Bielefeld – “Forschung mit statt über die Betroffenen”. Technische Innovationen allein helfen nichts, wenn sie an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigehen, für die sie gedacht sind. Forscher der Universität Bielefeld und des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) arbeiten in einem Projekt daran, moderne Technik und Lebensrealität von demenzerkrankten Menschen zusammenzubringen. Das Land NRW unterstützt das Projekt mit 300.000€ über zwei Jahre.
Memory-Apps, die helfen das Gedächtnis zu trainieren, Buchstaben-Apps zum Wörterraten oder elektronische Kuscheltiere, die auf einen Menschen reagieren, die Versorgung von Menschen, die an Demenz erkrankt sind, und die Unterstützung Pflegender Angehöriger wird zunehmend technischer. Vor diesem Hintergrund gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bielefeld zusammen mit der Abteilung für Gerontopsychiatrie und der Stabsstelle Innovation & Forschung des EvKB mit dem Projekt „Technikunterstützte Versorgung der Zukunft bei beginnender und leichtgradiger Demenz“ den Fragen nach, wie die Betroffenen ihre Situation wahrnehmen, wie Technologien zur Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen gestaltet sein müssen und welche ethischen Fragen die Entwicklung aufwirft.
Das Projekt ist vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen ins Förderprogramm „Innovative Medizin in der digitalen Gesellschaft“ aufgenommen worden und wird für zwei Jahre mit über 300.000 Euro gefördert.
Dr. Christoph Dockweiler und Professorin Dr. Claudia Hornberg von der Universität Bielefeld sowie Dr. Christoph Karlheim und Dr. Stefan Kreisel vom Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) leiten das Projekt.
Die Projektbeteiligten setzen sie sich mit den Perspektiven von Menschen mit beginnender Demenz und deren Angehörigen sowie Versorgungsakteurinnen und -akteuren in Einzelinterviews, Fokusgruppen und Workshops auseinander. „So haben wir eine Offenheit den verschiedenen Akteursgruppen gegenüber, und es trägt dazu bei, die Daten tiefer und breiter zu analysieren“, sagt Dr. Christoph Karlheim, Leiter der Stabstelle Innovation & Forschung am EvKB.
Dr. Stefan Kreisel, der als Ärztlicher Leiter der Abteilung für Gerontopsychiatrie die besonderen Bedürfnisse dieser Gruppe und ihres Umfeldes aus erster Hand kennt: „Neue Technologien bieten ein großes Potenzial für die Versorgung der Betroffenen. Sie müssen sich jedoch an den Lebensrealitäten und Möglichkeiten der Menschen orientieren, damit diese Potenziale auch erfahrbar werden. Hierzu werden wir einen wichtigen Beitrag leisten.“
In diesem gemeinsamen Projekt wird ein innovativer Weg gegangen. „Durch diesen Ansatz – die Zielgruppen in den Forschungsprozess mit einzubeziehen – tragen die Universität Bielefeld zusammen mit dem Evangelischen Klinikum Bethel dazu bei, den Dialog mit den Betroffenen zu führen und nicht über sie“, so Professorin Dr. Claudia Hornberg, Gesundheitswissenschaftlerin an der Universität Bielefeld.