Berlin – „Wir sind heute in tiefer Sorge um die Europäische Union, um das gute Miteinander in Europa. Die Europäische Union verliert mit der Entscheidung Großbritanniens 16 Prozent ihrer Wirtschaftskraft und – viel wichtiger noch – sie verliert 13 Prozent ihrer Bevölkerung.
Der Brexit ist aber auch ein Schlag für die Errungenschaften der Arzneimittelversorgung in Europa. Die Europäische Union schafft durch einheitliche Anforderungen für die Zulassung und Herstellung von Arzneimitteln die Voraussetzung für die länderübergreifende Versorgung mit sicheren und wirksamen Arzneimitteln. Sie schafft einen einheitlichen Binnenmarkt, der den freien Verkehr mit Arzneimitteln ermöglicht und damit die Versorgung über nationale Grenzen erleichtert und stabilisiert. Nicht zuletzt erleichtert und fördert sie grenzüberschreitend Forschung und Entwicklung in einem Maße, das einzelne Staaten nicht leisten könnten.
Die pharmazeutische Industrie ist durch die enge Verflechtung Großbritanniens in der Europäischen Union gekennzeichnet. Uns verbinden über Jahrzehnte gewachsene wechselseitige Handelsverbindungen, die wir nun innerhalb von kurzer Zeit auf eine neue Grundlage stellen müssen – soweit dies überhaupt möglich sein wird. Großbritannien und Deutschland sind starke Pharmastandorte. Es wird unsere Unternehmen große Anstrengungen kosten, die neuen bürokratischen Hürden zu nehmen, die nun in der Folge des Austritts Großbritanniens aus der Union auf uns zukommen.
Der Mittelpunkt für die Bewertung und Zulassung von Arzneimitteln ist bisher die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) in London. Die Behörde wird einen neuen Sitz nehmen müssen; die Verfahren werden in Zukunft woanders organisiert. Dadurch dürfen die pharmazeutischen Unternehmen nicht belastet werden.
Mehr noch als die Summe aller wirtschaftlichen und administrativen Probleme schmerzt uns der Abschied von unseren britischen Freunden aus dem Kreis des guten Miteinanders in der Europäischen Union.”