Hamburg, im Mai 2013 – Radiologen retten Leben – jeden Tag und jede Nacht in den Notaufnahmen deutscher Kliniken. „Beinahe jeder Notfall ob traumatisch oder nichttraumatisch ist ein Fall für die Radiologie“, sagt Professor Dr. Mathias Langer vom Universitätsklinikum Freiburg. Er ist Präsident des 94. Deutschen Röntgenkongresses und hat seinen klinischen Schwerpunkt in der Notfallradiologie zum Kongressschwerpunkt gemacht.
Beim Notfall spielt der Faktor Zeit eine zentrale Rolle. Wie kommen die Ärzte am schnellsten an die wichtigsten Informationen über den Zustand des Patienten, über Frakturen, Verletzungen der inneren Organe, und Blutungen? Ganz häufig liefert die Antwort die Ganzkörper-Computertomografie, hauptsächliches Untersuchungsverfahren der Notfallradiologie. In weniger als 30 Sekunden wird der Patient komplett gescannt, der Radiologe und die weiterbehandelnden Kollegen können noch im Schockraum die Behandlung festlegen.
Notfallradiologie ist nicht nur eine medizinische Herausforderung, sondern auch eine logistische. Die Bilder müssen erstellt und befundet und in den Operationssälen verteilt werden. Ein wichtiger – und hierzulande aktuell noch unterentwickelter Punkt – ist die Bereitstellung technischer und personeller Ressourcen: „Deutschland ist sicherlich in der Notfallversorgung nicht schlecht aufgestellt. Eine Emergency Radiology im angloamerikanischen Sinne, die 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche einen geschulten Notfallradiologen bereitstellt, gibt es aber vielerorts noch nicht“, so der Kongresspräsident.
Von den Krankenhäusern wünscht sich Langer daher mehr Sensibilität für die Notfallversorgung und die Bereitstellung der Mittel, die für eine funktionierende Notfallradiologie notwendig sind: „Man darf die Notfallradiologie nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachten“, so der Radiologe, der selbst neben dem Medizinstudium den Master of Business Administration (MBA) absolviert hat.
Umso mehr begrüßt der Freiburger Experte die europäischen Bemühungen, der Notfallradiologie größeres Gewicht zu verleihen. Im Jahr 2012 hat sich mit der ESER – European Society of Emergency Radiolology – eine auf internationaler Ebene operierende Fachgesellschaft formiert, die sowohl die inhaltlichen, medizinischen Themen fokussiert und den Wissensaustausch fördert, als auch die strukturellen Fragen in Angriff nimmt. Hierzu zählt auch die Nachwuchsförderung innerhalb der Radiologie. „Notfallradiologen müssen einerseits hochkompetente, sehr gut ausgebildete, aber auch sehr belastbare Allrounder sein, und sie dürfen Schichtdienste nicht scheuen. Zudem müssen sie extrem kommunikativ sein, denn sie besetzen eine Schlüsselposition im interdisziplinären Austausch mit den Kollegen aus der Anästhesie und Chirurgie“, erklärt Langer.
Den 94. Deutschen Röntgenkongress mit seinem Schwerpunkt Notfallradiologie wird der Kongresspräsident Prof. Langer also auch nutzen, um Werbung für diese spannende und herausfordernde Subdisziplin zu machen. Auf dem Kongress geht es in den entsprechenden Sondersitzungen sowohl um das Polytrauma-Management, um Patienten also, die beispielsweise nach Verkehrsunfällen mit einer Vielzahl an Verletzungen in die Klinik eingewiesen werden, aber auch um die nichttraumatischen – somit nicht-chirurgische wie etwa kardio-vaskuläre – Notfälle, die von akuten Erkrankungen herrühren.