Stuttgart – Sozialministerin Katrin Altpeter will auf die Bedürftigkeit der rund 150.000 Kinder unter 15 Jahren in Baden-Württemberg, die Schätzungen zufolge mit mindestens einem suchtkranken Elternteil zusammenleben, aufmerksam machen. Deshalb unterstützt sie die bundesweite Aktionswoche für Kinder mit suchtkranken Eltern in der kommenden Woche. Baden-Württemberg beteiligt sich mit Informationsveranstaltungen, Filmvorführungen, Lesungen, Konzerten und Kunstaktionen daran. „Wir dürfen Kinder aus suchtbelasteten Familien nicht allein lassen. Sie sind besonders gefährdet, später selbst suchtkrank zu werden. Mit der richtigen Hilfe können sie sich zu gesunden und lebenstüchtigen Erwachsenen entwickeln“, erklärte die Ministerin am Freitag (7. Februar) in Stuttgart. Vor einem Jahr hatte die Ministerin gemeinsam mit der Landesstelle für Suchtfragen und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) erfolgreich das Projekt „Schulterschluss“ ins Leben gerufen. Dabei werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugend- und Suchthilfe für das Problem sensibilisiert und dazu ermutigt, betroffenen Kindern frühzeitig Unterstützung anzubieten, die ihnen in ihrer Situation helfen.
Kinder aus suchtbelasteten Familien leiden häufig unter sozialen, psychischen und körperlichen Belastungen. Zu ihrem Alltag gehören Schuld- und Schamgefühle, Verlassenheitsängste, Wut und Trauer und manchmal auch psychische und körperliche Gewalt. Etwa 30 Prozent entwickeln im Erwachsenenalter eine eigene Suchterkrankung oder andere psychische Probleme.
Altpeter: „Betroffene Kinder brauchen vertrauenswürdige Erwachsene, die Verantwortung übernehmen, wenn die eigenen Eltern dazu nicht in der Lage sind. Deshalb ist es wichtig, dass alle – egal ob Erzieher, Lehrer, Fußballtrainer, Hausarzt oder Nachbar – um die Nöte dieser Kinder wissen, sie auf ihre Situation ansprechen und ihnen im Bedarfsfall weiter helfen. Dazu will die Aktionswoche beitragen.“
„Das Ausmaß der Belastung der betroffenen Kinder ist oft kaum vorstellbar“, berichtet Hansjörg Böhringer, Vorsitzender der Landesstelle für Suchtfragen. „Manche Jugendliche erzählen, wie sie sich als Kind umbringen wollten. Das erschüttert.“ Die Landesstelle koordiniert das Projekt „Schulterschluss“, das vom Sozialministerium mit über 100.000 Euro gefördert wird. Ein unverzichtbarer Partner des Projekts ist auch der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), bei dem das Landesjugendamt angesiedelt ist. „Das Landesjugendamt sorgt dafür, dass das Thema bei den Jugendämtern im Land ankommt“, so Ministerin Altpeter. Ohne die Unterstützung der Jugendämter würden die betroffenen Kinder nur schlecht erreicht werden. „Wir wollen, dass die Suchtprobleme in den Familien früher wahrgenommen werden zum Schutz der Kinder“, bestätigt Roland Kaiser, Dezernent des KVJS-Landesjugendamtes Baden-Württemberg.
Wie erfolgreich das gelingt, belegen die bisherigen Rückmeldungen zu „Schulterschluss“. „Wir hören aus allen Ecken Baden-Württembergs, dass „Schulterschluss“ vor Ort sehr gut angenommen wird. Das zeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, um Kindern aus suchtbelasteten Familien früh und passgenau zu helfen“, so Ministerin Altpeter.
Ergänzende Informationen:
Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche für Kinder suchtkranker Eltern werden auch in Baden-Württemberg vielfältige Veranstaltungen durchgeführt. Einen Überblick bietet die hierfür vorgesehene Homepage www.coa-aktionswoche.de