Hamburg/Köln – Endlich ist es soweit: Der siebenjährige Maximilian aus Hamburg trifft Jennifer (36) aus Langenfeld, die ihm vor zwei Jahren mit einer Knochenmarkspende ein zweites Leben geschenkt hat.
„Die Geburt meines Sohnes und die Knochenmarkspende sind das Wertvollste, was ich bisher getan habe“, sagt DKMS-Spenderin Jennifer Münch. Zwei Jahre müssen sie und Maximilian warten, um sich endlich persönlich kennen zu lernen. Endlich stehen sie sich in Hamburg zum ersten Mal gegenüber. Zusammen mit seinen Eltern Anne und Lars Holm und seinen beiden älteren Geschwistern Sophie (9) und Alexander (11), hat Maximilian Jennifer zu sich eingeladen. Die Arzthelferin hat Sohn Louis (7) und ihren Freund Markus Klesse dabei. Beim Spielen im Garten kommen sich Jennifer und Maximilian näher und als er gefragt wird, was er von seiner großen, „genetischen Zwillingsschwester“ hält, sagt er: „Nett!“ Jennifer ist glücklich und stolz, den Jungen so gesund zu sehen.
Rückblick: Ostern 2011 wird bei dem damals vierjährigen Maximilian Blutkrebs diagnostiziert. Fünf Chemotherapien muss er über sich ergehen lassen, leider ohne dauerhaften Erfolg. In der Familie gibt es leider keinen passenden Spender, so dass nur ein Fremdspender in Frage kommt. Maxis Kindergarten, die Wurzelwichte, veranstalten im Sommer 2011 gemeinsam mit der DKMS eine große Registrierungsaktion, bei der sich über 1800 Menschen registrieren lassen. Im September erreicht die Familie dann endlich die erlösende Nachricht: es gibt einen passenden Spender – Jennifer Münch. Leider greift die Chemotherapie zur Vorbereitung auf die Transplantation zunächst nicht, so dass Maximilian schlussendlich erst im Dezember 2011 transplantiert werden kann. Auch danach reagiert sein kleiner Körper zunächst mit heftigen Abstoßungsreaktionen und Nebenwirkungen. Nach vielen Monaten des Hoffens und Bangens nimmt sein Immunsystem Jennifers Knochenmark schließlich an und beginnt, wieder gesundes Blut zu bilden. Heute, zwei Jahre später, ist Maximilian ein gesunder Junge und geht in die erste Klasse.
Jennifer Münch lässt sich 2009 registrieren. Die Apotheke, die sich im Ärztehaus befindet, in dem sie arbeitet, ruft zur Stammzellspende bei der DKMS auf. Zwei Jahre später wird die Arzthelferin für Dialyse zur Spende aufgefordert. „Das fand ich unglaublich schön und aufregend. Die Vorstellung, jemandem ein zweites Leben zu schenken, war ein wertvolles Gefühl“, sagt sie. Sie gehört zu den 20 Prozent der DKMS-Spender, die unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen bekommen haben. „Ich hatte danach Muskelkater im Beckenbereich, der aber nach ein paar Tagen wieder weg war. Die Stiche sind schnell wieder verheilt“, sagt sie. In 80 Prozent wird jedoch ambulant gespendet. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die benötigten Blutstammzellen über einen venösen Zugang aus dem Arm abgesammelt werden. Vorab wird die Produktion durch ein Medikament angekurbelt.
Jennifer würde immer wieder spenden und erinnert sich, dass die Zeit des Wartens schlimm war. Ab und an erkundigte sie sich bei der DKMS, ob ein erstes Anwachsen ihres Knochenmarks bei ihrem kleinen genetischen Zwilling zu verbuchen war. Dann endlich die erlösende Nachricht – ihr Knochenmark arbeitete. „Das war Euphorie pur“, sagt sie. Jennifer begann immer wieder, anonym einen Brief zu schreiben. Aber wie beginnt man den, wenn man nicht den Eindruck erwecken möchte, Dankbarkeit einzufordern? Dieser und ähnliche Gedanken gehen ihr durch den Kopf. Nach einem Jahr bringt sie die richtigen Worte zu Papier und erhält auch prompt Antwort.
Seither tauschen sie sich immer wieder anonym über die DKMS aus. Anonym folgte auch die Einladung nach Hamburg. Das Wochenende ist leider viel zu schnell vorbei. Beide Seiten sind sich einig, dass ein baldiges Wiedersehen stattfinden muss. Zwischenzeitlich wird telefoniert und gemailt.
Über die DKMS Familie
Die DKMS sucht und vermittelt Stammzellspender für Menschen mit Blutkrebs und anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems. Mit weltweit insgesamt über 3,9 Millionen Registrierten (davon drei Millionen in Deutschland) und mehr als 39.000 ermöglichten Stammzelltransplantationen (davon fast 37.000 in Deutschland) ist die DKMS-Familie der weltweit größte Dateienverbund. Den Anstoß zur Gründung gab 1991 das Schicksal der an Leukämie erkrankten Mechtild Harf, die eine Stammzelltransplantation benötigte. Mit dem Ziel, gemeinschaftlich noch mehr Leben zu retten, weitet die DKMS ihre Arbeit auch auf andere Länder aus. Bisher ist sie in den USA (Delete Blood Cancer), Polen (DKMS Polska), Spanien (Fundación DKMS España) und in Großbritannien (Delete Blood Cancer UK) vertreten.