Universitätsmedizin Mainz leistet humanitäre Hilfe für Menschen aus Krisengebieten
Der Tag der Menschenrechte erinnert jährlich am 10. Dezember an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die vor 75 Jahren von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Zu den heute geltenden grundlegenden Rechten jedes Menschen zählt auch der Anspruch auf ein Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit. Die Universitätsmedizin Mainz setzt sich für das Menschenrecht auf Gesundheit ein, indem sie im Rahmen der humanitären Hilfe eine medizinische Versorgung für Menschen aus Krisenregionen bietet. Am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin Mainz wurde hierfür ein spezieller Fonds eingerichtet.
Insbesondere in Krisenregionen, wie beispielsweise in Kriegsgebieten, ist die medizinische Versorgung für viele Menschen nicht gewährleistet, obwohl sie als Grundrecht gilt. „In Deutschland können wir von einer hervorragenden Gesundheitsversorgung profitieren. Als Universitätsklinik bietet die Universitätsmedizin Mainz eine hochspezialisierte Patientenversorgung auf höchstem Niveau. Es ist uns ein großes Anliegen, mit dieser Spitzenmedizin auch Menschen zu unterstützen, die sich aufgrund von Krisen oder Konflikten in einer Notlage befinden und damit zur Verwirklichung des Menschenrechts auf Gesundheit beizutragen“, betont der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer. Der Medizinethiker Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin Mainz, unterstreicht: „Wenn die Unversehrtheit des eigenen Körpers, wenn Gesundheit ein Menschenrecht ist, dann ist die medizinische Behandlung aus humanitären Gründen auch unsere ethische Pflicht.“
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat die Universitätsmedizin Mainz bereits in der Anfangsphase des Krieges eine große Zahl ukrainischer Patient:innen – insbesondere Betroffene mit Krebserkrankungen aus dem Großraum Kiew, darunter viele Frauen sowie Kinder – im Rahmen der humanitären Hilfe versorgt. Die Kliniken in der Ukraine konnten in der Folge des Angriffs die Versorgung ihrer Patient:innen nicht mehr sicherstellen. Entsprechend groß war der Bedarf an medizinischer Unterstützung aus dem Ausland.
In der Regel versorgen die Ärzt:innen und Pflegenden der Universitätsmedizin Mainz jährlich etwa 20 bis 25 Patient:innen aus Krisengebieten. Die Behandlung der Betroffenen wird über einem humanitären Fonds finanziert, der am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin angesiedelt ist. In den meisten Fällen vermitteln Hilfsorganisationen, wie beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Malteser oder der United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR), die Patient:innen und organisieren häufig auch den Transport nach Mainz. Die Behandlung aus humanitären Gründen erfolgt an der Universitätsmedizin Mainz entsprechend den Prinzipien des internationalen Roten Kreuzes ohne Ansehen der Person oder der Partei der Hilfsbedürftigen. Die Zusage für eine Finanzierung aus dem humanitären Fonds der Universitätsmedizin Mainz setzt allerdings voraus, dass die Behandlung für die Person existenziell erforderlich ist und dass sie die Aussicht auf soziale Teilhabe, also beispielsweise einen Schulbesuch, eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle sowie die Sorge um sich selbst und andere erhalten oder wiederherstellen kann.
Je nach Krankheitsbild werden die Patient:innen von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten an der Universitätsmedizin Mainz versorgt. Neben den Geflüchteten aus der Ukraine wurden in den vergangenen Jahren insbesondere Menschen aus Afghanistan, Libyen, Marokko, Nigeria und anderen westafrikanischen Ländern, aus Syrien sowie aus dem Iran über den humanitären Fonds behandelt.
„Im Iran kommt es zu Fällen einer speziellen Form von Menschenrechtsverletzung, die sich gegen die Bevölkerung richtet: Sogenannte Sittenwächter schießen mit Schrotgeschossen aus nächster Nähe vor allem ins Gesicht von Demonstrierenden, um diese so als Oppositionelle kenntlich zu machen. Die Verletzungen können das Augenlicht der Opfer gefährden und aufwändige Operationen zur Entfernung der Schrotkugeln notwendig machen. Die Betroffenen haben jedoch keine die Möglichkeit, im Iran eine Klinik aufzusuchen, da sie sofort den Behörden gemeldet würden und ihnen Gefängnis, Folter oder Tod drohen“, erläutert Professor Paul. „Mit Hilfe der im Rahmen der humanitären Unterstützung an der Universitätsmedizin Mainz durchgeführten chirurgischen Eingriffe kann bei den Betroffenen das für sie erreichbare Höchstmaß an Gesundheit wiederhergestellt werden“, so Paul.
Bei den Menschenrechten handelt es sich um Rechte, die allen Menschen zustehen sollen. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO vom 10. Dezember 1948 umfasst bürgerliche und politische Freiheits- und Beteiligungsrechte, unter anderem das Recht auf Leben, das Verbot der Folter, die Religions-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit sowie wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, wie das Recht auf soziale Sicherheit, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Bildung und das Recht auf Nahrung und Gesundheit. Der Anspruch jedes Menschen auf das für ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit wurde zudem in dem 1976 in Kraft getretenen UN-Sozialpakt verankert. Das Menschenrecht auf Gesundheit soll danach über verschiedene Maßnahmen verwirklicht werden. Dazu gehören die Senkung der Kindersterblichkeit, die Verbesserung der Hygiene, die Bekämpfung von Krankheiten sowie eine für alle Menschen erreichbare und sichergestellte medizinische Versorgung.
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 345.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Mehr als 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie rund 670 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.700 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.
[Stand: 2022]