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Vier neue DFG-Forschergruppen

Pressemitteilung

Bonn – Themen reichen von akuten Nierenschädigungen bis zu unverstandenen Lernprozessen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet vier neue Forschergruppen ein. Dies beschloss der Senat der DFG auf seiner Dezember-Sitzung in Bonn. Die neuen Verbünde sollen Forscherinnen und Forschern Gelegenheit bieten, sich aktuellen und drängenden Fragestellungen in ihren Fächern zu widmen und neue Arbeitsansätze zu entwickeln.

Wie alle DFG-geförderten Forschergruppen arbeiten auch die neuen Einrichtungen orts- und fächerübergreifend. Ihre Oberthemen sind akute Nierenschädigungen, unverstandene Lernprozesse, Titan und Titanlegierungen und Mikroorganismen, die organische Verbindungen trennen.

In der ersten Förderperiode erhalten die neuen Forschergruppen über einen Zeitraum von drei Jahren insgesamt gut 9,3 Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit 217 Forschergruppen.

Die neuen Forschergruppen im Einzelnen (alphabetisch nach Sprecherhochschule):

Die in der Nephrologie und Physiologie angesiedelte Forschergruppe „Hemodynamic Mechanisms of Acute Kidney Injury (AKI)“ beschäftigt sich mit der Pathophysiologie der akuten Nierenschädigung. Mit einem methodenübergreifenden, translationalen Ansatz wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmen, welche molekularen und zellulären Vorgänge bei der Entstehung von akuten Nierenschädigungen eine Rolle spielen und wie diese frühzeitig über spezifische Marker erkannt werden können. Entwickelt werden sollen so neue Strategien zur Behandlung und Prävention von akuten Nierenschädigungen. (Sprecher: Professor Dr. Pontus Börje Persson, Charité – Universitätsmedizin Berlin)

Der Mensch kann nicht nur neues Wissen erwerben und sich später daran erinnern, sondern ist auch in der Lage zu lernen, dass sein Wissen veraltet ist oder nicht mehr zutrifft. Bei diesem auch Extinktion genannten Lernprozess hört der Mensch zwar schließlich auf, diesem Wissen entsprechend zu handeln – das Wissen selbst aber verschwindet nicht einfach, sondern ist reaktivierbar. Die neue Forschergruppe „Extinction Learning: Behavioural, Neural and Clinical” will nun die Mechanismen des bislang weitestgehend unverstandenen Extinktionslernens auf unterschiedlichen Ebenen analysieren. Dazu soll der Lernprozess bei verschiedenen Spezies – vom Nager bis zum Menschen – experimentell untersucht werden. So soll die Rolle des Lernkontextes ergründet werden und Einsichten in die gemeinsamen und distinkten Extinktions-Mechanismen bei unterschiedlichen Systemen und Organismen gewonnen werden. (Sprecher: Professor Dr. Onur Güntürkün, Ruhr-Universität Bochum)

Konzepte zur vereinfachten Produktion von Titan zu erarbeiten und umzusetzen – das ist das Ziel der Forschergruppe „Prozessstufenminimierte Herstellung von Titan und Titanlegierungen“. Diese Materialien eignen sich wegen ihrer hohen Festigkeit und geringen Dichte hervorragend als Konstruktionswerkstoff. Der hohe Energiebedarf und die hohen Kosten der konventionellen Gewinnung beschränken ihre Anwendung jedoch auf wenige Bereiche. Vision der Forschergruppe: die Einführung von Titan und Titanlegierungen als Massenwerkstoff. Um die Kosten zu senken und eine deutliche energetische Verbesserung zu erreichen, sollen die Prozesse Konditionierung, Reduktion und Raffination sowie die thermochemische Modellierung betrachtet werden. (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Eberhard Gock, Technische Universität Clausthal)

Die in der Mikrobiologie angesiedelte Forschergruppe „Anaerobic Biological Dehalogenation: Organisms, Biochemistry, and (Eco-)Physiology” will analysieren, wie es Mikroorganismen gelingt, Halogen- (etwa Chlor-)Substituenten von organischen Verbindungen zu trennen. Ziel ist ein besseres Verständnis der sauerstofffreien Variante dieses Prozesses, der sogenannten anaeroben Dehalogenierung. Neue methodische Entwicklungen sowie die Verfügbarkeit von Genomdaten verschiedener dehalogenierender Bakterien ermöglichen nun eine detaillierte Bearbeitung des Themas. Die Forschung hat nicht zuletzt ökologische Relevanz: Auch viele Schadstoffe sind organische halogenierte Verbindungen. Die Beantwortung der Frage, welche biochemischen Wege die Mikroorganismen beim Abbau nutzen, fördert nicht zuletzt das Wissen über Schadstoffabbau. (Sprecher: Professor Dr. Gabriele Diekert, Friedrich-Schiller-Universität Jena)