Düren – Orthesen würden von den Patienten nur selten getragen, seien medizinisch kaum wirksam und ließen zudem wissenschaftliche Wirkungsnachweise vermissen – so lautet ein häufiger Vorwurf, der insbesondere von Kostenträgerseite immer wieder geäußert wird. Dabei spricht nicht nur die Verordnungspraxis eine andere Sprache. Allein bei der Volkskrankheit „Kreuzschmerz“ und bei Osteoporose werden jedes Jahr rund 600.000 spezielle Rückenorthesen verordnet. Für die Wirksamkeit der Orthesen sprechen auch zahlreiche wissenschaftliche Belege, wie eine aktuelle Analyse des Instituts für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) Kiel ergab.
Im Auftrag des Industrieverbandes eurocom hatte das IGSF Dokumente ausgewertet, die von Seiten der Hersteller bei der Anmeldung einer Orthese für das Hilfsmittelverzeichnis vorgelegt werden müssen. Dabei wurde sich auf die Indikationen Kreuzschmerz und Osteoporose konzentriert. Insgesamt 68 wissenschaftliche Studien, Anwendungsbeobachtungen, ärztliche Gutachten sowie technische und biomechanische Wirksamkeitsnachweise stellten die Mitgliedsfirmen der eurocom dem IGSF zur Verfügung. Zusätzlich wurde eine Auswahl fachspezifischer Literatur ausgewertet.
Das Ergebnis der Analyse des IGSF ist eindeutig: Sowohl die Patienten als auch die behandelnden Ärzte bescheinigten den Rückenorthesen, eine deutliche Reduktion der Schmerzen, eine gesteigerte Aktivität im Alltag sowie geringeren Schmerzmittelgebrauch bewirkt zu haben. Die Patienten beschrieben zudem eine deutlich gesteigerte Lebensqualität, die einerseits auf den medizinischen Effekten, andererseits auf der hohen Zufriedenheit mit Tragekomfort und Handhabbarkeit der Orthesen basierte.
Ein weiteres Ergebnis der Analyse: Wer eine Rückenorthese trägt, muss nicht befürchten, dass seine Muskelkraft schwindet. Im Gegenteil bleibt die sensomotorische Muskelfunktion trotz der eingeschränkten Beweglichkeit durch die Orthese erhalten. Auch andere unerwünschte Nebenwirkungen wie Druckstellen oder Abschnürungen sind bei Orthesen nicht zu befürchten.
Und auch der Vorwurf, es gäbe keine wissenschaftlichen Belege für medizinische Hilfsmittel, lässt sich angesichts der Fülle von Unterlagen, die das IGSF ausgewertet hat, nicht aufrecht erhalten.
IGSF-Analyse untermauert subjektives Empfinden der Patienten
Die aktuelle IGSF-Analyse unterfüttert aus wissenschaftlicher Sicht auch die Ergebnisse einer repräsentativen Patientenumfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach vor zwei Jahren für die eurocom durchgeführt hat. Hierbei wurden rund 1.200 Nutzer von Bandagen, Orthesen, Kompressionsstrümpfe oder Einlagen zu ihren Erfahrungen mit den Hilfsmitteln befragt.
Demnach wendet jeder zehnte Deutsche Bandagen und Orthesen an. Rückenschmerzen stehen dabei an einer der ersten Stellen. Immerhin 59 Prozent der Anwender dieser Hilfsmittel verspüren weniger Schmerzen und 96 Prozent geben an, die Orthesen gäben ihnen ein sicheres Gefühl. Die hohe Zufriedenheit liegt auch darin begründet, dass moderne Orthesen atmungsaktiv und einfach zu handhaben sind. Bewegungshemmende Korsette kommen heutzutage nur noch selten zum Einsatz. Stattdessen ermöglichen aktive, dynamische Hilfsmittel wieder Bewegungen und Mobilität – und helfen so auch, einer Rückbildung der Muskulatur vorzubeugen.
Die vollständige Analyse des IGSF mit dem Titel „Sichtung, Sammlung und Auswertung der verfügbaren Belege zur Wirksamkeit von Orthesen bei Kreuzschmerz sowie bei Osteoporose“ steht auf der Internetseite der eurocom unter www.eurocom-info.de/studien/ zum Download zur Verfügung. Unter demselben Link finden sich auch alle Informationen zu der Patientenbefragung durch das Institut für Demoskopie Allensbach sowie eine weitere Analyse des IGSF zur Wirksamkeit von Bandagen und Orthesen im Indikationsbereich Knie.