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Unterstützung aus der Distanz: Wenn Pflegebedürftige nicht nebenan wohnen

Presseinformation

Berlin – Wenn sich Angehörige um entfernt wohnende Pflegebedürftige kümmern, kann dies zu speziellen Herausforderungen führen, wie eine neue Studie des ZQP untermauert: So geben zum Beispiel 75 Prozent der Befragten an, dass es sie belaste, wegen der Entfernung in Notsituationen nicht vor Ort helfen zu können. Nicht wenige fühlen sich darüber hinaus in ihrer Rolle falsch wahrgenommen.

Bei der Versorgung von etwa 4,1 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland spielen Angehörige meist eine wichtige Rolle. Sie sind gesundheitlich besonders belastet, denn Pflegesituationen können lange andauern, körperlich fordernd und emotional aufreibend sein. Eine besondere Situation kann entstehen, wenn beispielsweise pflegebedürftige Eltern und deren erwachsene Kinder voneinander entfernt wohnen – und letztere dann Verantwortung für die Pflege auf Distanz übernehmen. Dies kann mit speziellen Herausforderungen einhergehen, wie eine heute veröffentlichte bundesweite Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) bei 1.007 auf räumliche Distanz Pflegenden ergab.

PD Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, erklärt: „Unsere Studie zeigt, dass auf räumliche Distanz Pflegende insbesondere in Fragen administrativer Unterstützung eingebunden sind. Sie kümmern sich etwa um Bankangelegenheiten, Korrespondenz mit der Krankenkasse oder die Koordinierung des ambulanten Dienstes. Viele von ihnen sind aber auch direkt vor Ort im Einsatz und begleiten den Arztbesuch, besorgen Medikamente, unterstützen im Haushalt oder helfen bei der Körperpflege. Dafür nehmen nicht wenige von ihnen regelmäßige Anfahrten von über einer Stunde in Kauf.“

Insgesamt äußern im Rahmen der Untersuchung 41 Prozent der Teilnehmenden, dass sie mit ihrer Situation im Pflegekontext eher oder gar nicht zufrieden seien. Stärkere Unzufriedenheit wird unter anderem von denjenigen mit langen Wegezeiten zur pflegebedürftigen Person angegeben. Ab einer solchen von zwei Stunden liegt der Anteil derjenigen, die sich eher oder sehr unzufrieden zeigen, bei 61 Prozent.

Die Befragten berichten von verschiedenen Herausforderungen in Bezug auf ihre allgemeine Situation als Pflegende. So fühlen sich 49 Prozent durch den zeitlichen Aufwand belastet, 38 Prozent der Erwerbstätigen unter ihnen erleben belastende berufliche Einschränkungen und 21 Prozent geben eine Belastung durch den finanziellen Aufwand der Unterstützung an. Von den Befragten, die bereits vor der Corona-Pandemie in der Pflegesituation geholfen haben, sagen 59 Prozent, in der Folge sei dies für sie schwieriger geworden.

In der Studie werden auch Probleme thematisiert, die insbesondere mit Pflege auf räumliche Distanz verbunden sein können. So sagen drei Viertel der Interviewten, es belaste sie, in Notsituationen vor Ort nicht besser helfen zu können. Knapp zwei Drittel empfinden es als beschwerend, wegen der Entfernung zu wenig Einblick in die aktuelle Lage der pflegebedürftigen Person zu haben. Zudem belastet 63 Prozent, aufgrund der Distanz die pflegebedürftige Person insgesamt nicht besser unterstützen zu können. Suhr ergänzt: „Viele auf Distanz Pflegende haben zudem den Eindruck, dass ihr Engagement unterschätzt wird – zum Beispiel von Arbeitgebern, Ärzten, Pflegediensten aber auch in der Familie.“ Dies spiegelt sich ebenfalls in der Befragung: 41 Prozent der Teilnehmenden geben dort an, dass der Umfang ihrer Unterstützung von anderen Personen teilweise nicht richtig wahrgenommen werde, weil sie nicht so oft vor Ort sichtbar seien.

Zudem werden emotional herausfordernde und konfliktfördernde Erfahrungen mit der pflegebedürftigen Person oder mit Dritten gemacht, die ebenfalls mit der spezifischen Distanzsituation in enger Verbindung stehen können. So erklären 38 Prozent, die pflegebedürftige Person gebe ihnen das Gefühl, sie seien zu wenig bei ihr. 27 Prozent empfinden, der oder die Pflegebedürftige gebe ihnen das Gefühl, sie kümmerten sich zu wenig. 17 Prozent geben an, andere vermittelten ihnen das Gefühl, dass sie sich zu wenig in die Pflegesituation einbrächten. 14 Prozent haben den Eindruck, andere unterstellten ihnen, sie würden die Distanz als Ausrede benutzten, um manche Aufgaben im Pflegekontext nicht zu übernehmen.

Darum plädiert Suhr dafür, dass die besondere Situation von auf Distanz Pflegenden in der Öffentlichkeit – insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen – mehr Beachtung findet: „Die informelle Pflege hat verschiedene Facetten. Wer bedürfnisorientiert helfen und bei der Prävention in der Pflege erfolgreich sein will, sollte die unterschiedlichen Herausforderungen pflegender Angehöriger auf dem Schirm haben.“