Düsseldorf – Sie kommen häufig mit Leistenschmerz zum Orthopäden: Fußballer, Tennis- und Hockeyspieler, Hürdensprinter oder Tänzerinnen. Eine angeborene Fehlstellung kann zu einem Femoroazetabulären Impingement (FAI) führen. Gemeint ist damit ein abnormer Kontakt zwischen Oberschenkelkopf/-hals und Hüftpfanne der vor allem bei Beugebewegungen auftritt. Folge sind ständige mechanische Irritationen, Schädigungen der Strukturen am Hüftgelenk und Dauerschmerz. Was die Arthroskopie hier leisten kann, wann und wie sie angewendet wird und wie äußerst sorgfältig die OP vorbereitet werden muss, darüber berichtet Dr. Christian Gatzka auf dem 29. BVASK-Kongress.
Dr. Christian Gatzka arbeitet in der Hamburger Hüftmanufaktur. Als einer der wenigen Hüftchirurgen in Deutschland verfügt er über langjährige Erfahrungen bei gelenkerhaltenden und gelenkersetzenden Therapien. Der Orthopäde und Unfallchirurg sagt: „Die meisten Patienten mit einem FAI kommen zwischen dem 16. und 45. Lebensjahr zu uns. Ein Häufigkeitsgipfel liegt zwischen 20 und 30 Jahren. Männer sind häufiger betroffen als Frauen“. Als erste Symptome werden meist belastungsabhängige Leistenschmerzen beschrieben.
Beim FAI sei die Hüftarthroskopie als therapeutische Maßnahme ein sehr sinnvolles und effektives Verfahren, so Gatzka. Allerdings warnt der Mediziner vor einer unkritischen Anwendung. Zuallererst müsse sehr sauber zwischen den verschiedenen Krankheitsbildern differenziert werden. Der Weg zur OP sei eher lang und die OP technisch sehr anspruchsvoll, deshalb müsse sie exakt durchgeplant werden. „Hauptdiagnostik für das FAI ist immer noch das konventionelle Röntgenbild, ergänzt vielfach durch eine Ultraschall- und Arthro-MRT Untersuchung“, so der Arzt. In einigen Fällen käme noch eine CT Untersuchung hinzu.
Nicht wenige Patienten haben im Vorfeld schon eine längere Leidensgeschichte mit hartnäckigen Schmerzen hinter sich und die Vorstellung beim „Hüft- und/oder Leistenspezialisten“ erfolgt oft deutlich zeitverzögert.
„Je jünger die Patienten, desto besser jedoch die Ergebnisse“, weiß Gatzka. Ziel ist es, den Schmerz zu eliminieren, einen verfrühten Gelenkverschleiß zu verhindern oder – im späteren Alter – zumindest zu verlangsamen. Der Patient soll die volle Funktion des Gelenkes wiedererlangen und rasch zum normalen Sportniveau zurückkehren können.
Um sehr gute Ergebnisse zu erhalten, ist eine regelhafte Durchführung und hohe Frequenz der Operation wichtig. Dies ist bislang nur in wenigen Zentren in Deutschland gegeben.
Wichtig ist es auch Alternativen zur Hüftgelenksarthroskopie, wie die „offene“ Operation (z.B. die Umstellungs-Operation an der Hüftpfanne oder am Oberschenkelknochen) zu kennen und zu prüfen.
Doch dort, wo es möglich ist, ist die arthroskopische OP als gelenkerhaltende Maßnahme absolut sinnvoll. Gatzka: „So verhindern wir, dass bei den Betroffenen bereits in jüngeren Jahren ein Kunstgelenk eingesetzt werden muss. Ein Kunstgelenk funktioniert heutzutage zwar exzellent, ist jedoch nie so gut wie das eigene!“
Wann es zu spät ist für eine arthroskopische Hüft-Operation, welche „offenen“ Alternativen es geben kann und wann die Operation keinen Sinn mehr macht – auch darüber referiert Gatzka.
Ihm ist wichtig, dass Gelenk-Erhalt vor Gelenk-Ersatz geht. Dies ist auch der Fokus Hunderter weiterer Orthopäden, Chirurgen und Therapeuten, die sich am 1. und 2. Februar auf dem Kongress „Arthroskopie und Gelenkchirurgie 2019“ über neueste Verfahren austauschen.