Marburg – Um das Risiko einer Meningokokken-Erkrankung zu verringern, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in ihren neuen Empfehlungen nun zusätzlich, alle bislang ungeimpften Kontaktpersonen im Haushalt so bald wie möglich nach dem Kontakt zu dem Erkrankten zu impfen.
Meningokokken sind Bakterien, die schwere Erkrankungen wie eine Hirnhautentzündung und/oder eine Blutvergiftung auslösen können. Aktuelle wissenschaftliche Daten belegen, dass Haushaltskontaktpersonen – also Personen, die mit einem Erkrankten im selben Haushalt wohnen – ein stark erhöhtes Risiko haben, ebenfalls an einer Meningokokken-Infektion zu erkranken. Bisher lautete deshalb die Empfehlung, dass diese Personen vorbeugend Antibiotika einnehmen sollten.
“In Anbetracht der Schwere dieser Krankheit mit hoher Letalität und erheblichem Komplikationsrisiko erscheint […] die Verhinderung auch weniger Krankheitsfälle […] erstrebenswert”, so die Begründung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für diese neue Empfehlung.
Die Wahl des Impfstoffes ist für den Arzt davon abhängig, welche Meningokokken-Gruppe die Erkrankung ausgelöst hat. Denn insgesamt gibt es fünf verschiedene, für den Menschen gefährliche Gruppen von Meningokokken, die als “Serogruppen” bezeichnet werden. In Deutschland am häufigsten kommt die Serogruppe B vor, sie ist für etwa zwei Drittel aller Erkrankungen verantwortlich. Darauf folgt die Serogruppe C, die etwa ein Viertel aller Erkrankungen und auch die schwersten Verläufe verursacht. Die Serogruppen A, W und Y machen in Deutschland zusammen etwa zehn Prozent aller Erkrankungen aus.
Bislang stehen zwei unterschiedliche Arten von Impfstoffen zur Verfügung: Gegen die Serogruppe C gibt es moderne Konjugatimpfstoffe, die schon bei kleinen Kindern wirksam sind und einen lang anhaltenden Impfschutz verleihen. Momentan ist gegen die Meningokokken B noch kein Impfstoff erhältlich.
Gegen die Serogruppen A, W und Y stehen bislang nur Polysaccharid-Impfstoffe zur Verfügung, die bei Kleinkindern mit ihrem noch nicht ausgereiften Immunsystem nur begrenzt wirksam sind und auch bei Erwachsenen kein Immungedächtnis induzieren. Um diese Nachteile zu überwinden, befindet sich bei Novartis Behring, basierend auf seinem bewährten Konjugatimpfstoff gegen Meningokokken C, ein neuer Konjugatimpfstoff in der Entwicklung, der gleichzeitig vor den Serogruppen A, C, W und Y schützt.
Sobald Konjugatimpfstoffe gegen die Serogruppen A, W135 und Y erhältlich sind, sollen diese laut STIKO für die Meningokokken-Impfung nach Kontakt mit einem an diesen Serogruppen Erkrankten verwendet werden.
Lücken im Impfschutz gegen Meningokokken C Bereits seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission für alle Kinder im zweiten Lebensjahr eine Impfung gegen Meningokokken C mit einem Konjugatimpfstoff. Sollte die Impfung im zweiten Lebensjahr nicht erfolgt sein, empfiehlt die STIKO, sie bis zum 18. Geburtstag nachzuholen, denn Meningokokken-Erkrankungen treten vorwiegend bei Kleinkindern bis zum fünften Lebensjahr und bei Jugendlichen auf. Da diese Empfehlung erst seit drei Jahren besteht, klaffen vor allem bei älteren Kindern und Jugendlichen – die in der Regel gesund und deshalb selten beim Arzt sind – noch große Lücken im Impfschutz. Ein Blick in den Impfpass zeigt, ob ein Impfschutz gegen Meningokokken C besteht. Eine eventuell noch fehlende Impfung kann gut mit anderen im Kinder- und Jugendalter wichtigen Impfungen kombiniert werden, so dass in den meisten Fällen dafür nur ein Arztbesuch nötig ist.
Quellen:
1. Epidemiologisches Bulletin 30/2009 2. Epidemiologisches Bulletin 31/2009 3. Epidemiologisches Bulletin 33/2009
Weitere Informationen unter http://www.meningitis.de