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Top-Akteure diskutierten / emnid-Umfrage: Trotz Lobs für deutsches Gesundheitssystem sind nur 66 Prozent tatsächlich zufrieden

Neue Versorgungsformen als Lösung der Systemkrise?

Berlin – Das deutsche Gesundheitswesen gilt noch immer als eines der besten der Welt. Trotz aller Proteste gegen Reformen und Reformvorhaben sind sich führende Akteure der gesundheitspolitischen Szene in diesem Punkt offenbar einig.

Zum Auftakt des 3. Kongresses der Gesundheitsnetzwerker in Berlin gelang diesmal eine kleine Sensation: Auf einem Podium diskutierten nebeneinander der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Rudolf Kösters, DAK-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Herbert Rebscher und Ärztekammer-Vizepräsident Dr. Frank Ulrich Montgomery – und wo sonst regelmäßig “die Fetzen flogen” herrschte überraschende Einigkeit. Das mochte vielleicht auch am Thema des zweitägigen Kongresses liegen: “Die Praxis neuer Versorgungsformen”. Denn genau die neuen Versorgungsformen sehen auch die Diskutanten als einen Zukunftsweg des Systems. Ganz ohne Kritik ging es freilich nicht. Die richtete sich vor allem gegen die Planung des Gesundheitsfonds, der mit Kommentaren von “gesetzgeberischer Demenz” bis hin zu einem Ergebnis von “Autismus in der Politik” bedacht wurde. In Stimmungsbild passte da gut eine von der Initiative für neue soziale Marktwirtschaft (INSM) vorgestellte aktuelle emnid-Umfrage zur Qualität der Gesundheitsversorgung. Nur einige Ergebnisse: Obwohl die deutschen mit der Qualität der Ärzte (84 %) und Krankenhäuser (81 %) zufrieden sind, geht ihre Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung insgesamt zurück. Nur 66 Prozent sind mit der medizinischen Versorgung insgesamt zufrieden, 34 % unzufrieden. Gründe für die Unzufriedenheit sind bei 57 Prozent der gesetzlichen Versicherten beispielsweise Wartezeiten auf Termine bei Ärzten und in Krankenhäusern. 53 Prozent der gesetzlich Versicherten halten den GKV-Beitragssatz für unangemessen. INSM-Geschäftsführer Max A. Höfer: “Das zeigt, dass die Politik das Solidaritätsprinzip nicht durch rasant steigende Beiträge immer weiter gefährden darf”.

Im Rahmen der Eröffnung des Kongresses hatte Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder aus dem Bundesministerium für Gesundheit betont, dass es noch nie im deutschen Gesundheitssystem so viel Freiheitsgrade gegeben hätte wie heute. Die integrierten Versorgungsverträge bezeichnete er als die höchste Form zur freien Gestaltung der Versorgungs-Optimierung. Dr. Reinhard Uppenkamp, der Vorstandsvorsitzende der Berlin-Chemie AG, wies darauf hin, dass es hier vor allem die Initiative und Kreativität der Marktteilnehmer sei, die dazu führe, dass tatsächlich Wettbewerb um eine bessere Versorgung entstehe. Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsleistungen am Arbeitsplatz, so betonte er, würden im Wettkampf der Arbeitgeber um Arbeitskräfte eine immer höhere Bedeutung gewinnen.

Im Rahmen der insgesamt 21 Workshops des Kongresses wurde ein intensiver Erfahrungsaustausch zwischen den in Netzwerken und neuen Versorgungsformen Tätigen und Interessenten über praxisnahe Themen möglich. Zentrale Fragestellungen waren dabei unter anderem die Entwicklung des Vergaberechts in der gesetzlichen Krankenversicherung und speziell in neuen Versorgungsformen, die gerade bei integrierter Versorgung wichtige sektorübergreifende Qualitätssicherung und Ergebnistransparenz sowie Finanzierungsmodelle für neue Versorgungsformen. Besonders die Breite des Themenangebotes wurde dabei von den rund 500 Teilnehmern positiv bewertet.