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Unterfinanzierte Drogenhilfe kostet Leben

Pressemitteilung

Berlin – Der Toten gedenken, die Lebenden schützen: Der 21.7. ist der internationale Gedenktag für verstorbene Drogenkonsument_innen / Deutsche AIDS-Hilfe: Gedenken ernst nehmen heißt Handeln

Während die Zahl der Drogentoten in Deutschland seit 2012 erheblich gestiegen ist, hat die Drogenhilfe in deutschen Städten immer weniger Geld zur Verfügung. Das ist die traurige Bilanz zum 20. Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige am 21.7.

Dazu erklärt Björn Beck vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Drogenhilfe rettet Leben und unterstützt Menschen dabei, ihre Gesundheit zu schützen. Es ist unerträglich, dass Menschen sterben oder sich mit HIV und Hepatitis infizieren, weil Hilfsangebote nicht genügend Ressourcen haben. Gedenken ernst nehmen, heißt handeln.“

Steigender Bedarf

1.272 Menschen starben im Jahr 2017 an den Folgen des Konsums illegaler Substanzen. 2012 waren es 944. Zwar kam es 2017 erstmals wieder zu einem leichten Rückgang, doch die Zahl der Toten liegt weiterhin auf hohem Niveau. Das Robert-Koch-Institut meldet außerdem einen Anstieg von HIV-Infektionen unter Menschen, die intravenös Drogen konsumieren.

Der Bedarf an Suchthilfe wächst. Rund eine halbe Million Menschen sucht laut Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht jährlich Beratung und Unterstützung in ambulanten Einrichtungen.

Sinkende Ressourcen

Drogenhilfeeinrichtungen müssen dabei in den meisten Städten mit sehr niedrigen Budgets auskommen. Laut Deutscher Suchthilfestatistik sind außerdem die Mittel seit 2003 faktisch zurückgegangen.

Die Zuwendungen für die ambulante Suchthilfe stiegen in dieser Zeit um weniger als 2% und glichen damit die gestiegenen Kosten nicht aus. Die Zuschüsse für die Drogenhilfe stehen in den meisten Städten im Jahresrhythmus immer wieder infrage. Beratungsstellen müssen immer mehr ihrer kostbaren Arbeitszeit aufwänden, um ihre Finanzierung zu sichern.

„Eine Gesellschaft, die die schädlichen Folgen des Drogenkonsums eindämmen möchte, darf sich nicht auf eine prekäre Finanzierung verlassen. Die Einrichtungen arbeiten fachlich auf hohem Niveau, werden mit ihrer wichtigen Aufgabe aber alleine gelassen. Wir brauchen in Deutschland dringend eine Stärkung der kommunalen Suchthilfe“, betont DAH-Vorstand Björn Beck.

Fatale Folgen

Die Folgen der chronischen Unterfinanzierung sind gefährlich: Unzureichende Beratungsangebote, viel zu kurze Öffnungszeiten von Drogenkonsumräumen, Engpässe beim Verteilen von sauberen Spritzen und Zubehör. Etwa die Hälfte der intravenös Konsumierenden hat keinen ausreichenden Zugang, um durchgängig „Safer Use“ betreiben zu können, ergab die DRUCK-Studie des Robert-Koch-Instituts.

Dabei zeigen alle Erfahrungen: Eine gut funktionierende Drogenhilfe schützt die Abhängigen und mindert die schädlichen Folgen des Drogenkonsums für die Gesellschaft, etwa durch sinkende Behandlungskosten für HIV- und Hepatitisbehandlungen im Gesundheitssystem.

Drogenpolitik kann mehr erreichen

„Die deutsche Drogenpolitik kann im Zusammenspiel von Bund, Ländern und Kommunen viel mehr erreichen als bisher“, betont DAH-Vorstand Björn Beck. „Wir brauchen klare Bekenntnisse zu Maßnahmen, die Risiken beim Drogenkonsum minimieren, Drogenkonsumräume in allen Bundesländern und eine solide Finanzierung.“

Nötig ist außerdem die Ausweitung der Substitutionsbehandlung mit pharmazeutisch erzeugten Opiaten (Diamorphin), also der Abgabe über das Medizinsystem, um dem unkontrollierten Konsum von gefährlichen Schwarzmarktdrogen und kriminellen Strukturen das Wasser abzugraben.

Weitere Informationen:

Deutsche AIDS-Hilfe: Keine Entwarnung bei Drogentodesfällen

Broschüre „Eine moderne Drogenpolitik nützt allen“

Empfehlungen für die Vergabe von Drogenkonsumutensilien veröffentlicht

Informationen über Drogenkonsumräume

DRUCK-Studie − Drogen und chronische Infektionskrankheiten