Mainz – Wie können Politik, Unternehmen und Pflegenetzwerke Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihre Angehörigen pflegen, bei der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege unterstützen? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Fachtagung, deren Ergebnisse jetzt in Form einer Dokumentation vorliegen, wie Familienministerin Malu Dreyer heute in Mainz mitteilte. “Familien- und Personalpolitik müssen sich der Herausforderung stellen, dass die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit für immer mehr Beschäftigte und Betriebe zum wichtigen Thema wird”, sagte die Ministerin.
Eine vom Ministerium in Auftrag gegebene Studie zur “Familienpflege und Erwerbstätigkeit” des Instituts für Soziologie der Universität Mainz belegt nach Angaben der Ministerin, dass Erwerbstätige mit Pflegeverpflichtungen die an sie gestellten beruflichen, pflegerischen und familiären Anforderungen häufig nur unter Einsatz aller physischen und psychischen Kräfte bewältigen könnten. Maßnahmen zur Unterstützung von pflegenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern seien daher dringend geboten und müssten gemeinsam von Politik, Wirtschaft und Pflegediensten erbracht werden. Die Studie habe gezeigt, dass Betriebe zwar beginnen, sich mit dem Thema der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege auseinanderzusetzen, aber noch weit davon entfernt seien, konkrete Maßnahmen und Angebote zu entwickeln. Bei diesem Thema werde eher langfristig gedacht, sagte Dreyer.
Wichtigstes Instrument zur Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege seien flexible Arbeitszeiten. Die Erwerbstätigkeit wegen der Pflege aufzugeben, sei für die meisten Beschäftigten keine Alternative. Die Erwerbstätigkeit stelle sogar häufig einen wichtigen Ausgleich zur Pflege dar. Daher sei es wichtig, den pflegenden Angehörigen beides zu ermöglichen und ihnen nach Ende der Pflegetätigkeit wieder die Rückkehr in den Beruf zu eröffnen. Eine Schlüsselrolle bei der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege nähmen vor allem die Führungskräfte in einem Betrieb ein, so die Ministerin. Wichtig sei, dass in einem Betrieb insgesamt eine familienfreundliche Kultur herrsche, in der Menschen Raum für ihre familiären Aufgaben gelassen werde. “Es gibt bereits ermutigende Beispiele von Betrieben, die eine familienfreundliche Unternehmenskultur praktizieren”, sagte die Ministerin. Zu notwendigen Maßnahmen in Betrieben zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeaufgaben gehören beispielsweise die Hilfe bei der Suche nach Pflegeplätzen oder häuslicher Unterstützung, Teilzeitmodelle oder Seminare zum Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.
“Wir sind mit dem Audit berufundfamilie® der gemeinnützigen Hertiestiftung und den Regionalkonferenzen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf einem guten Weg, unterschiedliche und betriebsangepasste Lösungen zu entwickeln, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser zu vereinbaren helfen”, so die Ministerin. Zurzeit nehme Rheinland-Pfalz mit etwa 80 auditierten Betrieben bundesweit eine Spitzenposition ein. “Aber wir wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern gemeinsam mit der Wirtschaft noch mehr Familienfreundlichkeit in rheinland- pfälzischen Betrieben verwirklichen”, unterstrich Malu Dreyer.
Die Dokumentation ist im Internet eingestellt unter http://www.vivafamilia.de