Frankfurt – Chronische Infektionen mit Viren oder Bakterien können chronische Schmerzen verursachen. So leiden etwa Aids-Patienten häufig unter Schmerzen. Opioide, morphinähnliche Medikamente, sollten bei HIV-infizierten Patienten jedoch nicht über längere Zeit eingesetzt werden, da sie die Ausbreitung der Infektion im Körper begünstigen. Dies werde zu selten beachtet, erklären auf Experten auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt. Auch eine Gürtelrose kann schwer behandelbare chronische Nervenschmerzen zur Folge haben. Hier kann eine Impfung für Erwachsene verbeugen.
Patienten, die mit dem Aids-Erreger HIV infiziert sind, leiden ebenso wie Patienten mit dem Vollbild der Immunschwächekrankheit häufig unter unklaren Schmerzzuständen. Nerven- oder Kopfschmerzen sind ein Beispiel. Diese beeinträchtigen die Lebensqualität und die Bereitschaft der Patienten, ihre Medikamente einzunehmen, also die Compli-ance, erklärt die Neurologin Professor Gabriele Arendt vom Universi-tätsklinikum Düsseldorf auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag. Etwa ein Drittel der Patienten leidet beispielsweise unter therapiebedingten Schmerzen, die durch bestimmte Medikamente verursacht werden. Diese unerwünschten Nebenwirkungen werden jedoch inzwischen seltener, seitdem die betreffenden Substanzen seltener eingesetzt und von neueren Medikamenten verdrängt werden, sagt Arendt.
In diesen Fällen ist eine gründliche Diagnostik wichtig. Denn bei manchen Schmerzen, etwa degenerativen Nervenschmerzen, können die Ärzte nur symptomatisch die Pein mit Schmerzmitteln behandeln. Werden die Schmerzen hingegen etwa von opportunistischen Erregern verursacht, ist eine ursächliche Therapie möglich. Seitdem die HIV-Infektion und Aids aufgrund therapeutischer Möglichkeiten zu einer chronischen Erkrankung geworden sind, gewinnen auch die Schmerzprobleme an Bedeutung, sagt Arendt, was allerdings von vielen Ärzten noch nicht im erforderlichen Maße beachtet würde. Der Fokus läge oft nur auf der sogenannten Viruslast, weniger auf den Folgen, die diese Infektion auch nach sich zieht.
Die Suche nach der genauen Schmerzursache und eine spezifische Therapie ist auch deshalb wichtig, weil Opioide, morphinähnliche Medikamente, bei einer längerfristigen Behandlung die Bindungsstelle des HI-Virus, (CD4-Rezeptor) auf Zellen für den Erreger sensibler machen und damit die Ausbreitung der Erreger im Körper erleichtern können. Ebenso gibt es Wechselwirkungen mit zwischen den virushemmenden Arzneimitteln und anderen Medikamenten, die zur Schmerzbehandlung eingesetzt werden.
Impfung gegen Gürtelrose. Bei älteren Patienten vor allem kann eine Gürtelrose (Herpes Zoster) Komplikation verursachen: chronische Ner-venschmerzen. Auslöser einer Gürtelrose sind Varizella-Zoster-Viren, die Erreger der Windpocken. Jährlich erkranken in Deutschland ca. 760.000 Menschen, meistens im Kindesalter, an Windpocken. Bei die-sen gehen die Erreger in Ganglienzellen auf Tauchstation. Wird die zelluläre Immunabwehr bei älteren Menschen schwächer oder durch Erkrankungen gehemmt, werden die Viren erneut aktiv und verursachen dann eine Gürtelrose, erklärt Professor Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie am Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Davon sind hierzulande etwa 350.000 Patienten pro Jahr betroffen. Abhängig vom Alter der Patienten können danach bei bis zur Hälfte der Betroffenen Komplikationen auftreten, die umso problematischer verlaufen, je älter die Patienten sind. Zwar können die Viren mit Medikamenten bekämpft werden, doch bei den oft folgenden langanhaltenden oder chronischen Nervenschmerzen sieht es schwieriger aus. »Diese Schmerzen können mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden. Doch die Therapie ist schwierig, oft können die Ärzte die Pein nur lindern. Hinzu kommt, dass ältere Patienten oft viele andere Medikamente benötigen, so dass es zu Wechselwirkungen kommen kann.
Darum kann eine Impfung gegen die Erreger der Gürtelrose und damit den Komplikationen vorbeugen. Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Viren. Dieser sorgt dafür, dass die zelluläre Immunabwehr auf die Erreger gelenkt wird und damit schneller aktiv wird, wenn die Erreger aus der Dec-kung kommen.
Als Impfstoff für Kinder gibt es die Vakzine schon seit einiger Zeit – für die erwachsenen Patienten wurde der Gehalt an abgeschwächten Viren um den Faktor 14 erhöht. Umfangreiche Untersuchungen belegen, dass bei den Geimpften die Häufigkeit einer Gürtelrose um die Hälfte sinkt und auch die Komplikationen seltener werden. Die jetzt vorgestellte Nachbeobachtung der geimpften Patienten nach sieben Jahren hat gezeigt, so Wutzler, dass dieser schützende Effekt der Impfung erhalten bleibt.