Mainz – Menschen mit Diabetes leiden viel häufiger unter Depressionen als Gesunde. “Die große Gefahr ist, dass sich daraus ein Teufelskreis ergibt: Diabetiker mit Depression haben oft eine eher schlechte Blutzuckereinstellung, die wiederum schnell zu Erschöpfung führt. Einmal in diesem Teufelskreis gefangen, können sich viele nicht mehr aus eigener Kraft befreien”, erklärt Dipl.-Psych. Sabine Wagner von der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Zusammen mit der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz versuchen die Psychologen herauszufinden, wie den betroffenen Diabetikern am besten zu helfen ist, ob eine medikamentöse Behandlung oder Psychotherapie besser wirkt. Die Diabetes-Depressions-Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft seit 2006 in verschiedenen deutschen Städten. Nun werden auch Mannheim und Ludwigshafen in die DAD-Studie mit aufgenommen.
Die DAD-Studie ist die weltweit erste Studie zum Wirksamkeitsvergleich zweier Behandlungsverfahren, die derzeit als Standard in der Depressionsbehandlung gelten, jedoch bei Menschen mit Diabetes noch unzureichend erforscht sind. Es handelt sich hierbei um ein bereits zugelassenes antidepressives Medikament und um eine Gruppen-Verhaltenstherapie, die speziell auf die Bedürfnisse von Diabetikern abgestimmt ist. “Beide Methoden helfen generell sehr gut gegen Depressionen. Aber wir wollen herausfinden, ob sie auch bei Diabetikern genauso wirksam sind”, so Wagner.
Gerade Diabetiker sind nämlich von Depressionen doppelt so oft betroffen wie Nicht-Diabetiker. Jeder vierte leidet unter depressiven Symptomen wie zum Beispiel Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen – häufig eine Folge des schwankenden Blutzuckerspiegels. Ist die Stimmung aber erst einmal getrübt, fällt es noch schwerer, den Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren und die Medikamente vorschriftsmäßig einzunehmen. “Hier beginnt der Teufelskreis. Der Diabetes verschlimmert sich und es kommt zu Folgeschäden wie Augen- oder Nierenerkrankungen. Die Lebenserwartung dieser Menschen ist reduziert”, ergänzt Wagner.
Im Rahmen der Diabetes-Depressions-Studie hat die Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie des Psychologischen Instituts in den vergangenen zwölf Monaten etwa 230 Teilnehmer aus dem Einzugsgebiet Mainz, Bingen, Worms und Wiesbaden betreut. In Zusammenarbeit mit diabetologischen Schwerpunktpraxen in Mannheim und Ludwigshafen wird das Angebot nun auch auf diese beiden Städte ausgedehnt. Interessenten, die seit mindestens einem Jahr an Diabetes leiden und mit Insulin behandelt werden, können sich bei Interesse unter der Telefonnummer 0231-45032607 sowie auf der Studienhomepage http://www.dadstudie.de über eine Teilnahme informieren.