Langen – Der diesjährige Weltgesundheitstag steht unter dem Motto: “Vom Seuchenschutz bis zum Klimawandel – 60 Jahre WHO”. Ein wichtiges Standbein des Seuchenschutzes ist der Impfschutz. Und gerne wird vergessen, welche Anstrengungen nötig waren, um Infektionen wie HIV und Hepatitis B und C durch Blut und Blutprodukte zu verhindern. Insbesondere in weniger entwickelten Ländern stellt diese Gefahr nach wie vor ein Problem dar, an dessen Lösung die WHO aktiv arbeitet. Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen, zuständig u.a. für die Zulassung von Impfstoffen und Blutprodukten, unterstützt seit langem die WHO in diesen Bereichen.
Klimawandel und Globalisierung
“Neuerdings wird befürchtet, dass der Klimawandel die Ausbreitung von bisher exotischen Infektionserregern durch Stechmücken auch in unsere Zonen begünstigt. Wir im Paul-Ehrlich-Institut helfen mit, zuverlässige Testverfahren zu etablieren, die auch in der Zusammenarbeit mit der WHO genutzt werden können”, so Johannes Löwer, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.
Aber nicht nur Stechmücken wandern umher. Auch Urlauber und in zunehmendem Maße Geschäftsreisende und Arbeitnehmer halten sich immer häufiger für längere Zeit in weniger entwickelten Ländern auf. “Daher ist das Ziel, die Häufigkeit von Infektionskrankheiten (Prävalenz) vor Ort zu vermindern auch für unsere Bevölkerung sehr wichtig. Ebenso sollen diese Länder zunehmend mit sicheren und wirksamen Impfstoffen und Blutprodukten versorgt werden können”, so Löwer. Dabei bleibt das Paul-Ehrlich-Institut ein wichtiger Kooperationspartner der WHO.
Zusatzinformationen zur Arbeit des PEI im Hinblick auf Impfstoffe und Blutprodukte
Seit Jahrzehnten überprüft das Paul-Ehrlich-Institut die Qualität und Sicherheit von Impfstoffen und Blutprodukten für Deutschland und Europa.
Impfstoffe
Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit mit der WHO stehen derzeit natürlich die Planungen und Vorbereitungen einer möglichen Influenzapandemie. Seit 2006 nimmt das PEI auch am “UN Prequalification Programme for Vaccines” teil, das von der WHO organisiert wird. Hierbei prüfen Experten des Instituts Unterlagen über Impfstoffe, die von den Vereinten Nationen für Entwicklungsländer gekauft werden sollen, und testen Impfstoffe in den institutseigenen Labors. Sollten, wie von vielen befürchtet wird, durch den Klimawandel neue Erreger und in der Folge neue Impfstoffe nach Europa bzw. Deutschland kommen, so wird das Institut seine Zusammenarbeit mit der WHO entsprechend ausweiten.
Blutprodukte und zugeordnete In-vitro-Diagnostika
Die Expertise des Paul-Ehrlich-Instituts bei der Überprüfung dieser Produkte ist weltweit anerkannt. 2005 wurde das Institut deshalb von der WHO zum “WHO Kooperationszentrum für die Qualität von Blutprodukten und In-vitro-Diagnosika” ernannt (WHO Collaborating Centre for the Quality Assurance of Blood Products and in vitro Diagnostic Devices).
In vielen Entwicklungsländern gibt es noch immer große Lücken in der Blutversorgung. Das Fehlen von Bluttransfusionen ist einer der wesentlichen Gründe für die hohe Sterblichkeit von Frauen bei der Geburt (perinatal) und auch von Neugeborenen. Fehlender Blutersatz ist ebenfalls eine Ursache für die Sterblichkeit von Kleinkindern nach Erkrankung an Malaria.
Ist Blut vorhanden, wird oft gar nicht oder nur eingeschränkt auf die wichtigen Infektionserreger getestet (HIV, Hepatitis B und C). Weltweit geht die WHO pro Jahr von rund 81 Millionen Blutspenden in 178 Ländern aus. Die entsprechenden Tests auf Infektionserreger entsprechen nach WHO-Schätzungen aber nur in etwa 65 Prozent der Fälle internationalen Qualitätsstandards. 28 Millionen Blutspenden jährlich werden demnach weltweit gar nicht oder nicht ausreichend getestet (s. “WHO Global Database, Bericht 2001 – 2002”). Das PEI setzt sich in seiner Zusammenarbeit mit der WHO intensiv dafür ein, die Blutversorgung und die Qualität von Blut und Diagnostika zum Nachweis von Infektionserregern zu verbessern.