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Stärkung der Männergesundheit: Weitere Diskussion der Veranstaltungsreihe in München zum Thema „Männlichkeit und Depression“
Prof. Dr. Silvia Krumm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung am Universitätsklinikum Ulm, zum Thema Männlichkeit und Depression.

Stärkung der Männergesundheit: Weitere Diskussion der Veranstaltungsreihe in München zum Thema „Männlichkeit und Depression“

Pressemitteilung

Männer stehen sich für eine bessere Gesundheitsversorgung selbst im Weg 

Berlin, München – Am Mittwoch (12. Juni) fand in München in den Räumen der Siemens Betriebskrankenkasse SBK eine neue Ausgabe der bundesweiten RoundTable-Reihe des Instituts für Gendergesundheit mit dem Titel „Was kann Mann machen – Prävention und Versorgung männerspezifischer Erkrankungen stattIm Zentrum der Reihe, die in einer Abschlussveranstaltung in Berlin mündet, steht die Frage: Wie können Männer besser für Prävention erreicht werden und welche Versorgungsstrukturen werden gebraucht, um typische Männererkrankungen künftig früher entdecken und besser behandeln zu können? Am Mittwoch ging es um das Thema Depression und welche Angebote es braucht, damit betroffene Männer sich behandeln lassen.

„Männer haben eine durchschnittlich geringere Lebenserwartung als Frauen, nehmen vergleichsweise weniger Präventionsangebote wahr und gehen seltener zu Vorsorgeuntersuchungen“, so die Leiterin des Instituts für Gendergesundheit, Frau Dr. Martina Kloepfer. Hier sei nach zugrundeliegenden Faktoren sowie nach Kommunikationspotenzialen und Versorgungsmodellen zu fragen, so Dr. Kloepfer. Ihr ausdrücklicher Dank geht dabei auch an den Sponsor der Veranstaltungsreihe, dem globalen Gesundheitsunternehmen Viatris

Veranstaltung in München mit dem Thema: „Männlichkeit und Depression

„Wir greifen in München ein besonders wichtiges Thema auf, denn die Depression widerspricht tatsächlich nicht nur allen Männlichkeitsbildern von Stärke und Souveränität, sondern psychische Erkrankungen sind auch in der Geschichte der Medizin immer eher weiblich assoziiert gewesen“, so Dr. Kloepfer einleitend.

Diese Analyse wird von Franziska Beckebans, Bereichsleiterin Kundenmanagement und Versorgung bei der SBK, bestätigt: „Wir können anhand unserer Daten erkennen, dass Männer tatsächlich wesentlich weniger psychotherapeutische Leistungen in Anspruch nehmen“, so die studierte Sozialwissenschaftlerin und Gesundheitsökonomin. Es sei unwahrscheinlich, dass diese geringere Inanspruchnahme dem tatsächlichen Versorgungbedarf entspreche. „Wir testen daher verschiedene Wege, wie wir unsere männlichen Versicherten zu unterschiedlichen gesundheitlichen Themen besser erreichen und begleiten können. Eine Chance könnte hier der neue Paragraph 25b des SGB V bieten, der uns die Möglichkeit gibt, die Versicherten direkt zu kontaktieren. Allerdings sind die bürokratischen Hürden dazu sehr hoch. So bleibt abzuwarten, ob der Paragraph in der Praxis eine Unterstützung für die bessere Begleitung von Männern in der Versorgung bietet.“

Dies entspricht auch den Beobachtungen von Prof. Dr. Silvia Krumm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung am Universitätsklinikum Ulm: „Frauen sind etwa doppelt so häufig von Depression betroffen wie Männer. Gleichzeitig haben Männer ein bis zu dreifach erhöhtes Suizidrisiko“. Dieses als „Geschlechterparadox der Depression“ beschriebene Phänomen lenke den Blick auf die Frage, warum Männer durch Hilfsangebote offenbar zu wenig erreicht werden. Traditionelle Männlichkeitsnormen spielten dabei eine zentrale Rolle. „Jenseits der häufig stereotypen Bilder zum riskanten männlichen Gesundheitsverhalten wissen wir jedoch wenig über den Zusammenhang zwischen Männlichkeitsorientierungen und psychischer Gesundheit“, so der Befund der Soziologin.

Auch in München schloss sich den Ausführungen der Referentinnen eine lebhafte Diskussion der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Vor allem Sprache und Kommunikation standen dabei im Zentrum. Wichtig sei eine frühe und proaktive Ansprache, die idealerweise über den Hausarzt erfolgen solle, so die Erfahrungen aus dem Teilnehmerkreis. Dabei sei die Wortwahl von besonderer Bedeutung: „Gerade der Begriff der Depression ist vor allem bei jüngeren Männern besonders negativ besetzt. Nach meiner Einschätzung öffnet die Verwendung von Bezeichnungen wie ‚Stress‘ oder ‚Burnout‘ die Türen zu einem ersten helfenden Gespräch sehr viel leichter“, so die Erfahrung einer Teilnehmerin. Für einen erfolgreichen Therapieeinstieg müssten solche geschlechterspezifischen Unterschiede in der Diagnostik auch Teil der medizinischen und psychotherapeutischen Ausbildung werden, so die einhellige Überzeugung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

 „Die Sitzung in München hat uns mit reichem Material für unsere abschließende wissenschaftliche Publikation durch Herrn Prof. Dr. Volker Amelung (MHH | Institut für angewandte Versorgungsforschung – inav) und unsere zusammenfassende Abschlussveranstaltung in Berlin versorgt“, so Dr. Kloepfer.

Gemeinsam mit den Beteiligten sah sich Dr. Martina Kloepfer auch bei der zweiten Veranstaltung der Reihe „Was kann Mann machen – Prävention und Versorgung männerspezifischer Erkrankungen“ von den Ansätzen des Instituts für Gendergesundheit und des Sponsors der Reihe bestätigt: „Bei der Depression wird die Unterversorgung männlicher Patienten besonders deutlich und dramatisch erkennbar. Wir sollten es uns nicht länger erlauben, diesen evidenten Befund weiterhin einfach hinzunehmen“, so Dr. Kloepfer abschließend.