Hannover – Der Sommer-Urlaub 2016 steht bei vielen Menschen an. Die Vorfreude auf unbeschwerte Tage ist groß. Eine Reise ans Mittelmeer oder in die Tropen ist bereits gebucht oder ein Last Minute-Schnäppchen wird noch gesucht. Auf den Checklisten fürs Kofferpacken ist „Sonnenschutz“ ganz selbstverständlich aufgeführt: Sonnenbrille, Sonnenhut und Sonnenschutzmittel – die Gefahren starker UV-Strahlung kennt heute jeder. Doch nicht nur die Sonne ist in vielen beliebten Reiseländern ein Gesundheitsrisiko: Die Deutsche Leberstiftung weist auf die Gefahr hin, sich im Urlaubsland mit einer gefährlichen Virushepatitis zu infizieren.
Urlaubsrisiko: Hepatitis A-Virus
In vielen beliebten Reisegebieten – wie beispielsweise in der Mittelmeer-Region und in den Tropen – sind Hepatitis A-Viren weit verbreitet. Deshalb zählt Hepatitis A zu den typischen „Reisekrankheiten“. Da das Virus sehr widerstandsfähig ist und auch ungünstige Umweltbedingungen wie hohe Temperaturen oder viele Desinfektionsmittel überlebt, ist die Ansteckungsgefahr groß. So kann es nach dem Verzehr von ungenügend gegartem Gemüse oder dem Trinken von belastetem oder verunreinigtem Trinkwasser (auch als Eiswürfel) zu einer Infektion mit dem Virus kommen. Sogar eine Schmierinfektion durch direkten Kontakt zwischen Menschen ist möglich. „Viele Urlauber glauben, wenn sie den ganzen Urlaub in einer separaten Hotelanlage verbringen, wären sie vor einer Ansteckung sicher. Doch das ist ein Irrglaube, auch hier können sie sich über kontaminierte Lebensmittel oder eine Schmierinfektion anstecken”, betont Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Eine Hepatitis A klingt zwar bei gesunden Menschen in der Regel nach einer Weile von selbst ab, doch bei älteren oder kranken Menschen kann eine Hepatitis A auch zu einem akuten Leberversagen führen. Eine wirkungsvolle Impfung schützt vor Hepatitis A. Selbst kurz vor Antritt der Reise ist es nicht zu spät für die Impfung.
Urlaubsrisiko: Hepatitis B-Virus
Ein weiteres Infektionsrisiko im Urlaub ist das Hepatitis B-Virus. Die Ansteckung erfolgt über Körpersekrete wie Blut, Sperma oder Speichel. Neben ungeschütztem Sex zählen Tätowierungen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, zu den häufigsten Übertragungswegen. Auch bei Kontakten mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen wie beim Barbier, bei der Fußpflege oder bei unvorhergesehenen ärztlichen und zahnärztlichen Behandlungen besteht ein Infektionsrisiko, wenn unhygienische Bedingungen herrschen. Meist bemerken Infizierte nichts von ihrer Erkrankung. Kommt es jedoch zu einer chronischen Entzündung, besteht ein erhöhtes Risiko für bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder Zirrhose. Vor allem bei einer bestehenden Zirrhose ist das Risiko für einen Leberzellkrebs deutlich erhöht. Größtmöglichen Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis B-Virus gewährleistet eine entsprechende Impfung. Die Verwendung von Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B schützen, vermindert die Anzahl der notwendigen Injektionen. „Die Wichtigkeit von hohen Schutzfaktoren beim Sonnen in südlichen Ländern ist den meisten Menschen bekannt, ich hoffe, dass auch die Gefahren durch Hepatitis-Viren und die Schutzwirkung von Impfungen zukünftig ebenso ins öffentliche Bewusstsein gelangen“, sagt Prof. Manns. Eine kombinierte Impfung gegen Hepatitis A und B schützt für mehrere Jahre gegen eine Neuinfektion. Die Impfung erfolgt in drei Etappen: Die erste und zweite Spritze werden in einem Abstand von einem Monat gegeben; die dritte Spritze erfolgt nach weiteren sechs Monaten. Bei gesunden Erwachsenen besteht die Möglichkeit, durch ein beschleunigtes Impfschema an den Tagen 0, 7 und 21 den Impfschutz schneller zu erreichen. Die Impfungen sind gut verträglich. Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis delta, da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.
Urlaubsrisiko: Hepatitis C-Virus
Das Hepatitis C-Virus wird fast ausschließlich über Blut-Kontakte übertragen. Zu den Haupt-Infektionswegen zählen unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Eine Impfung gibt es gegen Hepatitis C nicht. Es gibt heute sehr gut wirkende Therapien gegen eine Hepatitis C-Virusinfektion. Allerdings wird auch diese Erkrankung oft spät erkannt und kann unbehandelt in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden. „Auch wenn die Infektion mit einem Hepatitis-Virus in vielen Fällen schon gut behandelt werden kann – wenn sie denn entdeckt wird – ist natürlich die Vermeidung einer Infektion durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen immer noch der beste Schutz der Gesundheit“, ruft Prof. Manns zur Vorsorge, beispielsweise durch Impfungen auf.
10 Jahre Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung seit ihrer Gründung vor zehn Jahren sehr erfolgreich. Weitere Informationen: www.deutsche-leberstiftung.de.
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