Berlin – Experten rufen nach umfassenden Impfungen für Flüchtlinge, doch es gibt Engpässe bei wichtigen Impfstoffen. Wie der Branchendienst APOTHEKE ADHOC berichtet, sind von den rund 70 Vakzinen auf dem Markt derzeit 14 von Lieferschwierigkeiten betroffen – also jede fünfte. Probleme bereiten den Herstellern vor allem die Komponenten gegen Keuchhusten (Pertussis) und Kinderlähmung (Polio). Betroffen sind daher die Kombinationsimpfstoffe für die Grundimmunisierung von Kleinkindern.
Bei Kinderärzten kommen vor allem Kombinationsimpfstoffe gegen Tetanus, Diptherie, Keuchhusten, Polio und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) zum Einsatz; gegebenenfalls gibt es zusätzlich eine Komponente gegen Hepatitis B. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt die erste Impfung ab zwei Monaten.
Derzeit haben aber die beiden wichtigsten Hersteller Lieferprobleme: GlaxoSmithKline will den Fünffachimpfstoff (Infanrix-IPV+Hib) ab Ende Oktober wieder im Markt haben; der Sechsfachimpfstoff (Infanrix Hexa) ist zumindest in den Großpackungen derzeit erhältlich. Sanofi Pasteur MSD kann keinen der beiden Impfstoffe (Pentavac, Hexyon) liefern und geht momentan davon aus, erst Ende des Jahres wieder lieferfähig zu sein.
Die weltweit stark angestiegene Nachfrage für Impfstoffe mit Pertussis-Komponente übersteige die vorhandenen Produktionskapazitäten, hieß es von Sanofi Pasteur MSD. Verzögerungen bei der internen Qualitätskontrolle und ein erhöhter Marktbedarf für Polio-Auffrischimpfungen wurden dagegen von GSK als Ursache genannt. Beide Hersteller hatten zuletzt auch Lieferprobleme bei ihren Vierfachimpfstoffen (Repevax, Boostrix Polio), die zur Auffrischung bei Erwachsenen eingesetzt werden.
Ebenfalls zu den Standardimpfungen bei Kleinkindern ab elf Monaten gehört die Immunisierung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen. GSK hat den Vierfachimpfstoff (Priorix Tetra) derzeit in der Einzeldosis nicht vorrätig. Der Dreifachimpfstoff (Priorix) fehlte zuletzt in allen Packungsgrößen; seit gestern gibt es wieder Ware. Eine Alternative gibt es von Sanofi Pasteur MSD (MMR Vaxpro).
Auch andere Impfstoffe sind von Engpässen betroffen. So sind etwa die beiden verfügbaren Vakzine gegen Typhus (Typhim Vi, Typhoral L) derzeit nicht erhältlich. Ohne Alternative sind auch Patienten, die den Polio-Impfstoff IPV Merieux von Sanofi Pasteur MSD brauchen. Bei den Impfstoffen gegen Hepatitis A gibt es einzelne Schwierigkeiten.
Lieferprobleme bei Impfstoffen zwingen Ärzte dazu, Impfungen zu verschieben oder auf Komponenten zu verzichten. Die Liefersituation analysiert hat Markus Kerckhoff, Leiter der Schloss-Apotheke in Bergisch-Gladbach. Die Situation hat sich aus seiner Sicht zuletzt deutlich verschlechtert; die aktuellen Probleme seien besonders dramatisch. Denn aufgrund der Flüchtlingssituation komme es zu einer erhöhten Nachfrage nach den Standardimpfstoffen.
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