Berlin – Ab heute erhalten 10.000 ausgewählte Versicherte in der Region Flensburg die bundesweit ersten elektronischen Gesundheitskarten (eGK). Zusammen mit 25 ausgewählten Ärztinnen und Ärzten sowie schrittweise zwei Krankenhäusern werden sie die neue eGK mit Lichtbild testen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden auch die Apotheker eingebunden. Die Karten wurden von der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH (gematik) entwickelt und jetzt für den bundesweiten Einsatz freigegeben.
Die nunmehr beginnenden bundesweiten Tests basieren zu einem wesentlichen Teil auf den Erfahrungen im Flensburger Vorprojekt. Hier waren zuletzt bereits über 1.200 elektronische Gesundheitskarten ausgegeben worden, die in 40 Arztpraxen und 18 Apotheken eingesetzt wurden.
Die schleswig-holsteinische Gesundheitsministerin, Dr. Gitta Trauernicht, begrüßte die Übergabe der ersten eGKs: “Der lange Marsch, der mit der Präsentation des ersten Prototypen der elektronischen Gesundheitskarte Schleswig-Holstein hier in der Praxis von Dr. Ingeborg Kreuz im April 2002 begann und seinen ersten Höhepunkt im Feldversuch mit 1.200 schleswig-holsteinischen elektronischen Gesundheitskarten hatte, ist damit erfolgreich beendet. Mit dem heutigen Start der 10.000er Testphase in Flensburg beginnt der Alltag mit der eGK. Zu diesem großen Erfolg gratuliere ich als Schirmherrin des schleswig-holsteinischen Projekts allen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft elektronische Gesundheitskarte Schleswig-Holstein (ARGE eGK.SH GmbH). Nur aufgrund der intensiven Zusammenarbeit von Politik, Krankenkassen, Ärzte- und Apothekerschaft, Krankenhäusern und weiteren Akteuren der Gesundheitswirtschaft konnte dies gelingen.”
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Marion Caspers-Merk: “Mit der Ausgabe der ersten elektronischen Gesundheitskarten schaffen wir die Voraussetzungen für den Einsatz modernster Informations- und Kommunikationsstrukturen im Gesundheitssystem. Das Gesundheitswesen wird dadurch leistungsfähiger und sicherer, eine sektorübergreifende, abgestimmte Versorgung der Versicherten wird möglich. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer besseren medizinischen Versorgung für 82 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Das zeigt: das Gesundheitssystem ist Auslöser für die Entwicklung hochinnovativer technischer Prozesse und damit auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ich danke Schleswig-Holstein für die geleisteten Aktivitäten und Vorarbeiten, die eine Aufnahme der Testung mit echten Daten in diesem Jahr noch möglich macht.”
Dr. Dieter Paffrath, stellvertretender Vorsitzender der ARGE eGK.SH GmbH, hat hohe Erwartungen an die elektronische Gesundheitskarte: “Damit können künftig die Patienten schneller, effizienter und kostengünstiger behandelt werden. Insbesondere dann, wenn voraussichtlich schon im nächsten Jahr weitere Funktionen wie das elektronische Rezept und die Speicherung von Notfalldaten hinzukommen. Wir werden die sich bietenden technischen Möglichkeiten konsequent nutzen.”
Das betonte auch Gesundheitsministerin Dr. Trauernicht: “Mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ist der Startschuss für eine grundlegende technische Strukturreform im Gesundheitswesen erfolgt. Durch die mit der Karte bald möglichen neuen Anwendungen werden sich Qualität und Sicherheit, aber auch die Wirtschaftlichkeit der medizinischen Versorgung deutlich verbessern. So kann durch den Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte zum Beispiel die Gefahr von Arzneimittelunverträglichkeiten, die gerade in eiligen Notfällen in der Vergangenheit zu schweren Komplikationen bis hin zu Todesfällen geführt haben, deutlich reduziert werden.”
Als Gastgeberin des heutigen Ausgabestarts begrüßte Dr. Kreuz, dass die Flensburger Erfahrungen in das Konzept zur bundesweiten Einführung der eGK mit eingeflossen sind. Darüber hinaus knüpft sie weitere Erwartungen an die Karte. Wichtig sei, dass möglichst bald die elektronische Patientenakte und der elektronische Arztbrief eingeführt werden. Besonders diese zwei Bausteine könnten die bisherige Behandlungsqualität effektiv ergänzen. Wichtig für die Ärzte ist dabei auch, dass diese Leistungen im Zusammenhang mit der bundesweiten Einführung der Karte angemessen honoriert werden. “Ich bin sicher, dass wir auch diese Herausforderung gemeinsam mit unseren Projektpartnern lösen werden”, so Dr. Kreuz.
Vertreter zahlreicher, am Projekt beteiligter Krankenkassen, überreichten ersten, ausgewählten Kunden in der Praxis von Dr. Kreuz persönlich ihre neue Karte. “Mit dem heutigen Ausgabestart kommen die neuen Karten noch im laufenden Abrechnungsquartal 4/2006 in die praktische Anwendung. Durch den Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte arbeiten die EDV-Systeme von Ärzten, KVen, Krankenkassen, Apotheken und sonstigen datenverarbeitenden Stellen automatisch mit der neuen Krankenversicherungsnummer”, sagte der schleswig-holsteinische Projektleiter Jan Meincke.
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Marion Caspers-Merk: “Der Weg bis zu dem heutigen Meilenstein war nicht immer leicht. Ich kann Ihnen aber versichern, dass die Politik den Prozess der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte konsequent weiter vorantreiben wird – im Interesse von 82 Millionen Menschen, die auf die notwendigen Verbesserungen unserer Gesundheitsversorgung warten.”
Weitere Informationen zur elektronischen Gesundheitskarte gibt es unter http://www.gesundheitskarte-sh.de im Internetportal der eGK.SH.
Hintergrund: Gesellschafter der ARGE eGK.SH GmbH sind die AOK Schleswig-Holstein, der BKK-Landesverband NORD, die IKK Nord sowie die Ersatzkassen BARMER, DAK, GEK, HMK, KKH und TK, der Verband der privaten Krankenversicherung sowie Ärztekammer, Apothekerkammer, Apothekerverband, Kassenärztliche Vereinigung und Krankenhausgesellschaft in Schleswig-Holstein.