München – Die Vorschläge des Pflegebevollmächtigten stellen eine echte Verbesserung für Betroffene dar – dennoch gibt es Optimierungspotential
Vor Kurzem hat der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus seine Vorschläge zur Reformierung der häuslichen Pflege vorgestellt. Sie sehen eine deutliche Verringerung der Bürokratie und mehr individuelle Lösungen vor. Laut Franziska Beckebans, bei der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse für Pflegeleistungen zuständig, würden die Vorschläge Pflegebedürftige und ihre Angehörigen tatsächlich entlasten. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf, beispielweise für Demenzkranke und Kinder oder bei der Rolle der Pflege-Ko-Piloten.
Welche Probleme im Bereich der häuslichen Pflege sehen Sie bei der SBK aktuell, die dringend einer Lösung bedürfen?
Insbesondere bei den Entlastungsleistungen und bei der Kurzzeitpflege beobachten wir, dass Versicherte diese gerne in Anspruch nehmen möchten, aber teilweise keinen geeigneten Anbieter finden. Grund hierfür sind länderspezifische starre Vorgaben zu den Zulassungsvoraussetzungen von privaten Anbietern sowie der Mangel an Plätzen in der Kurzzeitpflege. Das bedeutet, die Gelder stehen Pflegebedürftigen zwar zur Verfügung, werden aber nicht genutzt. Hinzu kommt, dass bei den Entlastungsleistungen entweder Versicherte finanziell oder Pflegedienste mit ihrer Arbeit in Vorleistung gehen müssen. Im Nachgang erstatten wir dann jede Einzelrechnung. Dies schafft bei den Pflegekassen einen enorm hohen bürokratischen Abrechnungsaufwand, der wiederum dazu führt, dass Betroffene im Zweifel auf ihr Geld warten müssen.
Was hat Sie von den Vorschlägen des Patientenbevollmächtigten überzeugt?
Ich habe mich sehr gefreut, dass unsere Forderungen nach weniger Bürokratie und mehr Flexibilität endlich in der Politik Gehör gefunden haben. Es gibt konkrete und spürbare Verbesserungen für Betroffene: Das nicht genutzte Pflegebudget zu 50 Prozent auszuzahlen und die Möglichkeit, das Geld für verschiedene Leistungen je nach Bedarf einzusetzen, ist klug und richtig. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und fehlenden ehrenamtlichen Helfern gewinnen die Betroffenen deutlich mehr Flexibilität. Warum sollte beispielsweise ein Reinigungsdienst von der Pflegekasse geprüft werden müssen? Die Pflegebedürftigkeit ist festgestellt – wofür das Geld genutzt wird, sollten Betroffene selbstbestimmt entscheiden können. Die Heterogenität der verschiedenen Pflegesituationen verbietet pauschale Vorgaben.
Gibt es auch etwas unter den Vorschlägen, das Sie anders lösen würden?
Ich empfinde es als kritisch, dass Herr Westerfellhaus das Entlastungsbudget augenscheinlich ausschließlich für Tages- und Nachtpflege sowie Kurzzeitpflege vorsieht – beides stationäre Angebote – und hierfür einen Teil des Budgets der Verhinderungspflege nutzen möchte. Gerade für an Demenz erkrankte Menschen und bei Kindern sind diese häufig keine Option, da sich die Betroffenen oft nur in der gewohnten Umgebung und teils nur von bekannten Pflegepersonen betreuen lassen. Für diese Gruppe würde sich das Budget für die Verhinderungspflege um einen erheblichen Anteil verringern, wenn ich das richtig interpretiere. Hier sollte nachgebessert werden. Auch das Konzept des Pflege-Ko-Piloten finde ich in der aktuellen Ausführung nicht ideal. Versicherten eine erfahrene Person beratend zur Seite zu stellen, ist richtig. Allerdings lässt Andreas Westerfellhaus die Pflegekassen dabei völlig außen vor, da diese nicht unabhängig seien. Hier habe ich keine Bedenken. Wir sind immer daran interessiert, dass Versicherte Leistungen ihrer Pflegesituation entsprechend bestmöglich ausschöpfen können. Ohne eine Einbindung der Pflegekassen wird das Konzept aber auch aufgrund der aktuellen Organisation nicht aufgehen. Eine zeitgleiche Beratung und Genehmigung der Leistungen durch die Pflegekasse stellen in meinen Augen einen erheblichen Vorteil dar. Das schließt jedoch nicht aus, dass die Kommunen stärker als bisher in die Betreuung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen eingebunden werden. Diese können vor Ort zwischen Betroffenen, Ehrenamtlichen und Leistungserbringern vermitteln. Hier halte ich ein Zusammenspiel zwischen der Pflegeberatung und einem sogenannten Pflege-Ko-Piloten vor Ort eine ideale Kombination.
Die Pressematerialien finden Sie hier zum kostenfreien Download.
Über die SBK:
Die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse ist die größte Betriebskrankenkasse Deutschlands und gehört zu den 20 größten gesetzlichen Krankenkassen. Als geöffnete, bundesweit tätige Krankenkasse versichert sie mehr als 1 Million Menschen und betreut über 100.000 Firmenkunden in Deutschland – mit mehr als 1.500 Mitarbeitern in 94 Geschäftsstellen.Seit über 100 Jahren setzt sich die SBK persönlich und engagiert für die Interessen der Versicherten ein. Sie positioniert sich als Vorreiter für einen echten Qualitätswettbewerb in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Voraussetzung dafür ist aus Sicht der SBK mehr Transparenz für die Versicherten – über relevante Finanzkennzahlen, aber auch über Leistungsbereitschaft, Beratung und Dienstleistungsqualität von Krankenkassen. Im Sinne des Kunden vereint die SBK darüber hinaus das Beste aus persönlicher und digitaler Welt und treibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen aktiv voran.