Mehr Reichweite im Gesundheitsmarkt

Schließen

Registrierung

Melden Sie sich noch heute an, um gezielt und effektiv Ihre Nachrichten in der Gesundheitsbranche verbreiten zu können.

Kontoinformationen

Ansprechpartner:in

Adresse

Kontakt

Es wurde eine E-Mail zur Bestätigung an Sie gesendet. Nach der Bestätigung sind Sie erfolgreich registriert.


Valneva-CEO: Ganzvirusimpfstoff könnte noch entscheidend sein

APOTHEKE ADHOC

Berlin – Der CEO des Herstellers Valneva, Thomas Lingelbach, hat an die EU und die Mitgliedstaaten appelliert, nicht aus dem Vertrag mit seinem Unternehmen auszusteigen und damit vorschnell beim einzigen inaktivierten Ganzvirusimpfstoff den Stecker zu ziehen. In einem Portfolio unterschiedlicher Impfstoffe gegen das Coronavirus könnte die Technologie noch eine wichtige Rolle spielen, so der Unternehmenschef im Interview mit dem Branchendienst APOTHEKE ADHOC.

Der Impfstoff VLA2001 sei der einzige inaktivierte Ganzvirusimpfstoff und zeichne sich durch eine sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit aus: In der Zulassungsstudie seien 40 Prozent mehr Antikörper erzeugt worden als beim Vergleichsimpfstoff von AstraZeneca. Mindestens gegen zwei weitere stabile Oberflächenproteine würden zudem Antikörper gebildet, was auch bei neuen Varianten nützlich sein könnte. Und schließlich werde durch das zugesetzte Adjuvans eine breite T-Zell-Antwort generiert.

„Zusammenfassend muss man sagen, dass das Virus in abgetöteter Form die natürliche Infektion am besten nachahmt“, so Lingelbach. In Kombination mit mRNA- oder Vektorimpfstoffen könne daher wohl dieselbe Hybrid-Immunität erzeugt werden wie in der Konstellation Infektion plus Impfung, die laut einer israelischen Studie den besten Schutz vor schweren Verläufen auch gegen die aktuelle Omikron-Variante biete.

„Wir sehen bei unserem Impfstoff viele, viele Vorteile“, so Lingelbach. Neben den wissenschaftlichen Aspekten gebe es weitere Alleinstellungsmerkmale: Inaktivierte Impfstoffe hätten in der Regel Haltbarkeiten von 36 Monaten, in diese Richtung gehe es auch beim Vakzin von Valneva. Darüber hinaus erzeugten sie eine längere Immunantwort, was man für VLA2001 allerdings erst noch an Langzeitstudien zeigen müsse. Und schließlich sei die Technologie seit 70 Jahren bekannt und werde von vielen Menschen als sicher wahrgenommen.

Dass die EU-Kommission trotzdem angekündigt habe, aufgrund vereinbarter Fristen den Liefervertrag zu kündigen, finde er sehr bedauerlich – zumal mittlerweile mit zwei Monaten Verspätung seit Freitag die Zulassung vorliege. „Ich glaube nicht, dass es eine in irgendeiner Form wissenschaftlich getriebene Entscheidung ist“, so Lingelbach. Vielmehr gebe es in Europa derzeit sehr viel Impfstoff und auch eine große Impfmüdigkeit. Alle Regierungen seien angesichts der makroökonomischen Entwicklungen unter Budgetdruck.

Er hoffe sehr, dass die EU-Kommission den Vertrag angesichts der nun vorliegenden regulären Vollzulassung nicht gänzlich kündige und man wenigstens eine Mindestmenge in die EU liefern könne – und dann, wenn der Bedarf da sei, die Mengen über die Zeit hochfahren könne.

„Wir sind davon überzeugt, dass unser Impfstoff einen signifikanten Beitrag bei der Bekämpfung der Pandemie leisten kann, etwa indem wir Menschen, die sich bislang nicht impfen ließen, erreichen.“ Es gebe immer noch 15 Prozent Europäer über 18 Jahren, die noch nicht geimpft seien – darunter viele Menschen, die auf einen konventionellen Impfstoff mit einem hervorragenden Verträglichkeitsprofil gewartet hätten.

Darüber hinaus werde man in den kommenden Monaten sehen, dass man eine Plattform mit verschiedenen Impfstoffen brauche. „Wir haben so viele Unbekannte, die vor uns liegen: Wir wissen nicht, wie sich die Varianten entwickeln. Wir wissen nicht, wie wichtig das Thema Hybrid-Immunität noch wird. Vielleicht ist es gerade der inaktivierte Impfstoff – in einer Kombination mit anderen – der hier noch einen Stellenwert finden wird.“ So richtig daher die Entscheidung sei, sich noch nicht für eine Plattform zu entscheiden, so bedauerlich sei es, dass man ausgerechnet den inaktivierten Impfstoff ausgrenze.

Valneva würde gerne an einem weiterführenden Impfstoff arbeiten, etwa einer multivalenten Vakzine oder einem Impfstoff mit zusätzlichen Komponenten. „Inaktivierte Impfstoffe eignen sich hervorragend für den Aufbau von Plattformen, man kennt das von den Grippeimpfstoffen. Aber das ist natürlich eine Frage der Investitionskapazität.“ Er sei dankbar für die Unterstützung und die Zuwendungen erst der britischen Regierung und dann der EU. Es stehe aber noch viel Forschungsarbeit an, die Valneva als einziges mittelständisches Impfstoff-Unternehmen finanzieren müsse. „Da gibt es eine Grenze, und die muss man nicht nur kurzfristig, sondern mittelfristig betrachten.“

Dass die Zulassung überhaupt so lange gedauert hat, habe verschiedene Ursachen. So habe man zunächst in der Entwicklungspartnerschaft mit der britischen Regierung wertvolle Zeit verloren, etwa weil sich klinische Studien verzögerten. Dann musste nach dem Ausstieg auf Eigenregie umgestellt werden, was erneut zusätzlichen Aufwand bedeutete. „Man darf nicht vergessen, dass wir – als kleinster Player – die erste Firma in Europa waren, die einen Immunokomperabilitätsansatz gezeigt hat. Im Bereich Covid haben wir als Pathfinder agiert und Daten im Zulassungsverfahren immer wieder nachgereicht.“

Das vollständige Interview finden Sie hier:

https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/coronavirus/valneva-ceo-ganzvirusimpfstoff-koennte-noch-entscheidend-sein/

https://www.youtube.com/watch?v=UYg8Oy9z1NQ

APOTHEKE ADHOC ist der unabhängige Branchendienst für den Apotheken- und Pharmamarkt. Der kostenlose Newsletter kann unter www.apotheke-adhoc.de/newsletter abonniert werden.