Berlin – Zu den steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen erklärt die stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der SPDBundestagsfraktion und zuständige Berichterstatterin Hilde Mattheis:
Um Menschen mit psychischen Erkrankungen zu helfen, brauchen wir ein Gesamtkonzept, in dem Prävention und die Verkürzung von Wartezeiten auf einen Therapieplatz wichtige Bausteine sind. Bund, Länder und Kommunen müssen ihre Verantwortungsbereiche ernst nehmen und ihre Angebote aufeinander abstimmen.
Psychisch Kranke brauchen schnelle und niedrigschwellige Hilfsangebote. Je früher psychische Erkrankungen erkannt und behandelt werden, desto größer sind die Heilungschancen. Dies gilt gerade für depressive Erkrankungen. Insbesondere die Versorgungsstrukturen für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche müssen verbessert werden. Hier beträgt die Wartezeit auf einen Therapieplatz in manchen Regionen Deutschland bis zu einem Jahr.
Wenn die Einschätzung von Experten zutreffend ist, dass viele Menschen den psychischen Druck am Arbeitsplatz nicht mehr aushalten, müssen die Arbeitgeber entsprechende Vorkehrungen treffen. Die guten Erfahrungen, die viele Unternehmen mit Unfallverhütungsmaßnahmen und Gesundheitsprävention machen, müssen nun auch für die Risiken psychischer Erkrankungen angewandt werden. Dies ist auch im Sinne der Unternehmen.
Laut Statistischem Bundesamt sind die Ausgaben für psychische Erkrankungen zwischen 2002 und 2008 um 32 Prozent gestiegen. Die Behandlung von Depressionen kostete 2008 5,2 Milliarden Euro, die Behandlung von demenziellen Erkrankungen 9,4 Milliarden Euro. Als Grund für die steigenden Krankheitszahlen werden Belastungen am Arbeitsplatz aber auch eine allgemein höhere Sensibilität gegenüber psychischen Krankheitsbildern vermutet.