Heidelberg – NFDI4Immuno, eine neue nationale Forschungsdaten-Infrastruktur, soll zum 1. März 2023 an den Start gehen. Dies wurde am 4. November von der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) bekannt gegeben. Ziel des vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) koordinierten Konsortiums NFDI4Immuno ist es, qualitätsgesicherte Daten zur Verfügung zu stellen, die den Zustand des Immunsystems beschreiben.
Das Immunsystem schützt uns wirksam vor Infektionen und auch vor Krebs. Wird dieses fein austarierte und hochkomplexe Abwehrsystem fehlgesteuert, so können Autoimmunerkrankungen, Allergien, Immunschwächen oder bösartige Lympherkrankungen die Folge sein.
Die lebenswichtigen Entscheidungen zwischen Selbst und Nicht-Selbst trifft das Immunsystem mithilfe von Milliarden unterschiedlicher Rezeptoren (Immunglobuline bzw T-Zell-Rezeptoren) auf der Oberfläche der T- und B-Zellen, die zusammenfassend als „Adaptive Immune Receptor Repertoire” (AIRR) bezeichnet werden.
AIRR, zusammen mit anderen Parametern wie beispielsweise dem Aktivierungsstatus der Immunzellen oder ihrer gewebespezifischen Lokalisation, spiegelt zentrale Schlüsselprozesse der Immunabwehr wider, wie etwa die Antigenerkennung oder klonale Expansion. Um diagnostische Immun-Biomarker oder auch neue Therapien zu entwickeln, ist ein Verständnis dieser Prozesse entscheidend. Dazu müssen Messdaten aus einer Vielzahl an experimentellen Technologien zusammengeführt werden, beispielsweise aus Sequenzierung, Zytometrie und Bildgebung, die komplementäre Informationen über diese biologischen Prozesse liefern.
Das Ziel der neuen Nationalen Forschungsdateninfrastruktur für Immunologie (NFDI4Immuno) ist es, in enger Zusammenarbeit mit der gesamten deutschen immunologischen Forschungs-Community solche Daten bereitzustellen, zu verknüpfen, Methoden für die integrierte Datenanalyse zu entwickeln und als Services anzubieten. Die dafür benötigten regional verteilten Wissensspeicher sollen vernetzt und die Forschungsdaten nachhaltig gesichert und nutzbar gemacht werden.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG fördert die neue Dateninfrastruktur-Initiative als Teil der Nationalen Dateninfrastruktur (NFDI) für zunächst fünf Jahre. Hauptantragsteller ist das DKFZ, weiterhin beteiligt an dem Konsortium sind die Ruhr Universität Bochum, das Deutsche Rheumaforschungszentrum, das Friedrich Loeffler-Institut, das Institut für regenerative Therapien der TU Dresden, die Charité, das Universitätsklinikum Essen, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, die Universität Tübingen, die DKMS gGmbh sowie das Universitätsklinikum Münster.
Die nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) soll die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch erschließen, nachhaltig sichern und zugänglich machen sowie national und international vernetzen. Sie wird in einem aus der Wissenschaft getriebenen Prozess als vernetzte Struktur eigeninitiativ agierender Konsortien aufgebaut werden. NFDI4Immuno ist bereits die zweite vom DKFZ koordinierte nationale Forschungsdaten-Infrastruktur: Das Konsortium Deutsches Humangenom-Phenomarchiv (GHGA) wird seit 2020 durch die DFG gefördert. An FDI4BIOIMAGE, der neu geförderten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur für Mikroskopie und Bildanalyse, ist das DKFZ ebenfalls maßgeblich beteiligt.
In den ersten beiden Runden wurden insgesamt neunzehn Konsortien in einer Vielzahl an Fachdisziplinen zur Förderung ausgewählt, NFDI4Immuno wurde in der dritten Förderrunde ausgewählt und soll zum 1. März 2023 an den Start gehen.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs. Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.