Tönisvorst – Der Kampf gegen Aids und HIV ist nicht aussichtslos: Die Zahl der Neuinfektionen nimmt stetig ab. Doch noch immer erhalten sieben Millionen Menschen nicht die lebensnotwendigen Aidsmedikamente. Besonders betroffen sind Kinder in Entwicklungsländern. Dort leben die meisten HIV-infizierten Kinder, aber nur die wenigsten können behandelt werden. action medeor hat in Tansania zusammen mit der medizinischen Fachorganisation Medicus Mundi Italien ein Aidsmedikament für Kinder entwickelt, das Krankenhäuser in ihrer Apotheke herstellen können.
Gerade Kinder unter zwei Jahren müssen sehr frühzeitig die Medikamente erhalten, weil ihr Immunsystem dem Virus nichts entgegensetzen kann. “Ein großes Problem ist, dass für Kinder bislang kaum Aidsmedikamente entwickelt worden sind”, erklärt Christine Häfele-Abah, Apothekerin bei medeor. “Kinder benötigen zwar die gleichen Wirkstoffe wie Erwachsene, aber in einer anderen Dosierung, das heißt eine Dreifach-Kombi-Tablette kann nicht einfach geteilt werden, sondern jeder einzelne Wirkstoff muss auf Körperoberfläche und Gewicht des Kindes abgestimmt sein und regelmäßig neu berechnet werden.”
Deshalb hat action medeor zusammen mit Medicus Mundi Italien eine Studie in dem Forschungs- und Entwicklungslabor an der Muhimbili Universität in Dar es Salaam durchgeführt, um solch eine individualisierte pädiatrische Formulierung zu entwickeln. “Weil die Aidsmedikamente für Erwachsene inzwischen in Afrika so billig sind, haben wir als Ausgangsbasis Tabletten mit jeweils nur einem notwendigen Wirkstoff genau abgewogen, in Sorbitollösung verrührt und auf Stabilität und gleichmäßige Verteilung der Wirkstoffe geprüft”, beschreibt die Apothekerin das Verfahren. Das Ergebnis ist beachtlich: Ein Sirup, der in einer Krankenhausapotheke einfach und preiswert hergestellt werden kann. “Wir haben mit diesem Sirup einen Weg gefunden, auch die kleinen Aidspatienten zu behandeln”, so die medeor-Apothekerin, “die Herstellung des Sirups wird nun in einem Krankenhaus in Burkina Faso im Rahmen einer Pilotstudie getestet.”
Kasten: Das Forschungs- und Entwicklungslabor an der Universität Muhimbili wurde von action medeor mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) eingerichtet. Für die einheimischen Pharmazeuten bietet es genau die Grundlage, die benötigt wird, um neue Rezepturen für dringend notwendige Medikamente zu entwickeln. Dort wurde jetzt der Kindersirup für HIV-infizierte Kleinkinder mit Hilfe von action medeor und Medicus Mundi Italien entwickelt. Das Beispiel zeigt, wie wichtig für afrikanische Länder diese Unterstützung ist. Denn die großen pharmazeutischen Unternehmen haben kein Interesse an einem Aidsmedikament für Kinder: in westlichen Ländern gibt es kaum infizierte Kinder und in Entwicklungsländern ist der Markt nicht lukrativ.
medeor ist für seine pharmazeutischen Projekte dringend auf Spenden angewiesen. Spendenkonto bei der Volksbank Krefeld, Kto.-Nr. 555 555 555, BLZ 320 603 62, Stichwort: Pharmazeutische Projekte