Berlin – Das Land Berlin und die Landesverbände der Kranken- und Pflegekassen haben sich auf einen Landesrahmenvertrag über die Arbeit und Finanzierung von Pflegestützpunkten in Berlin geeinigt. Damit ist sichergestellt, dass es in Berlin bis zum Sommer 2009 insgesamt 24 und bis Ende 2011 insgesamt 36 Pflegestützpunkte verteilt über alle zwölf Bezirke geben wird. Die zwölf vom Land finanzierten Koordinierungsstellen Rund ums Alter, die es in jedem Bezirk gibt, werden in die neue Struktur eingebunden. Das Land übernimmt mit 1,6 Millionen Euro jährlich rund ein Drittel der Kosten. Den Rest tragen die Kranken- und Pflegekassen.
Damit ist eine wohnortnahe und unabhängige Beratung und Hilfe für alle Bürgerinnen und Bürger zu allen Fragen rund um das Thema Pflege garantiert.
Das haben die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales Heidi Knake-Werner sowie der Vorstandsvorsitzende der AOK Berlin Werner Felder heute auf einer Pressekonferenz im künftigen Pflegestützpunkt in der Wilhelmstraße in Kreuzberg bekannt gegeben.
Senatorin Knake-Werner äußerte sich zufrieden über die Einigung mit den Kassen, gemeinsam in Berlin Pflegestützpunkte einzurichten. Sie hob die besondere Bedeutung dieses Angebotes angesichts der demographischen Entwicklung und der älter werdenden Stadtgesellschaft hervor. Eine gute Beratung, die alle Angebote vernetzt und koordiniert, sei eine sehr wichtige Hilfe, wenn es um das passende Versorgungsangebot für Pflegebedürftige gehe: “Wir haben ein breit gefächertes Angebot an stationärer und ambulanter Versorgung. Viele Pflegebedürftige möchten so lange wie möglich zu Hause leben. In den Pflegestützpunkten kann nun jeder Einzelne entsprechend seinen Bedürfnissen beraten und bei der Inanspruchnahme der Hilfe begleitet werden. Wir können so hoffentlich auch unnötige Heimunterbringungen verhindern” so die Senatorin.
Die ersten 24 Pflegestützpunkte werden im Juli diesen Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Die Kassen werden bis Ende des Jahres noch drei weitere Stützpunkte in Betrieb nehmen, die in den Bezirken Lichtenberg, Reinickendorf und Treptow-Köpenick eine bessere Erreichbarkeit gewährleisten. Damit wird es zum Jahresende in allen Bezirken mindestens zwei Pflegestützpunkte geben. Bis Ende 2011 werden es insgesamt 36 Stützpunkte sein.
“Mit den Pflegestützpunkten werden wohnortnah Anlaufstellen angeboten, die pflegebedürftige Bürger und deren Angehörige umfassend und unabhängig und mit einheitlicher Qualität beraten. Auf Wunsch kann der Hilfesuchende auch zu Hause etwa über Sozialleistungen und Hilfsangebote informiert werden. Am Ende des Gesprächs erhält er ein schriftliches Ergebnis,” erläutert Werner Felder, Vorstandsvorsitzender der AOK Berlin.
Ein Steuerungsgremium der gemeinsamen Träger in den einzelnen Pflegestützpunkten wird unter anderem die Einbindung von Selbsthilfegruppen und Ehrenamtlicher sowie die Beteiligung von kirchlichen und gesellschaftlichen Trägern und Organisationen regeln.
Hintergrund: Derzeit beziehen in Berlin knapp 96.000 Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Die statistischen Ämter von Bund und Ländern prognostizieren für Berlin für das Jahr 2020 rund 128.000 Bezieherinnen und Bezieher von Leistungen aus der Pflegeversicherung. Das bedeutet einen Anstieg um 33 Prozent gegenüber 2005. Bundesweit rechnen sie im gleichen Zeitraum mit einem Anstieg um 37 Prozent.
28 Prozent der Pflegebedürftigen in Berlin werden stationär versorgt, 72 Prozent ambulant, davon zwei Drittel – das sind rund 48.000 – zu Hause von ihren Familien.
In Berlin gibt es rund 400 Pflegeheime mit einer Kapazität von mehr als 30.000 Plätzen; davon rund 60 Tagespflegeeinrichtungen, 30 Kurzzeitpflegeeinrichtungen und rund 290 Langzeitpflegeheime. Etwa 450 ambulante Pflegedienste versorgen die ambulant betreuten Pflegebedürftigen.