Idstein – Jessica Hofmann, Studentin des Bachelor-Studiengangs Logopädie an der Hochschule Fresenius in Idstein, ist für die Entwicklung ihrer „LogoApp“ mit dem Förderpreis 2015 des Fonds der Arzneimittelfirmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland e.V. ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung fand am Abend des 3. Juli anlässlich der Aufführung des Theaterstückes „Zeitgenossen“ im August-Stunz-Zentrum in Frankfurt am Main statt. Bei der Anwendung handelt es sich um eine spezifische sprachtherapeutische App, mit der unter Aphasie (Sprachstörung in Folge eines Schlaganfalls) leidende Menschen die Wortfindung trainieren können. Die Übungen können Betroffene einerseits gemeinsam mit ihrem Sprachtherapeuten, aber eben auch zeit-und ortsunabhängig ohne fremde Unterstützung durchführen. „Sie haben die LogoApp auf ihrem Smartphone oder Tablet immer bei sich und können sie auf diese Weise jederzeit nutzen, ob sie nun zu Hause oder beispielsweise mit dem Bus unterwegs sind oder Wartezeiten überbrücken möchten“, beschreibt Jessica Hofmann den besonderen Vorteil der Applikation.
„Diese ständige Verfügbarkeit ist deshalb so wichtig, weil Betroffene möglichst häufig und intensiv, am besten mehrere Stunden am Tag, üben sollten“, so Hofmann, die das Konzept zur LogoApp im Rahmen ihrer Bachelorthesis entwickelte, weiter. Der Wiedererwerb sprachlicher Fähigkeiten sei für Menschen mit Aphasie ein wichtiger Schritt. „Sie fassen wieder Mut, werden mit jedem Erfolg selbstbewusster und können so wieder besser kommunizieren – Grundvoraussetzung für die Teilnahme am normalen gesellschaftlichen Leben.“ Betreut wurde das Projekt von Prof. Dr. Tanja Grewe, stellvertretende Studiendekanin Logopädie an der Hochschule Fresenius in Idstein und von Prof. Dr. Norina Lauer, Studiendekanin für dasselbe Studienfach. „Die LogoApp ermöglicht eine Erweiterung derSprachtherapie. Sie kann also ergänzend eingesetzt werden, wird aber die sprachtherapeutische Intervention nicht ersetzen“, so Prof. Dr. Tanja Grewe als Erstbetreuerin der Bachelorarbeit. Der direkte Therapeutenkontakt sei weiterhin grundlegend. Erste modifizierte Übungsläufe haben bereits stattgefunden – direkt mit Personen aus der zukünftigen Zielgruppe, zum einen in der Selbsthilfegruppe für Aphasie in Idstein, zum anderen in einem Workshop bei den Würzburger Aphasie-Tagen. „Die Resonanz war sehr positiv, trotzdem konnten wir anhand der Reaktionen auch schon erste Optimierungsansätze realisieren“, berichtet Hofmann.
Die 22-Jährige, die ab September in einer auf neurologische Störungsbilder spezialisierte Praxis in der Nähe von Braunschweig arbeiten wird, führt den Erfolg auch darauf zurück, dass sich die LogoApp am bekannten Spiel “Galgenmännchen” orientiert. Dieses sei sehr vielen Menschen bekannt und mache auch Spaß. Auf der anderen Seite sei schon bei der Konzeption darauf geachtet worden, dass die Anwendung selbsterklärend ist und ohne größere Anleitung direkt genutzt werden kann. Gesucht wird ein Wort, es kann aus verschiedenen Kategorien wie beispielsweise „Gemüse“ gewählt werden. Der Nutzer kann mit oder ohne Hilfen spielen, angezeigt werden bis zu vier inhaltliche Hilfestellungen, die immer spezifischer werden. Beim Wort „Salat“ bekommt der Nutzer zunächst „Wächst auf dem Feld“ angeboten, dann „Ist meist grün“, anschließend „Wird geputzt und dann zubereitet“, schließlich „Wird oft mit Dressing zubereitet“. Je nachdem, wie viele Hilfeleistungen benötigt werden, „wächst“ das Galgenmännchen. Aktuell beinhaltet die App sechs Kategorien mit je 20 Wörtern, davon zehn eher häufig, zehn eher selten genutzte Begriffe.
„Deutschlandweit schätzen wir die Zahl der Menschen mit Aphasie aktuell auf rund 100.000“, führt Studiendekanin Norina Lauer aus. Diese erworbene, also nicht angeborene, Sprach-und Kommunikationsstörung wird meist durch einen Schlaganfall verursacht, kann aber auch Folge eines Unfalls sein. „Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit dem Alter, aufgrund des demographischen Wandels wird die Zahl der Schlaganfallpatienten und damit auch der unter Aphasie leidenden Personen also weiter zunehmen.“ Und damit auch die Zahl potenzieller Nutzer der LogoApp. Die Beschäftigung mit Aphasie, die Entwicklung von Lösungen zur Unterstützung Betroffener und die Inklusion, also deren Teilhabe am „normalen“ Leben, ist einer der Schwerpunkte des Logopädiestudiums, das die Hochschule Fresenius an ihren Standorten in Idstein und Hamburg anbietet.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius gehört mit rund 10.000 Studierenden und Berufsfachschülern zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. 1848 als „Chemisches Laboratorium Fresenius“ gegründet und seit 1971 als staatlich anerkannte Fachhochschule in privater Trägerschaft zugelassen, unterhält die Hochschule Fresenius heute Standorte in Idstein, Köln, Hamburg, München, Frankfurt am Main und Berlin sowie Studienzentren in Düsseldorf und Zwickau. 2010 erfolgte die institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat. In den Fachbereichen Chemie & Biologie, Gesundheit & Soziales, Wirtschaft & Medien sowie Design können hier Ausbildungs-, Studien- und Weiterbildungsangebote wahrgenommen werden. Neben Bachelor- und Masterprogrammen in Vollzeit bieten die vier Fachbereiche mit ihren sieben Schools auch berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an.
Die Hochschule Fresenius setzt auf eine enge Einheit von Forschung, Lehre und Praxis und forscht in den Fachbereichen Chemie & Biologie (Institute for Analytical Research), Gesundheit & Soziales (Bewegungslabor), Wirtschaft & Medien (Institut für Gesundheitswirtschaft, Medienmanagement Institut, Institut für Energiewirtschaft) sowie Design. Mehr Informationen unter: www.hs-fresenius.de