Potsdam – Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) sieht im Kampf gegen den Alkoholmissbrauch die gesamte Gesellschaft gefordert. Vor allem Kinder und Jugendliche müssen vor den gesundheitlichen Gefahren gewarnt und geschützt werden. Sie sind besonders gefährdet, sagte Tack heute bei der Vorstellung des Gesundheitsberichtes zur Suchtproblematik in Brandenburg.
Erstmals liegen mit diesem Bericht neben Vergleichsdaten aus Brandenburger Schülerbefragungen zum Konsum von Suchtmitteln jetzt auch verlässliche Daten zum Alkohol- und Tabakkonsum von Brandenburger Erwachsenen vor. Letztere entstammen einer bundesweiten Befragung des Robert Koch-Instituts, die im Auftrag des Brandenburger Gesundheitsministeriums erhoben wurden.
Erfreulich ist, so die Gesundheitsministerin, dass der Alkohol- und Tabakkonsum unter Schülerinnen und Schülern seit der letzten Befragung 2004/2005 zurückgegangen ist. So verringerte sich zum Beispiel der regelmäßige Alkoholkonsum bei den Jungen um 15 Prozent und bei den Mädchen sogar um 27 Prozent. Dennoch sei das besonders riskante Rauschtrinken, das nicht selten in der Notaufnahme im Krankenhaus endet, noch immer bei den Jugendlichen verbreitet, sagte Tack. So gaben 14 Prozent der Jungen und 6 Prozent der Mädchen in der aktuellen Befragung von 2008/2009 an, dass sie mehr als einmal in der Woche betrunken waren. Etwa 56 Prozent der Jugendlichen trinken einmal im Monat mehr als 5 Getränke.
Die Daten im Bericht, ob sie Jugendliche oder Erwachsene betreffen, zeigen einmal mehr: Wir dürfen im Kampf gegen Suchtmittelmissbrauch nicht nachlassen, und wir brauchen dazu das Engagement aller, so Tack. Sie verwies darauf, dass in Brandenburg viel getan werde, um den riskanten Suchtmittelkonsum zu verringern. Im Bericht werden beispielhafte Maßnahmen genannt, wie die beiden Landesprogramme Brandenburg rauchfrei und Verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol die bereits seit dem Jahre 2004 bzw. seit 2007 umgesetzt werden. Sie bringen verschiedene Partner aus allen gesellschaftlichen Bereichen zusammen und bündeln eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten im Kampf gegen die Sucht. Da Jugendliche besonders gefährdet sind, wurden zunächst Maßnahmen in den Vordergrund gestellt, die gezielt junge Menschen erreichen und die sich vor allem auf solche Situationen beziehen, in denen zum Beispiel Alkoholkonsum besonders gefährliche Folgen haben kann. Die verschiedenen Projekte wie zum Beispiel Jugendschutz und Alkohol, HaLT – Hart am Limit, Peer-Projekt für Fahranfänger oder Lieber schlau als blau finden in verschiedenen Regionen des Landes statt.
Wichtig bleibt, Betroffenen frühzeitig bedarfsgerechte Hilfen anzubieten. So verfügt Brandenburg über ein gut ausgebautes Suchthilfesystem mit 28 ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtkranke und zirka 760 stationären Betten für Entzugs- und Entwöhnungsbehandlungen, für Adaption und Sozialtherapie. Außerdem gibt es im Bereich der Suchtprävention die Zentralstelle für Suchtprävention an der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. und 5 überregionale Suchtpräventionsfachstellen in Wittenberge, Lindow, Strausberg, Potsdam und Lübben. Ein wichtiger Bestandteil des Netzes der Suchthilfe im Land sind auch die über 220 Sucht-Selbsthilfegruppen.
Das Gesundheitsministerium engagiert sich seit Jahren in der Suchtpräventionsarbeit. Im vergangenen Jahr stellte es dafür mehr als 1 Mio. Euro bereit. Die Zentralstelle für Suchtprävention und die 5 überregionalen Suchtpräventionsfachstellen erhielten zirka 300.000 Euro und jedem Kreis standen für die Träger von Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtkranke im Bereich der ambulanten Hilfen 43.500 Euro aus Landesmitteln zur Verfügung. Mit zirka 500.000 Euro unterstützte das Gesundheitsministerium Projekte im Rahmen der Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrages der Länder und des Brandenburgischen Glücksspielgesetzes. Für 2010 ist eine Unterstützung in ähnlicher Höhe geplant.