München – Das Neugeborenen-Hörscreening deckt Hörstörungen rechtzeitig auf, Schäden in der kindlichen Entwicklung werden vermieden. Nach Abschluss des bayerischen Modellprojekts kommt es nun bayernweit zum Einsatz, wie Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml heute im Klinikum am Bruderwald in Bamberg betonte. Huml: “Entscheidend ist, dass alle betroffenen Kinder erfasst und behandelt werden. Daher dehnen wir das erfolgreich erprobte Programm aus Hörtests einerseits und intensiver Anschlussbetreuung andererseits aktuell auf ganz Bayern aus.” Besonders erfreulich ist dabei nach Humls Worten, dass seit Januar 2009 die Früherkennung von Hörstörungen bei Neugeborenen eine Leistung der Gesetzlichen Krankenkassen ist. In das Neugeborenen-Hörscreening sollen in Bayern nun alle 139 Geburtskliniken und 32 Kinderkliniken eingebunden werden. Das Bayerische Gesundheitsministerium unterstützt die Einführung mit Schulungen für Kliniken und niedergelassene Ärzte.
Bayern gehört im Neugeborenen-Screening zu den führenden Ländern. Von 2003 bis Ende 2008 wurde in der Oberpfalz und zusätzlich ab 2006 in Oberfranken ein vom Gesundheitsministerium gefördertes Modellprojekt mit großem Erfolg durchgeführt. Dabei finden die Hörtests an den Geburtskliniken und bei niedergelassenen Ärzten statt. Im Anschluss sorgen das Screening-Zentrum im Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und die Gesundheitsämter für die Nachverfolgung der Kontrolluntersuchungen (‘Tracking’) und die vollständige Teilnahme aller Kinder. Seit 2003 wurden so in den Modellregionen weit über 73.000 Kinder untersucht. In 51 Fällen wurden schwere Hörstörungen entdeckt. Die betroffenen Kinder begannen eine Therapie, 23 davon nur aufgrund des aktiven Nachgehens durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst. Das in Bayern eingeführte Tracking ist daher laut Huml ganz entscheidend für den Erfolg des Gesamtprogramms. Aktuell übermitteln bereits 67 Geburtskliniken und 18 Kinderkliniken ihre Untersuchungsdaten an das Screening-Zentrum.
Etwa eines von 1000 Kindern wird mit schwerer beidseitiger Schwerhörigkeit geboren. In Bayern sind das pro Jahr etwa 100 Kinder. Durch frühe Diagnostik und Therapie können sonst häufig irreversible Sprach- und Entwicklungsstörungen vermieden werden.
Weitere Informationen: http://www.gesundheit.bayern.de