Berlin – Zum Welttag gegen Misshandlung alter Menschen am 15. Juni erklärt Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik.
Hinschauen und Handeln statt Wegsehen und Ignorieren. Dieser Welttag erinnert uns daran, dass es in der Pflege alter Menschen noch immer zu Ausnahmesituationen kommt, die auch Gewalt hervorrufen. Wir müssen handeln und die Pflegebedürftigen und die Pflegenden konsequent in den Mittelpunkt stellen ohne gleich mit erhobenen Finger auf sie zu zeigen. Die Sicherung der Menschenrechte und strukturelle Pflegeprobleme müssen stärker in den Blick genommen werden.
Wir müssen die Ursachen klären, die zu Gewalt, Vernachlässigung und Pflegemängeln führen. Oft mangelt es an Entlastungsangeboten gerade in der häuslichen Pflege für pflegende Angehörige, aber auch an Zeit und Anerkennung für die professionell Pflegenden. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte ist ein wesentlicher Schritt zu einer menschenwürdigeren Pflege. Einseitige Kritik und platte Schuldzuweisungen bringen nichts.
Pflegedialoge à la Philip Rösler reichen nicht aus. Wir müssen ganz konkret über Ursachen, Folgen und präventive Maßnahmen nachdenken. Wertlos ist eine Familienpflegezeit für pflegende Angehörige, für die es keinen Rechtsanspruch gibt.
Pflegende Angehörige brauchen flexiblere Leistungsformen und Anlauf- und Beratungsstellen, die sich ihrer Not annehmen. Es bedarf der Reform der Pflegeversicherung, damit an Demenz erkrankte Menschen endlich über einen klar geregelten Leistungsanspruch verfügen und ihre Versorgung gesichert ist. Es braucht die bürokratische Entschlackung der professionellen Pflege, damit wieder Zeit für das Hauptgeschäft ist: die Pflege.
Die “Charta der Rechte für hilfe- und pflegebedürftige Menschen” des Runden Tisches Pflege ist der richtige Weg. Sie muss der Leitfaden beim Umgang mit Pflegebedürftigen sein.