Frankfurt am Main/Dortmund – Für Krankenkassen bricht eine neue Ära an: Laut Plan der Bundesregierung soll zum 1. Januar 2009 der Gesundheitsfonds starten. Statt ihren Versicherungsbeitrag wie bisher selbst bestimmen zu können, würden Kassen dann einen staatlich festgelegten einheitlichen Beitragssatz erhalten. Kämen sie mit diesem Betrag nicht aus, müssten sie Zusatzprämien erheben. Unter den Kassen herrscht Uneinigkeit darüber, ob der Fonds tatsächlich kommt. So könne das Modell noch an einem Streit über die Festlegung des Einheitssatzes scheitern, wie Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender der Ersatzkassenverbände VdAK/AEV, kürzlich feststellte. (AP, 25. Januar 2008) Der Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, Dr. Hans Jürgen Ahrens, gab dagegen im Februar seinen Widerstand gegen den Fonds auf: “Der Gesundheitsfonds wird kommen.” (Welt online, 10. Februar 2008)
So folgenschwer der Fonds für Kassen wäre, ist er doch nur Teil einer umfassenden Strukturänderung im Gesundheitswesen. Schon das seit Frühjahr 2007 geltende GKV-Wettbewerbsgesetz sorgte mit seinen Regeln über Ausschreibungen von Rabattverträgen, Wahltarife in der GKV und den Basistarif in der PKV für eine fortdauernde Unruhe unter den Kassen. Auf der EUROFORUM-Konferenz “Die Zukunft der Krankenkassen” (22. und 23. April 2008, Dortmund) berichten Vorstände von gesetzlichen und privaten Kassen, mit welchen Strategien sie sich künftig im Wettbewerb positionieren wollen.
Ein Fazit nach einem Jahr Gesundheitsreform zieht Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des neu gegründeten Spitzenverband Bund der Krankenkassen.
Konvergenz oder Konkurrenz von GKV und PKV?
Wie sich die Bedingungen für die gesetzlichen Kassen ab 2009 ändern und ob Kassen zunehmend wie Privatunternehmen agieren werden, erläutern Prof. Dr. Norbert Klusen (Techniker Krankenkasse) und Dr. Johannes Vöcking (Barmer Ersatzkasse) aus GKV-Sicht. Vöcking stellt die Strategien der Kassen vor, um Zusatzprämien zu vermeiden. Außerdem zeigt er Möglichkeiten auf, Kosten innerhalb der Krankenkassen zu senken. Zu den Themen Entschuldung, Fusionen und Einsparpotenziale wird weiterhin AOK-Chef Dr. Hans-Jürgen Ahrens Stellung nehmen. Eine Prognose darüber, wie sich die Zukunft der privaten Kassen gestalten wird, gibt Dr. Joachim von Rieth (Central Krankenversicherung) ab. Dem Spannungsfeld zwischen Zusatzversicherungen und Wahltarifen widmet sich eine Podiumsdiskussion, an der Rolf Bauer (Continentale Krankenversicherung), Wilfried Jacobs (AOK Rheinland/Hamburg) sowie der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Dr. Rainer Daubenbüchel, teilnehmen werden.
Blick über die Grenzen: Beispiel Schweiz
Mit 1,2 Millionen Versicherten ist die CSS Versicherung der zweitgrößte Schweizer Krankenversicherer. Die CSS befürwortet nach eigenen Angaben das System der Kopfprämien mit individueller Prämienverbilligung für einkommensschwache Versicherte. Das System fördere die Eigenverantwortung und ermögliche eine transparente Kostenentwicklung. Einkommensabhängige Prämien lehnt die CSS aus volkswirtschaftlichen Gründen ab, weil sie den Faktor Arbeit verteuerten und damit die Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Wirtschaft schwächten. Beat Moll ist Mitglied der Direktion der CSS-Gruppe und Vorsitzender der Geschäftsleitung der CSS Versicherung AG Vaduz, die seit rund einem Jahr mit Krankenzusatztarifen auf dem deutschen Markt vertreten ist. Auf der EUROFORUM-Konferenz wird er Parallelen und Unterschiede in Produktgestaltung und Finanzierung aufzeigen und die Entwicklungen in Deutschland interpretieren.
Das vollständige Programm ist im Internet abrufbar unter: http://www.euroforum.de