Berlin – Mit zunehmendem Alter wird es immer schwieriger, fokussiert zu hören. Doch wer ein Instrument spielt, trainiert aktiv sein Hörzentrum im Gehirn – und kann damit die Folgen eines altersbedingten Hörverlustes ausgleichen: Während bei “Nicht-Musikern” im Durchschnitt mit 58 Jahren erstmals erste Symptome von Schwerhörigkeit auftreten, ist das bei aktiven Musikern erst im Alter von 63 Jahren der Fall.
Das ist das Ergebnis einer Kundenstudie von audibene – Europas größtem Beratungsportal zum Thema Hörverlust und Hörgeräte. An der Umfrage nahmen 96 Hörgeräte-Träger (aktive 49 Musiker, 47 Nicht-Musiker) im Alter zwischen 43 und 75 Jahren teil.
“Musizieren trainiert das Gehirn”
“Das Erlernen eines Musikinstrumentes steigert die Fähigkeit des auditiven Kortex im Gehirn, Klänge und Sprache wahrzunehmen”, sagt Hörakustik-Meisterin Fulin Hartmann, Leiterin der Kundenberatung bei audibene. “Musiker können verschiedene Klänge wesentlich besser aus einer Lärmkulisse herausfiltern (Selektion), Geräusche besser einordnen (Diskrimination), schneller verarbeiten (Perzeption) und sich länger an sie erinnern.”
Diese Eigenschaften sind gerade im Alter hilfreich: Bei einer Altersschwerhörigkeit (sog. “Presbyakusis”: in Deutschland ist rund jeder Dritte über 55 Jahren davon betroffen) treten zunächst meist Hörprobleme im Bereich der hohen Tonfrequenzen auf. Darunter leidet das Sprachverständnis – vor allem, wenn das geschädigte Gehör zusätzlichen Nebengeräuschen ausgesetzt ist. Das Folgen eines Gespräches im Restaurant oder in größerer Runde wird oft unmöglich. Hörakustikerin Hartmann: “Bei Musikern kann das Gehirn diese Einschränkung zunächst noch ausgleichen.”
“Je früher, desto besser”
Weiteres Ergebnis der audibene-Studie: Aktive Musiker nehmen wesentlich früher professionelle Beratung in Anspruch. Vom Auftreten erster Symptome bis hin zum Gang zum Akustiker oder HNO-Arzt vergehen bei ihnen der Regel drei bis fünf Jahre. Bei Nicht-Musikern dauert dieser Entscheidungsprozess meist fünf bis 10 Jahre. “Je früher man sich als Betroffener fachkundige Unterstützung sucht, desto leichter und besser lässt sich Hörverlust behandeln”, sagt audibene-Hörakustik-Chefin Hartmann. “Unsere Erfahrung ist: Musiker achten eher auf ihr Gehör als der Durchschnittsbürger. Sie wollen möglichst schnell wieder die Welt der verlorenen Klänge zurückerobern.”
Laut audibene-Studie spielt es übrigens keine Rolle, welches Instrument man spielt. “Egal, ob Schlagzeug, E-Gitarre oder Piano – der Trainingseffekt fürs Hirn bleibt derselbe”, sagt Hörexpertin Hartmann.