Bangalore / Tübingen – Wir besiegen Blutkrebs: Diese Mission verfolgt die DKMS seit mehr als 30 Jahren. Heute hat die gemeinnützige Organisation im Kampf gegen die bösartige Krankheit ein neues Kapitel aufgeschlagen: Im indischen Bangalore eröffnete die DKMS gemeinsam mit weiteren gemeinnützigen Partnern eine Transplantationsstation für Kinder mit Thalassämie. Rund 120 Kinder erhalten hier zukünftig jedes Jahr eine zweite Lebenschance. Die neue Station ist Teil eines umfangreichen Hilfsprogramms, mit dem die DKMS ihre Mission erweitert. Dadurch sollen auch Patient:innen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu lebensrettenden Stammzelltransplantationen erhalten.
Feierliche Stimmung heute Morgen im Bhagwan Mahaveer Jain Hospital (BMJH) in Bangalore: Gemeinsam mit ihren Partnern vor Ort, der Sankalp India Foundation und Cure2Children, gab die DKMS den Startschuss für ein Projekt, das Hoffnung spendet: Hier, auf der siebten Etage, beginnt zukünftig ein neues Leben für kleine Patient:innen, die an Thalassämie oder Sichelzellanämie leiden. Auf der hochmodernen, geräumigen, kunterbunt dekorierten Station stehen zehn Betten für Stammzelltransplantationen bei Kindern zur Verfügung. Die Station ist nach Mechtild Harf benannt, deren Schicksal vor 30 Jahren Anlass für die Gründung der DKMS gab.
„Es ist eine große Ehre für uns, dass die erste Transplantationsstation in Gedenken an Mechtild Harf heute ihre Türen für Kinder in Not öffnet“, sagt Dr. Elke Neujahr, Global Chief Executive Officer der DKMS, bei der Pressekonferenz im BMJH. „Blutkrebs und andere lebensbedrohliche Blutkrankheiten lassen sich nur mit einem ganzheitlichen Ansatz wirksam besiegen. 30 Jahre nach unserer Gründung weiten wir daher unsere Aktivitäten aus: Neben der Registrierung möglichst vieler potenzieller Stammzellspenderinnen und Stammzellspender setzen wir uns für Patientinnen und Patienten ein, deren geografische oder sozioökonomische Situation den Zugang zur Transplantation erschwert“, erklärt sie. Eine Stammzelltransplantation sei oft die einzige Chance auf Heilung, aber für viele Familien unerschwinglich. Deshalb beteilige sich die DKMS auch an den Kosten der Transplantation. „Unser Ziel ist es, die finanzielle Belastung der betroffenen Familien zu verringern und bessere Voraussetzungen für die Behandlung zu schaffen“, sagt Neujahr weiter.
Eine der Familien, die bereits von der lebensrettenden Arbeit der DKMS und ihrer Partner profitiert hat, ist die Familie des siebenjährigen Srinidhi. Der Junge litt an Thalassämie und darf dank einer Stammzelltransplantation vor sechs Monaten nun ein normales Leben führen. „Danke, DKMS. Danke, Sankalp. Danke, Cure2Children“, sagte Srinidhi schüchtern. Die Mutter des Jungen war seine passende Spenderin und Lebensretterin. Sie sagt dankbar: „Nachdem ich meinen Sohn all die Jahre mit der Thalassämie kämpfen sah, fühlte ich mich hilflos, weil ich nichts tun konnte. Aber mit Hilfe der DKMS und der Sankalp India Foundation konnte ich meine Stammzellen spenden und das Leben meines Sohnes retten. Jahrelang haben wir in Angst und Ungewissheit gelebt, aber jetzt können wir wie eine normale, glückliche Familie leben.“
Katharina Harf, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKMS Stiftung, sagte in einer Videobotschaft: „Es bedeutet mir sehr viel, dass der Name meiner Mutter von nun an mit der neuen Transplantationsstation verbunden sein wird. Das ist ihr Vermächtnis, sie lebt in unserer Arbeit weiter.“
Alle fünf Minuten wird in Indien bei einem Menschen Blutkrebs oder eine vererbte Blutkrankheit wie Thalassämie oder Sichelzellenanämie diagnostiziert. Mit über 42 Millionen Trägern gilt das Land als Thalassämie-Hochburg der Welt. Da es sich um eine weit verbreitete Erbkrankheit handelt, werden allein dort jedes Jahr mehr als 10.000 Kinder mit dieser schweren Anämie geboren. Patient:innen, die an dieser Krankheit leiden, benötigen regelmäßig Bluttransfusionen. Die wirksamste Behandlung ist eine Stammzelltransplantation, idealerweise in einem frühen Alter. Der Bedarf an Transplantationen bei Kindern ist in Indien daher extrem hoch. Doch in den Krankenhäusern fehlen Kapazitäten, um die kleinen Patient:innen medizinisch zu versorgen und die notwendige Behandlung zu gewährleisten.
Und genau hier setzen die DKMS und ihre Partner vor Ort an: Neben den zehn Betten für Stammzelltransplantationen gibt es auf der neuen Station im eine Intensivstation mit drei Betten für Patient:innen in besonders kritischem Zustand. Ein Isolierzimmer, ein Tagespflegebereich für die Vorbereitung auf die Transplantation mit einem Spielbereich sowie eine Schulungs- und Ausbildungseinrichtung sind ebenfalls vorhanden. Die DKMS hat außerdem ein Molekularlabor finanziert. Es ermöglicht eine schnelle und hochmoderne genetische Diagnostik, Transplantationsgenetik und Erregernachweise und senkt damit die Kosten pro Transplantation, da diese Untersuchungen direkt vor Ort durchgeführt werden.
Das Projekt ist Teil des umfangreichen, internationalen DKMS Hilfsprogramms „Access to Transplantation“ (Zugang zu Transplantationen). Ziel ist es, Patient:innen in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen eine Stammzelltransplantation und damit eine zweite Chance auf Leben zu ermöglichen. Das Hilfsprogramm besteht aus drei Säulen: einem Förderprogramm zur finanziellen Unterstützung von Patient:innen, einem HLA-Typisierungsprogramm, um geeignete Spender:innen in den Familien der Betroffenen zu identifizieren, sowie einem Programm, mit dem die DKMS gemeinnützige Krankenhäuser und Organisationen in Ländern unterstützt, in denen es an Ressourcen für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung mangelt. Um die Qualität der Versorgung auch langfristig zu verbessern, fördert die DKMS auch Schulungen für Ärzte und Pflegepersonal.
Weitere Informationen über die Unterstützungsprogramme der DKMS für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen finden Sie unter: professional.dkms.org/services/support-programs/access-to-transplantation sowie unter www.dkms.de/informieren/ueber-die-dkms/besserer-zugang-zu-stammzelltransplantationen