Berlin – Anlässlich der heutigen Veröffentlichung des Prüfberichts der Strahlenschutzkommission (SSK) zur KiKK-Studie (Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken) erklären Sylvia Kotting-Uhl, umweltpolitische Sprecherin, und Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher:
Wer nahe an einem AKW wohnt, trägt ein höheres Leukämierisiko als andere. Besonders gefährdet sind kleine Kinder. Dieses zentrale Ergebnis der sogenannten KiKK-Studie ist durch den Prüfbericht der Strahlenschutzkommission nun endgültig als wissenschaftlich gesichert anzusehen.
Die Regierung muss nun endlich ihre Vorsorgepflicht ernst nehmen und die Untersuchung und Erforschung radioaktiver Niedrigstrahlung beschleunigen. Wir fordern die Bundesregierung auf, endlich die bisher vernachlässigte Forschung von Wirkungszusammenhängen auf den Prüfstand zu stellen und jeglicher Verharmlosung der Atomtechnologie entgegen zu treten. Ein fürsorgender und zur Vorsorge verpflichteter Staat muss nun dringender denn je Forschungsvorhaben durchführen, die die Wirkung von andauernder atomarer Strahlung unterhalb der zulässigen Grenzwerte auf den menschlichen Organismus und insbesondere auf junges und ungeborenes Leben untersucht.
Allerdings gibt es auch widersprüchliche Aussagen in der SSK-Bewertung. Sie zeigen, dass die bestehende wissenschaftliche Basis nicht ausreicht oder gar falsch ist. Einerseits weist die Epidemiologie die Atomkraftwerke als eindeutige Ursache aus, andererseits verneint die bisherige wissenschaftliche Beurteilung von atomarer Strahlung diese Ursache. Dieses eigentliche Ergebnis der KiKK-Studie ist dermaßen brisant, dass die SSK ein klares Urteil in Relativierungsversuchen zu vermeiden sucht. Wir müssen vielleicht zu der Erkenntnis kommen, dass niedrige radioaktive Strahlung zu höheren Krebsgefahren als bisher angenommen führen kann. Diese Schlussfolgerung kann nicht von vornherein ausgeschlossen werden, weil “nicht sein kann, was nicht sein darf.” Indizien dafür gibt es schon lange.
So lange unter den Wissenschaftlern keine einheitliche Meinung herrscht, bleibt der Atomausstieg ein dringliches Anliegen. Aufgrund schlechterer Sicherheitssysteme und andauernder Alterungsprozesse müssen die veralteten Atomkraftwerke wie Brunsbüttel, Biblis oder Philippsburg jetzt abgeschaltet werden, damit weiterer Schaden von der Bevölkerung abgewendet wird. Je älter AKW werden, desto mehr radioaktive Emissionen sind auch im Normalbetrieb zu erwarten.
Dass CDU und FDP trotz der offenkundigen Gefahren die Laufzeiten der AKWs verlängern wollen erweist sich nun noch deutlicher als unverantwortlich. Diese Parteien müssen sich endlich entscheiden, was ihnen wichtiger ist: Lobby der Atomkonzerne zu sein oder die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung sicher zu stellen.