München – Verbraucher erwarten bei Olivenöl vor allem Qualität und gesicherte Herkunft. Doch obwohl die gesetzlichen Regeln für Olivenöl seit einigen Jahren kontinuierlich ausgeweitet und auf EU-Ebene harmonisiert wurden, steht das Produkt beim Lebensmittelbetrug ganz weit oben. Weil es verschiedene Arten von Olivenöl gibt, sollte der Verbraucher auf die Etikettierung achten. Die Lebensmittelexperten von TÜV SÜD erklären, worauf es beim Einkauf von hochwertigem Olivenöl ankommt.
Spanien, Italien, Griechenland und Portugal produzieren 90 % des Olivenöls in der Europäischen Union. Das Prinzip klingt einfach: Gesunde, reife Oliven werden vorsichtig geerntet und unter sicheren, hygienischen Bedingungen mechanisch so bearbeitet, dass sich Öl daraus pressen lässt. Keine weitere Substanz darf hinzugefügt werden. Da aber die Qualität der Oliven von sehr vielen Faktoren beeinflusst wird, ist beste Qualität sehr aufwendig herzustellen.
Verarbeitung, Güteklassen und Etikettierung sind in verschiedenen EU-Verordnungen genau beschrieben. Die EU-Verordnung 1513/2001 legt fest, dass natives Olivenöl aus der Frucht des Olivenbaumes stammen muss und nur mechanisch oder physikalisch bearbeitet werden darf. Das Öl muss möglichst naturbelassen sein. Gewinnung und Verarbeitung dürfen die Produktqualität nicht verschlechtern.
Natives Olivenöl und seine Extraklasse
In der EU-Verordnung 61/2011 wurden die Güteklassen für Olivenöl geregelt: Für den Verbraucher sind das „Native Olivenöl“ und das „Native Olivenöl Extra“ die Wichtigsten. Natives Olivenöl Extra – auch Extra Vergin genannt – muss direkt aus den Oliven unter ausschließlich mechanischen Verfahren gewonnen werden. Wärmeeinwirkung oberhalb von 40 Grad Celsius ist nicht erlaubt. Diese Güteklasse darf nur einen sehr geringen Säuregehalt (weniger als 0,8 %) und keinerlei sensorische Fehler haben. Es wird auch als Olivenöl der Kategorie 1 bezeichnet. Natives Olivenöl hingegen darf etwas mehr Säure (bis zu 2 %) enthalten. Leichte sensorische Fehler werden in dieser Klasse akzeptiert. Es wird auch als Olivenöl der Kategorie 2 bezeichnet.
Zudem können Verbraucher im Handel Olivenöl der Kategorie 5 kaufen, das eine Mischung aus raffiniertem Olivenöl mit Kategorie 1 oder 2 ist. Je höher der Anteil an nativem Olivenöl in dieser Mischung ist, desto intensiver der Geschmack. Andere Olivenöle sind Lampantöl, raffiniertes Olivenöl oder Oliventresteröl, welches aus festen Olivenrückständen gepresst wird. Diese dürfen nicht an Verbraucher abgegeben werden.
Betrug ist häufig
Bei 50 % des in der EU gewonnenen Olivenöls ist die Qualität so gering, dass es raffiniert werden muss. Experten gehen davon aus, dass Olivenöl vom Lebensmittelbetrug sehr stark betroffen ist. Möglichkeiten von Betrügern, ihren unlauteren Gewinn zu steigern, reichen von der Vermischung von Olivenölen der Kategorie 1 mit geringer-wertigen Güteklassen bis hin zum Imitat – z.B. ein mit Chlorophyll versetztes Sonnenblumenöl.
Von außen erkennbar ist die Qualität von Olivenöl meistens nicht. Betrug nachweisen können in der Regel nur erfahrene Experten mit Hilfe moderner Lebensmittelanalytik. Sie können von der chemischen Zusammensetzung und dem sensorischen Profil der Olivenöle auf Herkunft und Qualität schließen.
Verbraucher sollten beim Einkauf trotzdem auf wichtige Qualitätskriterien achten, um ihre Erwartungen später nicht enttäuscht zu sehen.
Qualitätskriterien
„Ein Olivenöl bester Qualität hat einen niedrigen Säuregehalt, hohe Anteile an Polyphenolen, fehlerfreien Geschmack und eine gute Konservierung“, sagt Dr. Andreas Daxenberger, Lebensmittelexperte bei TÜV SÜD, „jedoch ist eine einwandfreie Beschaffenheit für den Laien nicht leicht zu beurteilen.“ Natives Olivenöl extra zeigt im Geschmack neben der ′Fruchtigkeit′ die Geschmackskomponenten ′Schärfe′ und ′Bitterkeit′. Das ist für den Konsumenten oft überraschend.
Bei einem hochwertigen Olivenöl sollte auch die Verpackung und Etikettierung beste Qualität aufweisen:
- Es muss nicht immer „Extra Vergin“ draufstehen. Auch ein einfacheres, natives Olivenöl kann sehr hochwertig sein. Oft ist es dem Geschmack des Einzelnen überlassen, ob er die amtlichen Kriterien der Kategorie Extra Vergin – Schärfe, Bitterkeit und Fruchtigkeit – und den niedrigeren Säuregehalt bevorzugt. Auch andere Olivenöl-Kategorien können gut schmecken.
- Auf dem Etikett ausgewiesen sein müssen immer Güteklasse, Herkunft, Füllmenge, MHD, Produzent oder Abfüller oder Vertreiber.
- Auch bei Bioprodukten müssen alle verpflichtenden Kennzeichnungselemente vorhanden sein.
- Alle Nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben müssen den gesetzlichen Regeln entsprechen. Der Aufdruck „cholesterinfrei“ oder „reich an Linolsäure“ hat zur Folge, dass Brennwert und Nährwerte nach bestimmten Vorgaben angegeben werden müssen.
- Die Angabe „kaltgepresst“ besagt, dass die Pressung unterhalb von 27 Grad Celcius stattgefunden hat.
- Dunkle Glasflaschen schützen das Olivenöl und seine Nährstoffe viel besser vor Oxidation durch Licht. Glasflaschen oder Metallcontainer sind Plastikflaschen – noch oft zu finden direkt beim kleinen Direktvermarkter in Urlaubsländern – vorzuziehen.
- Schließlich sind auch die Angaben „Geschütztes Geografisches Anbaugebiet“ oder „Geschütztes Ursprungsgebiet“ Belege für eine gesicherte Herkunft.
- Noch ein Tipp: Sollten Bestandteile des Olivenöles kristallisiert sein, ist dies lediglich ein Hinweis auf eine zu kühle Lagerung (unterhalb von 6-8 Grad Celsius). Die Kristalle lösen sich bei Zimmertemperatur wieder und haben keine geschmacklichen Einbußen zur Folge.
Weitere Informationen rund um das Thema Lebensmittelsicherheit gibt es unter: www.tuev-sued.de/sichere-lebensmittel.