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Vergiftungsunfälle bei Kindern: Neue App erleichtert Erste Hilfe und Prävention / Aigner stellt neues Angebot im Bundesinstitut für Risikobewertung vor

Gemeinsame Pressemitteilung Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Berlin – Rund 200.000 Anrufe gehen jährlich bei den neun Giftinformationszentren in Deutschland ein. Rund die Hälfte der Fälle betrifft Kinder. Nach Stürzen sind Vergiftungen für Kinder die zweithäufigste Unfallart. Häufigste Ursache für Vergiftungsunfälle im Kindesalter ist das Schlucken von Haushaltsmitteln, vor allem von Haushaltsreinigern oder Körperpflegeprodukten. Solche Vergiftungen gehen in der Regel nur mit leichten oder gar keinen Symptomen einher. Gefährlich können aber Vergiftungen mit Medikamenten, giftigen Pflanzen, ätzenden Substanzen und Lampenölen sein. In jedem Fall ist die richtige fachliche Einschätzung durch ein Giftinformationszentrum und rasche Erste Hilfe wichtig. Vergiftungsunfälle müssen fachgerecht behandelt werden, je nach Art und Schwere der Vergiftung.

Was tut man aber zum Beispiel, wenn ein Kind versehentlich einen ätzenden Reiniger oder flüssigen Grillanzünder getrunken hat? Die neue App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) kann den Anruf bei einem Giftinformationszentrum oder den Notruf 112 nicht ersetzen, doch sie leistet Eltern, Erzieherinnen und Erziehern wertvolle Unterstützung, in solch einer schwierigen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren und die richtige Entscheidung zu treffen. Daneben liefert die neue App Hintergrundinformationen zu Chemikalien, Medikamenten, Pflanzen und Pilzen, mit denen es zu Vergiftungsunfällen bei Kindern kommen kann. Auch gibt es wertvolle Tipps, wie sich Unfälle von vornherein verhindern lassen. „Viele Unfälle wären vermeidbar, wenn Eltern, Großeltern, Tageseltern, Erzieher und Lehrer die Risiken kennen und gefährliche Produkte immer sicher aufbewahr en würden. Die neue App gibt wichtige Ratschläge und kann bei einem Unfall schnell Hilfestellung leisten. Wir wollen mit dem neuen Angebot vor allem dazu beitragen, dass es in Zukunft weniger Vergiftungsunfälle bei Kindern gibt“, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner bei der Präsentation der App am Donnerstag in Berlin. „Die App ist ein wichtiges Informations- und Nachschlagewerk – auch ohne unmittelbare Internetverbindung. Im Notfall kann aus der App sofort das zuständige Giftinformationszentrum angerufen werden“, erklärte Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR, das die App entwickelt hat.

In der App werden detaillierte Hinweise zu Inhaltsstoffen von chemischen Produkten, Medikamenten, Pflanzen und Pilzen, dem Vergiftungsbild und den Maßnahmen zur Ersten Hilfe gegeben. Sie kann allerdings im Ernstfall ärztliche Beratung nicht ersetzen. Durch die Möglichkeit, mit Hilfe der App jederzeit direkt den nächstgelegenen Giftnotruf anzuwählen, kann aber umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.

Inhaltlich basiert die App auf der Broschüre „Risiko – Vergiftungsunfälle bei Kindern“ des BfR, die in Zusammenarbeit mit dem Giftnotruf Berlin und der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ (BAG) entstand und vom BfR herausgegeben wird. Bei der Entwicklung der App wurde das BfR von externen, unabhängigen Sachverständigen beraten. Dazu gehört die BfR-Kommission zur Bewertung von Vergiftungen, deren ehrenamtliche Mitglieder die Arbeit des BfR unterstützen. Die Kommission kooperiert eng mit den deutschen Giftinformationszentren und den entsprechenden nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften.

Die BfR-App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ ist ab sofort kostenlos verfügbar. Sie wurde für Smartphones mit den Betriebssystemen Android und iOS entwickelt. In den jeweiligen App-Stores steht sie ab sofort kostenlos zum Download zur Verfügung.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.