Potsdam – Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) hat heute in Potsdam Maßnahmen zur Sicherstellung einer gesundheitlichen Versorgung auf hohem Niveau im Flächenland Brandenburg vorgestellt. Die medizinischen Möglichkeiten, die technische Entwicklung und der Zwang, Antworten auf drängende Versorgungsfragen zu finden, eröffnen auch neue Chancen, sagte sie.
Die Zahl der Ärzte in der ambulanten Versorgung habe sich nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg zwar von 1999 mit 3.280 Ärzten auf gegenwärtig 3.511 Ärzte im Jahr 2010 erhöht. Aber auch Mediziner werden älter, sagte Tack. 35 Prozent der in Brandenburg in der ambulanten Versorgung tätigen Ärztinnen und Ärzte haben bereits das 60. Lebensjahr erreicht, bundesweit sind es nur rund 18 Prozent.
Innovative Versorgungsstrukturen schaffen
Seitdem die im Modellprojekt Gemeindeschwester als arztentlastende Struktur erwiesenen nichtärztlichen Praxisassistentinnen regelhaft tätig sein können, sind bereits 21 nicht-ärztliche Praxisassistentinnen in 19 Hausarztpraxen und 5 Landkreisen des Landes Brandenburgs im Einsatz. Auch die für die Tätigkeit notwendige Weiterbildung bei der Landesärztekammer Brandenburg erfährt regen Zuspruch. Der erste Weiterbildungslehrgang wird von 31 Teilnehmerinnen besucht, die die Weiterbildung im Verlauf dieses Jahres erfolgreich abschließen werden.
Tack sprach sich für den Erhalt und den Ausbau von Medizinischen Versorgungszentren bzw. Gesundheitszentren aus. Für Ärztinnen und Ärzte ist eine Tätigkeit in einem Medizinischen Versorgungszentrum unter den Gesichtspunkten planbarer Arbeitszeiten, Entlastung von Verwaltungstätigkeit und fachlicher Austausch eine sehr interessante Alternative zur Niederlassung, sagte sie. Aktuell gibt es in Brandenburg 52 Medizinische Versorgungszentren.
Versorgungsnetzwerke entwickeln
Die Verbesserung der hausärztlichen Versorgung durch telemedizinische Verfahren und die stärkere Vernetzung der fachärztlichen Kompetenz zwischen den Krankenhäusern mittels Telemedizin ist ein interessantes Standortargument für Brandenburg, erklärte Tack. Ihr Ministerium prüfe derzeit gemeinsam mit den Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigung, der Landeskrankenhausgesellschaft, den kommunalen Spitzenverbänden, der Landesärztekammer, dem Verband der Medizinischen Versorgungszentren und dem Hausärzteverband, wie telemedizinische Anwendungen zur Unterstützung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum verstärkt beitragen können.
Aus- und Weiterbildung fördern
Die Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten in Regionen mit deutlichen Versorgungsproblemen kann in Brandenburg sowohl im Rahmen der Förderung zur Verbesserung der Grundversorgung auf dem Lande als auch in kleineren Städten auch mit EU-Mitteln unterstützt werden.
Die Kassenärztliche Vereinigung hat mit ihrem Sicherstellungsstatut gemeinsam mit den Krankenkassen eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um neue Ärzte für Brandenburg zu gewinnen:
Sicherstellungszuschuss von 50.000 Euro für die Übernahme einer frei werdenden Arztpraxis, Sicherstellungszuschuss 40.000 Euro bei Neugründungen, Sicherstellungszuschuss 15.000 Euro für die Gründung einer Zweigpraxis, außerdem sind Umsatzgarantien für bis zu 8 Quartale möglich Bereits seit Oktober 2006 läuft eine Informations- und Imagekampagne zur Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten, insbesondere von Hausärzten. Die Kampagne Einfach verwirklichen Perspektiven entdecken auf http://www.hausarzt-in-brandenburg.de ist als gemeinsame Aktion aller Beteiligten in Brandenburg angelegt.
Wir arbeiten eng mit Berlin zusammen und wollen möglichst viele Medizinstudenten für eine Tätigkeit in Brandenburg gewinnen, so Tack. Aktuell gibt es 11 Akademische Lehrkrankenhäuser der Charité Berlin im Land Brandenburg. Erst jüngst fand zur diesem Thema ein Gespräch der Ministerin mit dem Vorstandsvorsitzenden der Charité Prof. Karl Max Einhäupl statt. Die Universitätsmedizin Charité Berlin lädt Vertreter der Lehrkrankenhäuser zu Beginn des Semesters ein, damit sich die Brandenburger Häuser den Berliner Studierenden vorstellen können. Dieses Angebot wird rege genutzt. Aktuell sind im Jahr rd. 160 Medizin-Studierende der Charité in Brandenburger Krankenhäusern. Die Tendenz ist steigend.