Eschborn – Die exokrine und endokrine Pankreasinsuffizienz treten häufig gemeinsam auf1. Rund die Hälfte der Diabetiker ist auch von einer exokrinen Pankreasinsuffizienz betroffen2. „Nicht immer werden beide Formen rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt, was zu weiter persistierenden Stoffwechselproblemen mit Maldigestion und instabiler Glykämielage führen kann“, so Professor Baptist Gallwitz, stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik IV am Universitätsklinikum Tübingen. Da das Wissen um die engen Verflechtungen der endokrinen und exokrinen Pankreasinsuffizienz noch in den Kinderschuhen steckt, möchte die Online-Fortbildungsplattform www.my-cme.de mit der neuen cme-Klausur „Exokrine Pankreasinsuffizienz & Diabetes“ Ärzte auf die Koexistenz und die Notwendigkeit der frühen Intervention aufmerksam machen (https://goo.gl/nJg3n9). Die Fortbildung vermittelt Fachwissen über die Wechselwirkungen des exokrinen und endokrinen Pankreas und beschreibt die rationelle Diagnostik sowie die Besonderheiten der Therapie beider Pankreasinsuffizienzformen. Die Klausur ist von der hessischen Landesärztekammer mit zwei Fortbildungspunkten zertifiziert.
Die Hinweise auf die Korrelation von endokriner und exokriner Pankreasinsuffizienz werden durch zahlreiche Studien erhärtet. So beträgt die Prävalenz einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) beim Typ 2-Diabetiker 32 Prozent, beim Typ 1-Diabetiker sogar 51 Prozent2. 60 Prozent aller Diabetiker weisen zumindest eine unphysiologisch niedrige Fettverdauung auf3. Bei vielen Diabetes-Patienten werden zudem erniedrigte Pankreas-Elastase 1-Werte, eine erhöhte tägliche Stuhlfrequenz, ein gesteigerter Anteil abnormer Stuhlkonsistenz sowie ein erhöhtes Auftreten von Meteorismus festgestellt4, 5.
Gleichzeitig entwickeln bis zu 50 Prozent der Patienten mit chronischer Pankreasinsuffizienz einen therapiepflichtigen Diabetes6. Die Prävalenz eines neu diagnostizierten Diabetes mellitus nach dem Erstereignis einer akuten Pankreatitis beträgt 20 bis 25 Prozent; etwa 70 Prozent dieser Patienten benötigen eine Insulintherapie7.
Warnzeichen beachten
Bei Patienten mit Diabetes mellitus sind daher ungeklärte gastrointestinale Beschwerden, Fettstuhl oder Steatorrhoe-assoziierten Beschwerden sowie qualitative Mangelernährung möglicherweise die Folge einer exokrinen Pankreasinsuffizienz und sollten differentialdiagnostisch abgeklärt werden2. Die Bestimmung der pankreatischen Elastase 1 als Marker der EPI ist ebenso indiziert bei schlecht eingestellten Diabetikern mit schwankenden Blutglukosespiegel und Störungen des Inkretin-Systems. Mit einer Enzymsubstitution, dem Goldstandard bei der Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz, können die gastrointestinalen Beschwerden schnell gemindert werden. Studien liefern Hinweise darauf, dass eine Enzymsubstitution mit den Verdauungsenzymen Lipase, Protease und Amylase bei Diabetikern nicht nur zu einer verbesserten Verdauung und reduziertem fäkalen Fettanteil führt. Auch eine Verbesserung von GIP-Sekretion, Insulin-Response sowie der Glukosetoleranz wurde beobachtet4, 5. Bei der Enzymsubstitution sind eine hohe Lipaseaktivität und die Säurestabilität der eingesetzten Enzyme entscheidend für den Therapieerfolg. Lipasen aus Reispilzen (Rizolipasen) sind säurestabil und auch in einem übersäuerten Duodenum wirksam. Lipasen aus Schweinepankreas sind nicht säurestabil und benötigen einen galenischen Säureschutz, bei Übersäuerung des Duodenums oftmals zusätzlich auch die Gabe eines Protonenpumpeninhibitors zur Neutralisierung.
EPI – die Unbekannte
Im Gegensatz zur endokrinen Insuffizienz des Pankreas führt die exokrine Pankreasinsuffizienz in den Arztpraxen ein eher stiefmütterliches Dasein. Völlegefühl, Meteorismus, Diarrhoe, Steatorrhoe und Oberbauchschmerzen werden oft als Folge eines zu üppigen Lebenswandels, Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Reizdarmsyndrom fehlinterpretiert. Bei Diabetikern werden abdominelle Schmerzen und Funktionseinschränkungen des Verdauungstraktes oft fälschlicherweise als Folge der diabetischen Polyneuropathie eingestuft. Schätzungen zufolge leidet jedoch fast jeder 10. Mensch an einer EPI. Frühzeitiges Erkennen und Intervenieren sind daher im Hinblick auf die Vermeidung von Spätfolgen und Folgekosten unerlässlich. Ein erhöhtes Risiko für eine exokrine Pankreasinsuffizienz liegt auch vor bei chronischer Pankreasinsuffizienz, Alkoholabusus, Mukoviszidose, Zöliakie/Sprue, Gallensteinen, Adipositas und Patienten über 50 Jahre.
Wissen erweitern und Punkte sammeln
Zugang und Anmeldung zur Teilnahme an der CME-Klausur „Exokrine Pankreasinsuffizienz & Diabetes“ finden interessierte Ärzte unter https://goo.gl/nJg3n9 oder via QR-Code.
Die zertifizierte Fortbildung für Ärzte wird ermöglicht durch die Unterstützung von REPHA GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen.
1 Hardt PD et al. Diabetes Care 2008; 31 Suppl 2:165-9
2 Hardt PD. MMW Fortschritte der Medizin 2012/9:53-55
3 Layer P, Keller J. J Clin Gastroenterol 1999; 28:3-10
4 Hardt PD et al. Dig Dis Sci 2003; 48:1688-92
5 Cavalot F et al. Diabetes Care 2006; 29:719-21
6 S3 Leitlinie Chronische Pankreatitis
7 Das SL et al. Gut 2014; 63:818-831