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„Vergessenes Problem“ belastet viele Krebspatienten

Weltkrebstag am 4. Februar 2017

Frankfurt am Main – Mehr als jeder dritte Krebspatient leidet an Harninkontinenz, doch in der Behandlung bleibt kaum Raum für das Problem – mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft ruft deshalb anlässlich des Weltkrebstages zu einer stärkeren interdisziplinären Zusammenarbeit auf.

Der Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Inkontinenz ist inzwischen auch über die Fachwelt hinaus bekannt. Bei anderen Krebserkrankungen wird Inkontinenz häufig gar nicht thematisiert. Folge: Die Erkrankung ist bei Krebspatienten unterdiagnostiziert und untertherapiert.

„Untersuchungen zeigen: Etwa drei Viertel der über 65-jährigen Krebspatienten und jeder Vierte der unter 65-Jährigen leidet an Inkontinenz“, sagt Professorin Dr. Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenz Zentrums Südwest am Schwarzwald-Baar-Klinikum. Die Dunkelziffer liegt aber vermutlich noch höher. „Nur etwa fünf Prozent der Betroffenen werden im Rahmen der Routine-Nachkontrolle entdeckt.“ Schultz-Lampel, die auch Mitglied des Expertenrats der Deutschen Kontinenz Gesellschaft ist: „Inkontinenz kann Symptom einer Krebserkrankung sein aber auch in Folge der Therapie auftreten. Das wissen viele nicht. Auch bei nicht uro-genitalen Krebsarten wie zum Beispiel Lungenkrebs oder hämatologischen Erkrankungen. Hier ist es wichtig, dass der Onkologe auch nach Inkontinenzproblemen fragt, weil die Betroffenen dies in der Regel nicht von selbst ansprechen.“

Eine verbesserte interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Onkologie sowie der Urologie und anderen Disziplinen könnte helfen, das Leiden der Betroffenen zu lindern. Dafür setzt sich die Deutsche Kontinenz Gesellschaft bereits seit längerem ein.
Denn die wachsende Rate der Krebserkrankungen in Deutschland könnte das Problem in Zukunft noch verstärken.

„Der Krebs verschwindet, die Inkontinenz bleibt.“

„Der Anstieg radikaler Operationen in der Krebstherapie steigert die Überlebenschancen der Betroffenen, aber leider auch die Möglichkeit, in der Folge unter Inkontinenz zu leiden“ gibt Professor Dr. Ernst Eypasch von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zu bedenken. „Die Diagnose und Behandlung fällt aber bislang nicht in den Bereich der Krebstherapie. Der Krebs verschwindet, aber die Inkontinenz bleibt.“ Eypasch und Schultz-Lampel mahnen daher vor allem zu einer besseren interdisziplinären Zusammenarbeit schon während der Behandlung und bei den Kontrolluntersuchungen.

Betroffene sollten vor allem das Gespräch mit ihrem Arzt führen und sich gegebenenfalls in einer zertifizierten Beratungsstelle oder einem Kontinenz-und Beckenbodenzentrum zusätzlichen Rat suchen. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft arbeitet bereits aktiv an einer engeren Verzahnung dieser Zentren mit den deutschen Krebszentren. Ziel: Betroffenen künftig eine noch bessere Behandlung ermöglichen.
Qualifizierte Ansprechpartner zum Thema Inkontinenz in ihrer Nähe finden Betroffene über die Deutsche Kontinenz Gesellschaft unter www.kontinenz-gesellschaft.de.


Inkontinenz ist eine Volkskrankheit. Es gibt in Deutschland über neun Millionen Betroffene. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. setzt sich seit 1987 für eine Verbesserung der Diagnose, Behandlung und Prävention ein – von Harn- und Stuhlinkontinenz sowie dem Einnässen beim Kind. Unter www.kontinenz-gesellschaft.de finden Betroffene und Angehörige wertvolle Informationen, zertifizierte ärztliche Beratungsstellen, sowie Kontinenz- und Beckenbodenzentren in ihrer Nähe. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft ist eine gemeinnützige, medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft. Durch regelmäßige Fortbildungs-Veranstaltungen trägt sie zudem maßgeblich zur Qualitätssicherung in der Behandlung und Beratung von Menschen mit Inkontinenz bei.