Berlin, 18. Januar 2023 – Als führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen sieht die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ihren Auftrag und Anspruch in der Versorgungsforschung und der darauf basierenden Gestaltung der Versorgung. Daher zielen alle Maßnahmen der DGS darauf ab, die schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland flächendeckend und nachhaltig zu verbessern: Der jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag, die Entwicklung von PraxisLeitlinien und Leitfäden sowie das umfangreiche Fort- und Weiterbildungsangebot. Konkret will die Fachgesellschaft dazu beitragen, der Chronifizierung von Schmerzen vorzubeugen und die medizinische Behandlung bereits etablierter chronischer Schmerzen kontinuierlich zu verbessern.
„Der Versorgungsforschung, also der wissenschaftlichen Untersuchung der gesundheitlichen Versorgung unter Alltagsbedingungen, kommt gerade in der Schmerzmedizin eine besondere Rolle zu, da sie Wirksamkeit, Nutzen und Nachhaltigkeit von Versorgungskonzepten und -maßnahmen unter Alltagsbedingungen ganzheitlich evaluiert und so dazu in der Lage ist, konkrete Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen“, betont PD Dr. Michael A. Überall den hohen Stellenwert der Real-World-Evidenz. Bereits seit 2014 unterstützt die DGS mit der cloudbasierten schmerzmedizinischen Evaluationssoftware iDocLive® die technologische Infrastruktur des PraxisRegisters Schmerz, das mit insgesamt 410.182 Behandlungsfällen (Stand: 31.12.2022) das weltweit größte Schmerzregister ist.
PraxisRegister Schmerz (German Pain e-Registry), das weltweit größte Schmerzregister
• 410.182 Behandlungsfälle
• 254 schmerzmedizinische Schwerpunkteinrichtungen
• 886 qualifizierte Schmerzmediziner
• 3.714 nichtärztliche Schmerztherapeuten
Eckdaten PraxisRegister Schmerz (Stand: 31.12.2022)
Daten aus dem PraxisRegister bilden einerseits die aktuelle Versorgungssituation ab, sie ermöglichen aber gleichzeitig die Entwicklung neuer schmerzmedizinischer Versorgungskonzepte. Mithilfe der Begleitapplikation mein-Schmerz.de können Patienten, die (z. B. im ländlichen Raum) keinen direkten Zugang zu einem qualifizierten Schmerztherapeuten haben, darüber hinaus virtuell versorgt werden. Denn das System bietet Patienten und deren Behandlern einen einfachen und kostenlosen Zugang zu Diagnosetools und ermöglicht so die frühzeitige Einleitung rationaler und zielführender Behandlungsmaßnahmen.
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 widmet sich der Versorgungsforschung
Auch beim diesjährigen Deutschen Schmerz- und Palliativtag steht die Versorgungsforschung im Fokus. Hier soll die besondere Bedeutung der Versorgungsforschung für die konkrete Versorgung von Menschen mit verschiedensten Formen akuter und chronischer Schmerzen thematisiert werden. Dabei soll ein breites Spektrum unterschiedlichster Aspekte der schmerzmedizinischen Versorgung unter Alltagsbedingungen hinterfragt und – wo möglich – in Form von „best practice“ Konzepten Alternativen für eine praxisnahe Verbesserung der schmerzmedizinischen Versorgung vorgestellt werden.
Das Motto des Kongresses, der vom 14. bis 18. März 2023 online stattfindet, lautet „Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret“. „Dabei geht es um die Verbindung zwischen der Sorge als Haltung und dem Versorgen als Handlung des Arztes. Wir Ärzte müssen aktuell informiert sein, instrumentelle Herangehensweisen beherrschen und den Patienten in seiner Ganzheitlichkeit wahrnehmen“, erläutert Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS. Weitere Schwerpunkte sind die Palliativmedizin, die angemessene Versorgung mit Cannabinoiden sowie invasive Verfahren der Schmerztherapie. Zudem haben Teilnehmer in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit, das neue Curriculum „Diabetes und Schmerz“ zu absolvieren. Auch im weiteren Verlauf des Jahres bietet die DGS kontinuierlich praxisrelevante Fortbildungen an, die teils in Präsenz und teils online stattfinden werden.
PraxisLeitfäden als praxisnahe Alternative zu PraxisLeitlinien
Um Ärzte in der alltäglichen Versorgung ihrer Patienten zu unterstützen, hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) inzwischen zwei PraxisLeitfäden herausgegeben, einen zur Behandlung akuter Kreuz-/Rückenschmerzen und einen zweiten zur Diagnostik der Fibromyalgie. Ziel der PraxisLeitfäden ist es, eine praxisnahe Alternative zu den ausführlicheren DGS-PraxisLeitlinien zu bieten. „Wir haben das Format des PraxisLeitfadens entwickelt, um den Arzt im Praxisalltag mit einem übersichtlichen Algorithmus und versorgungsrelevanten Fakten zu unterstützen. Dabei ist die Evidenz auf hohem Niveau, denn der PraxisLeitfaden beruht genauso wie die PraxisLeitlinien auf der aktuell verfügbaren Studienlage und den Anwendungserfahrungen im Alltag“, so der Autor der PraxisLeitfäden, PD Dr. Michael A. Überall, Vizepräsident der DGS.
Weiterführende Links:
www.dgschmerzmedizin.de/kongresse/deutscher-schmerz-und-palliativtag/
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.