Wien – Im Rahmen der österreichischen AUSTROPHARM forderte TORRE-Chef Thomas G. Stiegler die von der Liberalisierung bedrohten Apotheken zu mehr Mut und Kreativität auf. Man müsse sich viel intensiver mit neuen Wettbewerbern und Vertriebsformen beschäftigen, deren Vorgehens- und Arbeitsweisen genauer studieren und diesen aktiver begegnen. Stiegler: “Es ist leider leichter zu leiden als sich zu ändern.” Die in Österreich häufig diskutierte Möglichkeit, politische Maßnahmen auf europäischer Ebene zu blockieren oder zeitlich zu verzögern, sei erstens gefährlich und zweitens mache sie nur Sinn, wenn man die gewonnene Zeit zu einer Kompetenzoffensive nutze.
In einem Vortrag vor einhundert österreichischen Apothekerinnen und Apothekern bedauerte Stiegler, dass in vielen aktuellen Werbematerialien von Apotheken “pharmazeutische Inhalte, die im Mittelpunkt der Werbeaktivitäten von Apotheken stehen müssten”, nicht zu finden seien. Vielmehr sehe man als Endverbraucher eine Flut von Flyern, die denen von Discountern mehr als ähneln und die Austauschbarkeit der Produkte und auch der Anbieter mehr befördern als sie zu verhindern”. Der Berliner Kommunikationsexperte vertritt die Meinung, die Pharmazie mit Inhalten und Kompetenzthemen müsse wieder viel stärker betont werden; mit individuellen Angeboten, besonderen Dienstleistungen, Eigenmarken und einer hohen Kommunikationsfreude der Mitarbeiter könnten sich Apotheken deutlich von Versand- und Discountapotheken absetzen. Dazu gehöre aber auch, mit gezielter und rechtzeitiger Preisfreundlichkeit der Individualapotheken das Eintreten von Discountapotheken nicht zur positiven Überraschung für die Endverbraucher werden zu lassen.
Stiegler: “Auch neue Vertriebsformen kochen nur mit Wasser. Aber man muss sich mit ihnen intensiv beschäftigen und daraus aktive Strategien für die Apotheke fahren. Dies möglichst als Erster am Standort. Es ist zwar sehr höflich, wenn man Anderen prinzipiell den Vortritt lässt, bringt die eigene Apotheke aber nur ins Hintertreffen”. Deshalb hält Stiegler es für sinnvoll, sich nicht nur mit der Verhinderung neuer Vertriebsformen zu beschäftigen, sondern vor allem mit deren Vorgehens- und Arbeitsweise. Zudem sei die Entwicklung einer Konter-Strategie wichtig. Die Kompetenzoffensive müsse für die Endverbraucher “ein spür- und hörbares Erlebnis” sein. Die Kunden müssten viel intensiver wahrnehmen, dass sie als Menschen mit gesundheitlichen Problemen ernst genommen würden, und dass sich das Apothekenpersonal mit ihnen nicht nur über das Rezept oder die Arzneimittelpackung unterhalte. “Im Gesundheitsmarkt hätten die Apotheken enorme Chancen, allerdings verläuft dieser nach anderen Regeln als der GKV-Markt”. Im Krankheitsmarkt werde die Frage gestellt: “Was fehlt Ihnen?”, im Gesundheitsmarkt müsse es um die Frage gehen: “Was tut Ihnen gut?”. Man müsse sich damit beschäftigen, so Stiegler, weshalb Apotheken vom frei finanzierten Gesundheitsboom in Deutschland und Österreich nur am Rande profitierten.
Mit dem TORRE-Konzept einer echten Gesundheitsprävention, für das die gesamte Mannschaft einer Apotheke geschult werde, gepaart mit viel Individualität, modernen Präventionsanalysen und Eigenmarken setze TORRE als Kompetenzanbieter einen Schwerpunkt mit pharmazeutischen Inhalten an 350 Standorten in Deutschland, 40 in der Schweiz und 12 in Österreich. Nur wenn das gesamte Team auf pharmazeutische Inhalte eingeschworen und dafür intensiv ausgebildet ist, könne “Pharmazie mit Herz und Leidenschaft” spürbar gemacht werden, so Stiegler. Apotheken sollten ihre enormen Kompetenzen und die ihrer Mitarbeiter in die Schaufenster bringen und dafür “lieber mal auf die eine oder andere Industriepappe verzichten”. Man müsse den kommenden Gegner, zu denen auch Quelle und Bertelsmann gehören würden, an deren Schwächen packen und rechtzeitig vor Ort agieren.