Berlin, 15. Juni 2021 – Datenauswertung der Akkreditierten Labore in der Medizin zur SARS-CoV-2-PCR-Testung in KW 23.
Fast die Hälfte der Bürger*innen hat die erste Impfung gegen Corona erhalten, mehr als jeder Vierte ist vollständig geimpft. Schon werden Stimmen nach der Abschaffung der Maskenpflicht laut. Die Akkreditierten Labore in der Medizin warnen vor allzu schneller Vernachlässigung aller Corona-Schutzmaßnahmen – insbesondere der AHA-Regeln – auch bei weiter sinkenden Neu-Infektionszahlen. Nach der aktuellen Datenanalyse der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. verstetigt sich der rückläufige Trend im SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen weiter: So zeigen die Auswertungen der KW 23, dass der Prozentsatz der positiven SARS-CoV-2-PCR-Befunde abermals – von 3,2 Prozent auf nun 2,5 Prozent – gesunken ist. Insgesamt 17.593 positive SARS-CoV-2-PCR-Tests meldeten die in der KW 23 an der Datenerhebung teilnehmenden 178 Labore aus dem ambulanten und stationären Bereich (Vorwoche: 25.062). Das ist ein Rückgang um 30 Prozent.
Auch die Zahl der insgesamt durchgeführten SARS-CoV-2-PCR-Tests sank erwartungsgemäß weiter, von 771.916 in der KW 22 auf nun 715.920 Tests. Dass die hohe Testkapazität von rund 2 Millionen PCR-Tests bei sinkender Auslastung trotzdem erhalten bleibt, ist ein nicht zu vernachlässigender Sicherheitsfaktor und eine bewusste Entscheidung der Facharztlabore. „Wir wissen nicht, wie sich die Delta-Variante weiter in Deutschland ausbreitet und wie sie das Infektionsgeschehen dadurch beeinflussen und dieses sich insgesamt entwickeln wird. Vorsicht ist also geboten, darum bleiben wir weiter vorbereitet“, so Dr. Michael Müller.
Weitsicht, Umsicht und Vorsicht, das seien die Grundsätze gewesen, mit denen Deutschland bislang gut durch die Pandemie gekommen ist, so die Vorstände des ALM e.V. „Diese Grundsätze sollten auch weiterhin beachtet werden“, betont Nina Beikert, Vorständin im ALM e.V. „Wir haben ja gesehen, wie schnell die Variante B.1.1.7 (Alpha) das Infektionsgeschehen beherrscht hat und tun deshalb gut daran, weiterhin vorsichtig und achtsam zu sein.“ Dabei kommen den AHA-Regeln – Abstand halten, Hygiene einhalten und Alltagsmasken tragen – immer noch eine wesentliche Bedeutung zu. „Noch“, so Dr. Michael Müller, „brauchen wir etwas Zeit für das Erreichen eines ausreichenden Grades an Durchimpfung, sodass wir auch besser gegen die Ausbreitung von Varianten geschützt sind. Mit großer Aufmerksamkeit blicken wir daher auf die Entwicklung in Großbritannien.“
Das sei auch der Grund, warum die Akkreditierten Labore weiterhin an der hohen Testkapazität festhalten. Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im ALM e.V.: „Zum Schutz von Kita und Schule der unter 12-Jährigen wird nach dem Sommer der Bedarf an Testungen wieder steigen. Dann sind die Labore auf jeden Fall bereit und können dafür die Kapazitäten nutzen, auch für den Fall, dass nach dem Urlaub wieder mehr Infektionen auftreten.“
Auch hätten zusätzlich eingestellte Mitarbeiter*innen in der hochkritischen Phase der Pandemie hervorragende Arbeit geleistet. „Wir tun gut daran, gerade auch in der Ferienzeit weiterhin die aufgebauten Ressourcen bereitzuhalten.“ Damit dies möglich ist, fordern die Akkreditierten Labore von der Politik weiter die notwendige Planungssicherheit: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Millionen Euro in Testzentren geflossen sind, die fachärztlichen Labore dagegen bei der Neubewertung der PCR im EBM erneut deutliche Einbußen hinnehmen sollen“, bekräftigt Prof. Jan Kramer. Der Vorstand im ALM bemängelt – wie seine Kollegen – die fehlende Wertschätzung der Arbeit durch die gesetzlichen Krankenkassen.
„Die Abwertung der fachärztlichen SARS-CoV-2-PCR-Tests im EBM zeigt, dass es weniger um gute Versorgung und mehr um Kostenreduktion geht“, so auch ALM-Vorsitzender Dr. Michael Müller. „Erneut wurde ohne die notwendige Transparenz zulasten einer guten medizinischen Versorgung entschieden. Wir erwarten eine Klärung und werden deshalb auch weiterhin unsere Forderungen an die Selbstverwaltung und die Politik richten. Labormedizin als Konditionalfach ist die Grundlage ärztlichen Handelns. Wer am Labor spart, rein um des Sparens willen, spart an einer guten Versorgung. Wirtschaftliches Handeln bei begrenzten Ressourcen erfordert eine Allokation der Finanzmittel für gute Medizin.“
Hintergrund: In seiner 73. Sitzung am 18. Mai 2021 hat der Erweiterte Bewertungsausschuss mit Wirkung zum 01. Juli 2021 die Bewertung der Gebührenordnungsposition 32816 in Abschnitt 32.3.12 des EBM (Nukleinsäurenachweis des beta-Coronavirus SARS-CoV-2) von 39,40 Euro auf 35,00 Euro (– 11,2 Prozent) vorgenommen. In den entscheidungserheblichen Gründen werden als Gründe die „Kostenentwicklung bei der Durchführung der PCR-Tests durch eine veränderte Marktsituation sowie das deutlich gestiegene Testaufkommen“ angeführt.
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Die Nationale Teststrategie des Bundesministeriums für Gesundheit finden Sie auf der Homepage des Robert Koch-Instituts.
Ein Hinweis in eigener Sache: Um insbesondere Landrät*innen und Bürgermeister*innen sowie Entscheider*innen für die labordiagnostische Versorgung vor Ort einen besseren Überblick zu geben, haben wir die Informationsseite „Corona Diagnostik Insights“ mit Laborfinder sowie Zahlen, Daten und Fakten zur Covid-19-Labordiagnostik eingerichtet. Außerdem finden Sie dort eine erste Übersicht der fachärztlichen Labore in Deutschland, die Vollgenomsequenzierungen durchführen.
Auf unserer Homepage finden Sie FAQ zum Thema. Diese aktualisieren wir regelmäßig. Bei weiteren Fragen freuen wir uns über Ihre schriftliche Anfrage an c.wanke@alm-ev.de.
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die hier ermittelten Daten mit weiteren Daten am RKI zusammengeführt werden. Die daraus entstehenden Daten stellen das Gesamtbild über das Testgeschehen in Deutschland dar. Eine anderweitige Nutzung der Daten darf nur mit Hinweis auf die Erhebung des ALM e.V. als Quelle erfolgen.
Weitere Infos zum SARS-CoV-2-Virus, zu COVID-19 und zur aktuellen Lage finden Sie unter:
www.rki.de / www.bmg.bund.de / www.kbv.de
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Über die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V.
ALM e.V. ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM) in Deutschland. Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit 900 Fachärzt*innen, rund 500 Naturwissenschaftler*innen und etwa 25.000 qualifizierten Mitarbeiter*innen. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labormedizinischen Patientenversorgung in Deutschland. Die Mitglieder des Verbandes sichern eine flächendeckende Patientenversorgung, auch in strukturschwachen Gebieten. Die Mitgliedslabore sind nach der höchsten Qualitätsnorm für medizinische Laboratorien (DIN ISO EN 15189) akkreditiert und erfüllen uneingeschränkt die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK). Die Aus- und Weiterbildung des ärztlichen und technischen Personals ist ein wesentlicher Aspekt ihrer täglichen Arbeit, um langfristig die zuverlässige Versorgung von Millionen von Patienten sicherstellen zu können. Der Verein strebt eine kollegiale Zusammenarbeit mit der gemeinsamen Selbstverwaltung, den medizinischen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Vereinen an, um gemeinschaftlich die Zukunft der Labore in der medizinischen Diagnostik in Deutschland zu gestalten.