genetischen Polymorphismen einen Größenunterschied von rund 3,5 Zentimetern erklären.
Diese Meta-Analyse lieferte neue biologische Erkenntnisse. Einige der identifizierten Gene interagieren mit der microRNA let-7, die die Regulation anderer Gene beeinflusst. Dieser Zusammenhang war bisher völlig unbekannt. Einige andere SNPs deuten auf eine Modifikation der Struktur von Chromatin, die Chromosomen umgebenden Proteine, hin.
Die Ergebnisse könnten darüber hinaus Relevanz für Patienten mit vererbten Wachstumsproblemen oder mit Problemen in der Knochenentwicklung haben, da einige der neu entdeckten Gene seltene Mutationen besitzen, von denen ein Zusammenhang mit anormalem Skelettwachstum bekannt ist. Nur durch weitere funktionelle Studien wird es gelingen die Mechanismen, dieser wachsenden Liste das Wachstum beeinflussender Gene, vollständig aufzuklären.
Als deutscher Beitrag flossen in die internationale Studie genomweite Daten von rund 5600 Teilnehmern der Augsburger KORA-Studie ein. Die Daten wurden von den Wissenschaftlern Dr. Christian Gieger, Dr. Susana Eyheramendy, PD Dr. Thomas Illig, Dr. Iris M. Heid und Prof. Dr. Dr. H.-Erich Wichmann am Helmholtz Zentrum München analysiert. Die genomweiten DNA-Chips, die es erlaubten, 500 000 der häufigsten Varianten des menschlichen Genoms zu bestimmen, wurden unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Meitinger an den Instituten für Humangenetik und Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München analysiert. Gesamtkoordinator der Meta-Analyse war Dr. Guillaume Lettre, die Gesamtleitung hatte Prof. Joel Hirschhorn, beide vom Broad Institute des MIT und der Harvard Universität, Cambridge. Die Untersuchungen liefen im Rahmen des kürzlich formierten Konsortiums zur genetischen Erforschung der Größe und des Übergewichts (GIANT, Genetic Investigation of ANthropometric Traits).
Zusammen mit der zeitgleich in Nature Genetics publizierten Studie britischer Wissenschaftler beträgt die Gesamtzahl der bekannten “Größen-Gene” derzeit 26.
Weitere Informationen
Lettre G et al. Identification of ten loci associated with height and previously unknown biological pathways in human growth. Nature Genetics; 2008, 40(5): pp584 – 591
Weedon MN et al. Genome-wide association analysis identified 20 loci that influence adult height. Nature Genetics; 2008, 40(5): pp575 – 583 Redaktion